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Als wir Schwäne waren

Roman

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Als wir Schwäne waren

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Beschreibung

Details

Verkaufsrang

7826

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

19.08.2024

Verlag

Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

Seitenzahl

192

Beschreibung

Details

Verkaufsrang

7826

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

19.08.2024

Verlag

Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

Seitenzahl

192

Maße (L/B/H)

20.8/13.4/2.5 cm

Gewicht

304 g

Auflage

1. Auflage

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-446-28142-4

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Wortgewaltige, fesselnde Beschreibung von Gewalt und Hoffnungslosigkeit im sozialen Brennpunkt. Ein literarisches Juwel.

Klugscheisser am 11.09.2024

Bewertungsnummer: 2290101

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

"Als wir Schwäne waren" von Behzad Karim Khani In seinem zweiten Roman beschreibt der gebürtige Iraner Behzad Karim Khani, der mit seinen Eltern im Alter von zehn Jahren aus dem Iran nach Deutschland fliehen mußte, sein Aufwachsen in einem von Gewalt geprägten Problemviertel im Ruhrgebiet. Dieses vergleicht er mit einem sich selbst überlassenen Aquarium aus dem es nur die Wenigsten heraus schaffen. Obwohl er dieses Aquarium der Gewalt, Lieblosigkeit und Hoffnungslosigkeit verlassen will, möchte er auch nicht Teil der Welt außerhalb des Aquariums sein, da er sich auch der Sphäre der „normalen“ deutschen Gesellschaft nicht zugehörig fühlt. Und so möchte sich Reza, sein Alter Ego im Roman, in der Trennscheibe dieser beiden Welten einrichten und diese soll so dick wie möglich sein. Genau genommen ist dieses Buch eine chronologische Aneinanderreihung von kleinen, oft nur wenige Seiten umfassenden Essays die schlaglichtartig das Leben von Reza und seine kriminelle Entwicklung beleuchten, bis er es mit zwanzig Jahren schafft, sich diesem Leben zu entwinden und nach drei Jahren harter Arbeit, seine neue Heimat in Berlin findet. Die knappen Kapitel machen das Lesen kurzweilig und abwechslungsreich, wenngleich auch bisweilen tagebuchartig. Doch zeigt es mir, daß der Autor ein Gunstvoller ist, denn er schenkt uns Lesenden Beobachtungen, Erkenntnisse und Weisheiten in konzentrierter Form, manch anderer Autor hätte diesen Stoff auf 500 Seiten aufgebläht. Wie mit einer Armbrust aus kurzer Distanz abgefeuerte Pfeile schlagen hier manche Worte und Sätze beim Leser ein. Als wolle uns der Autor mit Gewalt aus dem Sessel kippen, in dem wir es uns nur allzu bequem gemacht haben. So lesen wir teilweise mit offenem Mund voller Entsetzen ob der Gefühls- und Lieblosigkeit, ob der