Alle wollen alt werden, niemand will alt sein. Der Widerspruch ist absurd, das Leiden daran real. Wie lernen wir, so gut wie möglich damit zurechtzukommen?
Geht das, alt werden und ein erfülltes Leben führen? Mit ihren über 80 Jahren hat sich Elke Heidenreich mit dem Altwerden beschäftigt. Herausgekommen ist dabei ein Buch, wie nur sie es schreiben kann. Persönlich, ehrlich, doch nie gnadenlos, mit einem Wort: lebensklug. Sie denkt über ihr eigenes Leben nach, und das heißt vor allem, über ihre Beziehungen zu anderen Menschen. Im Alter trägt man die Konsequenzen für alles, was man getan hat. Aber mit ihm kommt auch Gelassenheit, und man begreift: "Das meiste ist vollkommen unwichtig. Man sollte einfach atmen und dankbar sein.
In "Altern" widmet sich Elke Heidenreich einer der universellen Fragen des Lebens: dem Älterwerden. Sie schildert, was es für sie bedeutet, in einem Alter angekommen zu sein, das gemeinhin als „alt“ bezeichnet wird. Mit vielen literarischen und musikalischen Verweisen verknüpft sie persönliche Reflexionen über Themen wie Einsamkeit, Verluste, Beziehungen und die Veränderungen des Körpers. Dabei fließen humorvolle Anekdoten ebenso ein wie ernste Gedanken über den Umgang mit dem Leben und dem Tod. ✨
Die Autorin schreibt zugänglich, leicht und unterhaltsam, was das Buch trotz seiner thematischen Schwere angenehm zum Hören gemacht hat. Ihr Ton ist oft spitz und zynisch, manchmal aber auch nachdenklich und melancholisch. Besonders im Hörbuch, das sie selbst vertont hat, kommt ihre Persönlichkeit stark durch. Dass sie Zitate aus Literatur und Musik eingebaut hat, hat dem Buch zusätzliche Tiefe verliehen – wenn auch manchmal der Eindruck entstanden ist, sie wolle damit ihre Belesenheit hervorheben.
Elke Heidenreich springt zwischen verschiedenen Themen hin und her, was stellenweise etwas unstrukturiert gewirkt hat. Einige Passagen wiederholen sich, und nicht jede ihrer „Hot Takes“ ist wirklich schlüssig oder relevant. Die Reflexion über das Altern ist teils tiefgründig, teils plakativ und wird durch teils widersprüchliche Aussagen unterbrochen.
Was mir gefallen hat:
- Die Reflexion über Einsamkeit und Verluste war authentisch und ansprechend.
- Die literarischen Verweise und Zitate lockern die Erzählung auf und regen zum Nachdenken an.
- Die Erzählweise ist unterhaltsam und in weiten Teilen kurzweilig. ✨
Was mich gestört hat:
Ich bin definitiv kein Fan der zynischen Art der Autorin. Besonders störend fand ich ihre abwertenden Bemerkungen über andere Frauen. Sie kritisiert Frauen, die sich Schönheitsoperationen unterziehen, und shamed aber auch jene, die sich ihrem Alter „anpassen“. Diese Doppelmoral zieht sich durch das Buch und hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.
Ihre Haltung zu psychischen Krankheiten und Allergien wirkt ignorant und wenig reflektiert. Aussagen wie „Depressionen sind nur Melancholie“ und „früher kannte man keine Glutenintoleranz“ wirken, als würde sie wissenschaftliche Fakten und die Lebensrealität vieler Menschen bewusst ignorieren. Auch ihre harsche Kritik an Gendern und Wokeness ist weder neu noch konstruktiv – eher die übliche „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“-Rhetorik.
Das Buch hat mich teilweise schon unterhalten, aber leider auch sehr aufgeregt. Die Autorin bringt interessante Gedanken und Perspektiven ein, doch oft konnte ich ihre Ansichten nicht teilen. Es zeigt, wie wichtig Reflexion und Perspektivenwechsel im Umgang mit sensiblen Themen sind – etwas, das in diesem Buch leider oft fehlt. ⚖️
Fazit: "Altern" ist ein persönliches und kontroverses Werk, das polarisieren will – und genau das auch tut. Es ist eine kurzweilige Lektüre, die einige interessante Ansätze bietet, aber auch viel Raum für Kritik lässt. Ob man sich darauf einlässt, hängt davon ab, wie sehr man bereit ist, Widersprüche auszuhalten. ⭐⭐⭐
Podcast übers Thema altern mit Selbstverliebter Ego Nummer
Wortschatz aus NRW am 23.10.2024
Bewertungsnummer: 2323440
Bewertet: Hörbuch-Download
Zumindest ehrlich und persönlich. Hörbuch verstärkt, da Frau Heidenreich es selbst spricht.
Der Text ist ein Essay, weshalb sich das Hörbuch wie eine Podcast Folge zum Thema Altern angefühlt hat, die in Gesellschaftskritik abgedriftet ist.
