Beschreibung
Details
Verkaufsrang
52915
Format
ePUB 3
Kopierschutz
Nein
Family Sharing
Ja
Text-to-Speech
Ja
Erscheinungsdatum
11.07.2024
Am 5. Januar 2024 ist Helena Adler gestorben, mit vierzig Jahren, viel zu früh. Für drei Bücher hat die Zeit gereicht, und mit diesen Büchern, vor allem aber mit »Die Infantin trägt den Scheitel links« ist es ihr gelungen, sich in die Geschichte der neueren deutschsprachigen Literatur einzuschreiben. Mit überschäumender Sprachlust, mit unbändigem Wortwitz, auf Leben und Tod und mit Hohn und Spott und Zähnen und Klauen hat sie sich ihrer Herkunft gestellt und der Alptraumidylle der österreichischen Provinz auf der Wetterseite einen frischen Anstrich verpasst. Sie hat auf Biegen und Brechen alle Register gezogen, denn ihre Literatur war nicht nur ein sehr grosser Spass, sondern immer auch eine sehr ernste Angelegenheit. Das zeigt sich auch an den drei noch zu Lebzeiten abgeschlossenen Texten, die dieser Band versammelt. Sie wüten und sie poltern wie eine Liebeserklärung an das Leben, die das letzte Wort behalten will - und behält!
Unsere Kundinnen und Kunden meinen
Miserere
Bewertung am 10.09.2024
Bewertungsnummer: 2289079
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Helena Adler ist nicht mehr. «Die Infantin trägt den Scheitel links» und «Fretten» zwei beeindruckende literarische Werke, die mich voll begeistert haben. Die nunmehr in «Miserere» abgeschlossenen, wuchtigen und beeindruckenden drei Texte, zwei davon wurden offenbar im Hinblick auf eine angestrebte Teilnahme beim Bachmann-Wettbewerb 2023 geschrieben – eingereicht hat sie schlussendlich nur «Miserere Melancholia» machen es einem nicht leicht. Die Lektüre dieses Textes erschreckt, wühlt auf. Ich las ihn ein zweites Mal. Die schwermütigen Zwiegespräche zwischen der Protagonistin und ihrer «Acedia-Ausgeburt» (ein Zustand von Erschöpfung, Trägheit und Überdruss sind vom «Normalleser» schwer zu verstehen und zu ertragen. Textlich wohl eher eine Geschichte für Literaturkritiker. Ich werde Helen Adler sehr vermissen.
Drei intensive Texte der leider viel zu früh von uns gegangenen Autorin.
MarcoL aus Füssen am 11.07.2024
Bewertungsnummer: 2242049
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Die Bestürzung war groß, als uns Anfang Januar 2024 die erschütternde Nachricht vom Ableben der Autorin erreichte. Mit „Die Infantin trägt den Scheitel links“ und „Fretten“ hat sie uns literarische Weltklasse-Romane hinterlassen.
In diesem schön gestalteten Buch dürfen wir nochmals in ihre Welt eintauchen, ihren Zeilen und Gedanken lauschen. Drei abgeschlossene Texte voller Tiefsinnigkeit und sprachlicher Stärke warten hier auf die LeserInnen.
Im ersten Text „Ein guter Lapp in Unterjoch“ nimmt sie erneut ihren Kampf gegen das eingesessene Patriarchat auf. Das Leben, ihre Liebe zum Leben, und ihr starkes Engagement für den Feminismus spiegelt sich hier wider, geht sie doch hart mit einem alles bestimmenden Bürgermeister in einem Gebirgsdorf ins Gericht. Es sind sprachliche Gewitter, die Helena Adler mehr denn je losbricht. Und dennoch bleibt trotz des Sturms die grobe Zärtlichkeit für jene zurück, die sich gegen das System und Unterdrückung stemmen.
„Unter der Erde“ ist ein kurzer Text und ein Sprachspiel sondergleichen.
Den dritten Text „Miserere Melancholie“ wollte die Autorin im Sommer 2023 beim Bachmann-Wettbewerb vortragen. Leider ist es krankheitsbedingt nicht mehr dazu gekommen. Diese Geschichte widmet sich einer sehr intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema der Todsünde „Trägheit“. Sie entstand im Rahmen einer Auftragsarbeit. Ihre Passion für die Kunst und Malerei findet hier erneut (wie auch bei Infantin, Fretten) ihren Einzug. Das Coverbild dieses Büchleins ist ein Ausschnitt aus dem Dritten Wandbild des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald - die Versuchung des Heiligen Antonius. Der Text ist eine Zwiesprache mit dem fast ständig anwesenden und übermächtigen Dämon der Schwermut. Die Zeilen sind zugegebenermaßen schwierig zu lesen, detailreich im Inhalt und an Metaphern. Ich habe mich anfangs schwer getan, hineinzufinden, so komplex jongliert hier Adler mit Sätzen, Fragen und Antworten. Aber letztendlich, nach erneutem Lesen, setzt sich ein Bild im Geiste zusammen, welches den Kampf gegen diesen Dämon sehr eindrucksvoll darstellt und das Gemälde mehr als widerspiegelt.
Ganz große Erzählkunst ist das, wenn auch nicht leicht im Zugang.
Gerne gebe ich für dieses Büchlein und das komplette Werk der Autorin eine absolute Leseempfehlung. In der Welt der Gegenwartsliteratur hat sie sich unsterblich gemacht.