Gewalt einer Parallelgesellschaft. Und dennoch kann ich manche Zwangsläufigkeit wie, daß z.B. der Mangel an Markenklamotten und -schuhen direkt in die Prostitution führt, nicht als Automatismus anerkennen. Den Großteil der Gewalt, die in diesem Viertel quasi als Lebenseinstellung zelebriert wird, haben die dort Lebenden durch das Erlebte mitgebracht, sie ist nur teilweise auf das Verhalten der Gesellschaft außerhalb des Aquariums zurückzuführen. Als Leser komme ich mir fast vor wie ein Boxer. Manche Sätze sind wie ein Schlag gegen die Brust, der mir den Atem nimmt, in den Magen und mich fast zusammenbrechen läßt oder voll auf die Zwölf. Doch nicht alle Schläge treffen, manche Metaphern, Vergleiche, Wortschöpfungen sind nur angetäuscht, begeistern beim erstmaligen lesen, aber verpuffen, laufen ins Leere und sind bei näherer Betrachtung nicht zu Ende gedacht. Doch schon lange habe ich mir nicht mehr so viele großartige Sätze, Wortschöpfungen und Metaphern aus einem Buch aufgeschrieben, um ihrer nicht verlustig zu gehen. Die Eltern haben studiert, doch wird nur das Abitur der Mutter in Deutschland anerkannt und der Vater, Soziologe, muß den Lebensunterhalt nachts mit Taxifahren und tagsüber als Kioskverkäufer verdienen, kreist in sich selbst in der Beschäftigung mit gesellschaftlichen Fragen wie dem Nationalsozialismus. Doch ein Dialog zwischen Vater und Sohn findet nicht statt. Seltsam fremd untereinander kommt mir die Familie vor. Was sie im Heimatland erlebt haben, und woher die Gewaltbereitschaft des Sohnes kommt, bleibt im Dunkeln. Vieles bleibt im Dunkeln. Doch auch Reza treibt die Frage um, in welchem Land er denn da nun gelandet ist und da möchte ich einen Satz zitieren, den er über Deutschland schreibt: „Dieses Monster, das mal alles um sich herum zu töten versucht hat und jetzt in der Ecke sitzt und sich ritzt in der verlogenen, giftigen Hoffnung, dass ihn die anderen wieder zu sich rufen“ und noch einen Satz, der zeigt, wie er sich in diesem Land fühlt und sieht: „ Wir sind Stacheln im Fleisch. Eindringlinge. Wo immer wir sind bildet der Körper Eiter um uns. Wir stecken im Körper und berühren ihn doch nicht „ Trotz seiner nur 192 Seiten ist dieses Buch wesentlich gehaltvoller als viele 600 Seiten umfassenden Romane, es wirkt stellenweise wie ein Konzentrat. Dieser Roman ist ein ganz außergewöhnliches Stück Literatur und ich würde am liebsten 5 Sterne vergeben. Doch da kommt bei mir der Pädagoge durch, der nicht will, daß sich dieser großartige Autor auf fünf Sternen ausruht und der ihm zuruft „Du kannst noch viel, viel mehr. Du hast uns hier viel, aber nur einen Teil deines literarischen Talentes offenbart ! In Dir schlummert ein literarischer Vulkan auf dessen Ausbruch wir einen Anspruch haben !“ Dieses Buch ist meine unbedingte Leseempfehlung.