Einige Passagen haben mich richtig wütend gemacht und ich habe zwar auch über einige geschmunzelt oder ihr Recht gegeben aber vor allem in der zweiten Hälfte überwog Abneigung und Unglaube über die Dinge, die sie geäußert hat. Oder zumindest die Art und Weise. Alles durchwoben mit biografischen Anekdoten und sehr vielen Zitaten.
Der Anfang war auch nicht schlecht, leichtes Kopfnicken kam häufiger vor als Kopfschütteln. Dann haben mich immer mehr Dinge wütend gemacht.
Die Gedanken, die sie sich zu ihrem Hund gemacht hat, fand ich wirklich sehr rührend. Sie ist alt der Hund ist jung, sie wird wahrscheinlich vor dem Hund sterben und hat sich bereits darum gekümmert, dass der Hund nach ihrem Tod versorgt wird.
Sie hat sich mehrfach im Text gegen rechte Politik ausgesprochen.
Sie hat Recht damit das in der Gesellschaft eine Doppelmoral des altern herrscht, dass Männer Reifen wohingegen Frauen altern.
Ebenfalls, dass es gesellschaftlich immer noch akzeptierter ist, wenn ein älterer Mann mit einer jüngeren Frau zusammen ist als andersrum.
Außerdem hat sie auch recht damit Menschen mit körperlich schwerer Arbeit schneller altern als die meisten Akademiker.
Ich fand ihre Gedanken teilweise interessant/amüsant, die sie über ihren verbleibenden Besitz, die Briefe Notizbücher und irgendwelche alte Dosen geäußert hat.
Sie ist sich im Klaren darüber, dass wir nur das eine Leben haben und danach nichts wartet.
Sie redet darüber, dass man sich manchmal Jünger fühlt, als man ist und an anderen Tagen dann wieder deutlich älter einfach je nach Situation und Verfassung. Solche Momente hat eigentlich jeder Erwachsene egal in welchem Alter.
Sie spricht darüber, dass die Gesellschaft vereinsamt und die Technologie ist da nicht ganz unschuldig dran.
Sie hat absolut recht damit wir Menschen den Planeten zerstören und nur wir etwas daran ändern können. Es aber ohne Großkonzerne und die Industrie nicht wirklich viel bringt.
Sie hat all jene Errungenschaften der letzten Jahrzehnte benannt, für die die älteren Generationen demonstriert und sich eingesetzt hat.
Sie räumt ein, dass viele ältere Menschen sich nicht mehr mit neuen Dingen beschäftigen und so an alten Dingen festhalten, die einfach nicht mehr zeitgemäß oder okay sind.
Das war auch alles Positive was dieses Essay zu bieten hatte.
Ich fand große Altersunterschiede in Beziehungen schon immer seltsam, vor allem natürlich bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen. Ich weiß nicht, wann Frau Heidenreich ihren Partner kennengelernt hat, aber ich hoffe erst im späteren Verlauf ihres Lebens.
Dass sie allerdings eine Frau geradezu in den Himmel lobt und es nahezu ikonisch findet, dass diese mit 51 Jahren einen 16-Jährigen zu ihrem Partner gemacht hat, ist doch sehr erschreckend. Auch wenn das ganze schon mehrere Jahrzehnte her ist, wird mir übel wenn ich daran denke. Fast schon amüsiert berichtet Frau Heidenreich, dass die Dame den jungen adoptiert hat, um gerede zu unterbinden.
Auch wenn Elke Heidenreich sich den Großteil des Essays sehr erhaben und intellektuell präsentieren möchte, würde ich dieser Frau doch nahe legen sich mit dem Begriff Grooming und Machtgefällen auseinanderzusetzen. Selbst wenn ich 2-3 Kulanzjahre drauf rechne weil zu der Zeit vermutlich 16-Jährige erwachsen waren, ist das doch einfach widerlich. Wie kann ein Mensch mit einem funktionierenden moralischen Kompass so etwas gutheißen.
Aber das war du die Spitze des Eisberges.
Um Einsamkeit zu entgehen, empfiehlt Frau Heidenreich sich in Suppenküchen oder anderen sozialen Organisationen zu engagieren, um weniger allein zu sein. Sie selbst würde sich dem auch annehmen aber sie hat ja nun mal Freunde und deshalb keine Zeit. Die Autorin würde sich also nur sozial engagieren, wenn sie ein positiver Effekt daraus ziehen könnte. (Nicht mehr einsam sein.) Sympathisch - Nicht.
Dann werden auch noch die Garderobe und Hobbys von anderen älteren Menschen niedergemacht.
Denn Katze kraulen oder Stricken sind ja komplett langweilig. Sie selbst ist noch im Fernsehen unterwegs macht auch direkt Werbung für ihre aktuelle Show und wie so ein trotziges wütendes Kind wird die andere Sendung namentlich nicht erwähnt, weil sie da ja rausgeschmissen wurde. Bisschen verbittert, oder? Mausgraue Klamotten sind angeblich Anzeichen sich “gehen zu lassen”, nur Miniröcke im hohen alter sind schlimmer. Ihr eigener Kleidungsstil ist natürlich tadellos. Selbstverliebtheit on top.