Wortgewaltige, fesselnde Beschreibung von Gewalt und Hoffnungslosigkeit im sozialen Brennpunkt. Ein literarisches Juwel.

Klugscheisser am 11.09.2024
Bewertungsnummer: 2290101
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

"Als wir Schwäne waren" von Behzad Karim Khani In seinem zweiten Roman beschreibt der gebürtige Iraner Behzad Karim Khani, der mit seinen Eltern im Alter von zehn Jahren aus dem Iran nach Deutschland fliehen mußte, sein Aufwachsen in einem von Gewalt geprägten Problemviertel im Ruhrgebiet. Dieses vergleicht er mit einem sich selbst überlassenen Aquarium aus dem es nur die Wenigsten heraus schaffen. Obwohl er dieses Aquarium der Gewalt, Lieblosigkeit und Hoffnungslosigkeit verlassen will, möchte er auch nicht Teil der Welt außerhalb des Aquariums sein, da er sich auch der Sphäre der „normalen“ deutschen Gesellschaft nicht zugehörig fühlt. Und so möchte sich Reza, sein Alter Ego im Roman, in der Trennscheibe dieser beiden Welten einrichten und diese soll so dick wie möglich sein. Genau genommen ist dieses Buch eine chronologische Aneinanderreihung von kleinen, oft nur wenige Seiten umfassenden Essays die schlaglichtartig das Leben von Reza und seine kriminelle Entwicklung beleuchten, bis er es mit zwanzig Jahren schafft, sich diesem Leben zu entwinden und nach drei Jahren harter Arbeit, seine neue Heimat in Berlin findet. Die knappen Kapitel machen das Lesen kurzweilig und abwechslungsreich, wenngleich auch bisweilen tagebuchartig. Doch zeigt es mir, daß der Autor ein Gunstvoller ist, denn er schenkt uns Lesenden Beobachtungen, Erkenntnisse und Weisheiten in konzentrierter Form, manch anderer Autor hätte diesen Stoff auf 500 Seiten aufgebläht. Wie mit einer Armbrust aus kurzer Distanz abgefeuerte Pfeile schlagen hier manche Worte und Sätze beim Leser ein. Als wolle uns der Autor mit Gewalt aus dem Sessel kippen, in dem wir es uns nur allzu bequem gemacht haben. So lesen wir teilweise mit offenem Mund voller Entsetzen ob der Gefühls- und Lieblosigkeit, ob der Gewalt einer Parallelgesellschaft. Und dennoch kann ich manche Zwangsläufigkeit wie, daß z.B. der Mangel an Markenklamotten und -schuhen direkt in die Prostitution führt, nicht als Automatismus anerkennen. Den Großteil der Gewalt, die in diesem Viertel quasi als Lebenseinstellung zelebriert wird, haben die dort Lebenden durch das Erlebte mitgebracht, sie ist nur teilweise auf das Verhalten der Gesellschaft außerhalb des Aquariums zurückzuführen. Als Leser komme ich mir fast vor wie ein Boxer. Manche Sätze sind wie ein Schlag gegen die Brust, der mir den Atem nimmt, in den Magen und mich fast zusammenbrechen läßt oder voll auf die Zwölf. Doch nicht alle Schläge treffen, manche Metaphern, Vergleiche, Wortschöpfungen sind nur angetäuscht, begeistern beim erstmaligen lesen, aber verpuffen, laufen ins Leere und sind bei näherer Betrachtung nicht zu Ende gedacht. Doch schon lange habe ich mir nicht mehr so viele großartige Sätze, Wortschöpfungen und Metaphern aus einem Buch aufgeschrieben, um ihrer nicht verlustig zu gehen. Die Eltern haben studiert, doch wird nur das Abitur der Mutter in Deutschland anerkannt und der Vater, Soziologe, muß den Lebensunterhalt nachts mit Taxifahren und tagsüber als Kioskverkäufer verdienen, kreist in sich selbst in der Beschäftigung mit gesellschaftlichen Fragen wie dem Nationalsozialismus. Doch ein Dialog zwischen Vater und Sohn findet nicht statt. Seltsam fremd untereinander kommt mir die Familie vor. Was sie im Heimatland erlebt haben, und woher die Gewaltbereitschaft des Sohnes kommt, bleibt im Dunkeln. Vieles bleibt im Dunkeln. Doch auch Reza treibt die Frage um, in welchem Land er denn da nun gelandet ist und da möchte ich einen Satz zitieren, den er über Deutschland schreibt: „Dieses Monster, das mal alles um sich herum zu töten versucht hat und jetzt in der Ecke sitzt und sich ritzt in der verlogenen, giftigen Hoffnung, dass ihn die anderen wieder zu sich rufen“ und noch einen Satz, der zeigt, wie er sich in diesem Land fühlt und sieht: „ Wir sind Stacheln im Fleisch. Eindringlinge. Wo immer wir sind bildet der Körper Eiter um uns. Wir stecken im Körper und berühren ihn doch nicht „ Trotz seiner nur 192 Seiten ist dieses Buch wesentlich gehaltvoller als viele 600 Seiten umfassenden Romane, es wirkt stellenweise wie ein Konzentrat. Dieser Roman ist ein ganz außergewöhnliches Stück Literatur und ich würde am liebsten 5 Sterne vergeben. Doch da kommt bei mir der Pädagoge durch, der nicht will, daß sich dieser großartige Autor auf fünf Sternen ausruht und der ihm zuruft „Du kannst noch viel, viel mehr. Du hast uns hier viel, aber nur einen Teil deines literarischen Talentes offenbart ! In Dir schlummert ein literarischer Vulkan auf dessen Ausbruch wir einen Anspruch haben !“ Dieses Buch ist meine unbedingte Leseempfehlung.

Hart und sehr gut!

literaturbine (ehemalige Buchhändlerin Osiander) aus Speyer am 08.09.2024

Bewertungsnummer: 2287027

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Reza "Automatik" kommt in den 80er Jahren als Flüchtling mit seinen Eltern aus dem Iran ins Ruhrgebiet. Mittelpunkt seines Lebens wird eine Siedlung in der Deutsche Ausländer ablehnen, Armut, Gewalt und Überlebenskampf vorherrschen. Der Junge, als einziger auf dem Gymnasium angenommen, versucht in dieser Welt seinen Weg zu gehen. Seine Eltern sind Akademiker, die Abschlüsse zählen in Deutschland nicht aber sie halten an ihren Werten fest und ihr Stolz gibt Halt und Richtung im unbekannten Chaos. Für den Jungen sind sie, im Umgang mit ihrer Situation, sehr prägend. Auf der Straße spielt sich das wahre Leben ab, Biografien werden ausgelöscht, mit großer Brutalität wird um Dazugehörigkeit und Anerkennung gekämpft. Das ist das zweite Buch des Autors und auch in diesem hier, hat mich die Sprache besonders beeindruckt. Pure Poesie steht im Gegensatz zur Härte des Lebens. Mit Sätzen, die mich sehr berührt haben und die die Konflikte des Buches messerscharf hervorheben. Einfach sehr, sehr gut! Trotz aller Härte gibt es Hoffnung. Es gibt einen Weg raus aus dieser Welt in eine andere Zukunft aber eine Zukunft ohne Deutschland? Schwäne sind keine Zugvögel, sie bleiben. Der Autor ist geblieben, er lebt in Berlin. Auch dieser Roman ist biographisch geprägt aber für mich weniger brutal und kompromisslos als das erste Buch "Hund, Wolf, Schakal". Und deshalb hat er mich ein klein bisschen weniger beeindruckt, als das erste Buch des Autors. Beide sehr lesenswert!!

Hart und sehr gut!

literaturbine (ehemalige Buchhändlerin Osiander) aus Speyer am 08.09.2024
Bewertungsnummer: 2287027
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Reza "Automatik" kommt in den 80er Jahren als Flüchtling mit seinen Eltern aus dem Iran ins Ruhrgebiet. Mittelpunkt seines Lebens wird eine Siedlung in der Deutsche Ausländer ablehnen, Armut, Gewalt und Überlebenskampf vorherrschen. Der Junge, als einziger auf dem Gymnasium angenommen, versucht in dieser Welt seinen Weg zu gehen. Seine Eltern sind Akademiker, die Abschlüsse zählen in Deutschland nicht aber sie halten an ihren Werten fest und ihr Stolz gibt Halt und Richtung im unbekannten Chaos. Für den Jungen sind sie, im Umgang mit ihrer Situation, sehr prägend. Auf der Straße spielt sich das wahre Leben ab, Biografien werden ausgelöscht, mit großer Brutalität wird um Dazugehörigkeit und Anerkennung gekämpft. Das ist das zweite Buch des Autors und auch in diesem hier, hat mich die Sprache besonders beeindruckt. Pure Poesie steht im Gegensatz zur Härte des Lebens. Mit Sätzen, die mich sehr berührt haben und die die Konflikte des Buches messerscharf hervorheben. Einfach sehr, sehr gut! Trotz aller Härte gibt es Hoffnung. Es gibt einen Weg raus aus dieser Welt in eine andere Zukunft aber eine Zukunft ohne Deutschland? Schwäne sind keine Zugvögel, sie bleiben. Der Autor ist geblieben, er lebt in Berlin. Auch dieser Roman ist biographisch geprägt aber für mich weniger brutal und kompromisslos als das erste Buch "Hund, Wolf, Schakal". Und deshalb hat er mich ein klein bisschen weniger beeindruckt, als das erste Buch des Autors. Beide sehr lesenswert!!