Die selbstverliebte Art ging mir sehr auf die Nerven und komplett verwirrt hat mich dann die negative Art wie sie über sich selbst in jungen Jahren gesprochen hat.
Und dann die ganzen Wiedersprüche...
Sie hat angeblich einen Koffer mit Dingen, die sie loswerden würde, wenn sie wüsste, dass sie in kürzester Zeit sterben würde. Da sie nicht möchte, dass andere den Inhalt sehen, redet aber mehrfach davon in ihrem Alter ja immer nur Tag für Tag zu leben und es der nächste der letzte sein könnte.
Die Aufzählung klang wie ihre Wunschliste für ein Museum über sie selbst. Wenn ich von etwas nicht will, dass anderes in die Finger bekommen erwähne ich doch nicht in einem öffentlichen Text, dass so etwas existiert. Aber naja es ist halt die Elke Heidenreich Show.
Sie kommentiert negativ, dass Barack Obama sich für beiden stark gemacht hat, obwohl der viel zu alt für den Job ist. Wo ich mich dann tatsächlich Frage, was er denn anders hätte tun sollen. Definitiv halt nicht Trump unterstützen, den mag sie ja verständlicherweise auch nicht. Hätte er nichts tun sollen?
Natürlich muss sie dann auch noch mal über sich selbst sprechen und erwähnen, dass sie selbst ja keine finanziellen Sorgen hat und nur noch das macht, worauf sie Bock hat.
Sie hat allerdings keine Lust zu Partys eingeladen zu werden oder auf irgendwelche Beerdigungen zu gehen, weil sie Beerdigung einfach langweilig findet. Nicht weil sie traurig wäre, sondern weil ihr der Ablauf nicht zusagt.
Auch hier frage ich mich wieder warum sie denn nicht ihren eigenen Worten folgt und einfach nur das macht, worauf sie Lust hat und dann halt einfach nicht hingeht. Nein sie nutzt diesen Text, um anderen zu sagen sie sollen aufhören sie einzuladen. Wie selbstbezogen kann man sein.
Ihre finanziellen Mittel könnte sie auch dafür einsetzen, um für sich selbst einen großen und breitgefächerten Nachruf zu schreiben, andererseits wollte sie ohne viel Tamtam sterben, ohne öffentliche Zurschaustellen.
In keiner Weise redet sie davon ihre finanziellen Mittel für Dinge einzusetzen, die die Gesellschaft positiv beeinflussen würde.
Zum Ende hin scheinen ihr die literarischen Zitate ausgegangen zu sein mal abgesehen davon, dass wir uns ja sowieso immer weiter vom Thema Altern entfernt haben, und es werden zusätzlich noch ein paar Musik Zitate gestreut.
Dann beleidigt sie den Großteil der Gesellschaft. Wir sind furchtbare Menschen, denn wir essen Fleisch, haben keinen Gefallen mehr an der Oper, schauen gehaltlose Sendungen und lesen gehaltlose Bücher. Wir sind alle Materialisten sowie intellektuell und kulturell komplett verblödet.
Besonders die junge Generation Z wird noch mal gesondert beleidigt aufgrund Klimaproteste.
Die Autorin benennt unsere aktuellen Zeiten als hysterisch und übervorsichtig. Und ja wir sind vorsichtiger geworden, aber lieber Vorsicht als Nachsicht.
Wie können es Allergiker denn auch nur wagen über Allergien zu sprechen und Dinge die sie nicht vertragen vermeiden. Früher hat sie das immerhin nicht gegeben.
Sie selbst würde einfach gerne noch ein
Meinungen aus unserer Buchhandlung
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Das Altern begleitet uns alle und das Buch hat mich auch aufgrund des Titels direkt angesprochen. Es enthält viele Zitate von Berühmtheiten aller Welt. Auch ein paar persönliche Anekdoten, z.B aus ihrer Kindheit, kommen vor. Vieles war mir ein bisschen zu pessimistisch, wie die beschriebene Sicht der Gesellschaft auf Ältere. Trotz und auch wegen kleiner Meinungsunterschiede habe ich es gerne gelesen. Ich denke, das Buch ist ein super Einstieg in die Leben-Reihe des Verlages Hanser Berlin und bin gespannt auf die weiteren Bücher.
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Anhand von vielen Zitaten zeigt Elke Heidenreich ihre Sicht und Erfahrung mit dem Altern, mit all seinen Vor- und Nachteilen, auf. Sozialkritisch, politisch, psychologisch, ehrlich, sehr direkt und vor allem sehr unterhaltsam. Sie geniesst das Leben wie es eben im Alter geht und nimmt kein Blatt vor den Mund.