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Als wir Schwäne waren

von Behzad Karim Khani

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Kathrin Bögelsack

Orell Füssli Bern

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5/5

Sagenhaft gut!

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Hart, ehrlich und immer wieder überraschend warmherzig und humorvoll ist auch Behzad Karim Khanis zweiter Roman geworden. Der autofiktionale Ich-Erzähler ist im Alter von zehn Jahren mit den Eltern vom Iran nach Deutschland gekommen und dort in Bochum aufgewachsen. Nun, längst erwachsen, schreibt er für ein unbekanntes Kind, das noch Hoffnungen und Träume hegt und für das er einen grossen Wunsch hat. Damit dieser Wunsch Wirklichkeit wird, erzählt er von seiner eigenen Kindheit, denn vielleicht bewirkt seine Erzählung eine Veränderung der Gesellschaft, vielleicht ändern wir uns dadurch und sein Wunsch wird wahr. Ich habe mich schon von den ersten drei Seiten verzaubern lassen. Von der poetischen Sprache, von den Gegensätzen, die darin stecken, von den Bildern, die er nutzt. Seine Erinnerungen reiht er chronologisch hintereinander, wie Perlen auf eine Kette. Brutale Erinnerungen fädeln sich neben zärtlichen auf. Er schreibt im Präsens und wahrt trotzdem Distanz, schreibt sachlich, verurteilt nicht und macht seine Gefühle, seine Meinung doch mehr als deutlich. Er schaut genau hin, auf sich selbst und auf seine Umwelt, er hält der Mehrheitsgesellschaft einmal mehr den Spiegel vor und spart sich selbst nicht aus. Beeindruckend, an Relevanz kaum zu übertreffen und auf eine Weise geschrieben, von der ich nicht genug bekommen kann.
5/5

Sagenhaft gut!

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Hart, ehrlich und immer wieder überraschend warmherzig und humorvoll ist auch Behzad Karim Khanis zweiter Roman geworden. Der autofiktionale Ich-Erzähler ist im Alter von zehn Jahren mit den Eltern vom Iran nach Deutschland gekommen und dort in Bochum aufgewachsen. Nun, längst erwachsen, schreibt er für ein unbekanntes Kind, das noch Hoffnungen und Träume hegt und für das er einen grossen Wunsch hat. Damit dieser Wunsch Wirklichkeit wird, erzählt er von seiner eigenen Kindheit, denn vielleicht bewirkt seine Erzählung eine Veränderung der Gesellschaft, vielleicht ändern wir uns dadurch und sein Wunsch wird wahr. Ich habe mich schon von den ersten drei Seiten verzaubern lassen. Von der poetischen Sprache, von den Gegensätzen, die darin stecken, von den Bildern, die er nutzt. Seine Erinnerungen reiht er chronologisch hintereinander, wie Perlen auf eine Kette. Brutale Erinnerungen fädeln sich neben zärtlichen auf. Er schreibt im Präsens und wahrt trotzdem Distanz, schreibt sachlich, verurteilt nicht und macht seine Gefühle, seine Meinung doch mehr als deutlich. Er schaut genau hin, auf sich selbst und auf seine Umwelt, er hält der Mehrheitsgesellschaft einmal mehr den Spiegel vor und spart sich selbst nicht aus. Beeindruckend, an Relevanz kaum zu übertreffen und auf eine Weise geschrieben, von der ich nicht genug bekommen kann.

Kathrin Bögelsack
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