Im Sog der Katastrophe
Band 19 Vorbesteller

Im Sog der Katastrophe

Lateinamerika und der Erste Weltkrieg

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Beschreibung

Details

Einband

Taschenbuch

Erscheinungsdatum

20.11.2024

Verlag

Campus

Seitenzahl

348

Maße (L/B/H)

21.3/14/1 cm

Beschreibung

Details

Einband

Taschenbuch

Erscheinungsdatum

20.11.2024

Verlag

Campus

Seitenzahl

348

Maße (L/B/H)

21.3/14/1 cm

Gewicht

10 g

Auflage

2

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-593-52043-8

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Vorwort

Die Entstehungsgeschichte dieses Buches spiegelt in gewisser Hinsicht die geschichtswissenschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte wider. Als ich Anfang der 1990er-Jahre begann, mich im Rahmen meiner Doktorarbeit mit transnationaler Geschichte zu beschäftigen, war dies noch ein neues Feld. Mittlerweile ist die transnationale Perspektive in der Zunft etabliert und hat zahlreiche Theoretiker und Anwender beschäftigt. Von deren Arbeiten habe ich über die Jahre viel profitiert, und meine ursprüngliche Projektidee zu Lateinamerika im Ersten Weltkrieg hat sich erheblich verändert. Das Ergebnis dieses Prozesses ist das vorliegende Buch, das von lebhaften Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen sowie Studierenden sehr profitiert hat.
Der Begriff des globalen Bewusstseins spielt in diesem Buch eine wichtige Rolle. Damit folge ich einem Ansatz unserer DFG-Forschergruppe "Akteure der kulturellen Globalisierung". Ein weiterer anregender Kontext an der Freien Universität ergab sich durch das Projekt "1914-1918-online". Die Möglichkeit, mein Forschungsprojekt in Buchform abzuschliessen, erhielt ich durch ein Research Fellowship der Einstein-Stiftung, das ich am Ibero-Amerikanischen Institut wahrnehmen konnte. Beiden Institutionen möchte ich besonders danken.
Mein grosser Dank gilt denen, die mich bei der Fertigstellung dieses Buchs direkt unterstützt haben, insbesondere Karina Kriegesmann. Sehr dankbar bin ich meinem akademischen Lehrer und Freund Hans-Joachim König, der mich vor vielen Jahren davon abgehalten hat, meiner Dissertation noch ein Weltkriegskapitel hinzuzufügen. Meiner Familie, die mich oft vermisst hat, wenn ich mich in lateinamerikanischen Bibliotheken und Archiven aufhielt, danke ich von Herzen für das Verständnis und die liebevolle Unterstützung.

Berlin, im August 2014, Stefan Rinke

Einleitung
Am Hafen und auf den Märkten ist es ungewohnt still. Schon seit Tagen stehen die Theater und Kinos leer. Dafür ist es vor den Niederlassungen der grossen Zeitungen umso lauter, wo sich Menschenmengen schon im frühesten Morgengrauen zusammenfinden, um die neuesten Nachrichten zu hören. Wenn die Sirene ertönt, die das Eintreffen wichtiger neuer Kabelnachrichten ankündigt, erheben sich die spontanen Redner, die den Krieg verdammen oder für eine der beiden Seiten Partei ergreifen. Die Strassenbahnen kommen nicht mehr durch. Gerüchte flirren durch die Luft. Es heisst, der österreichische Kaiser sei einem Attentat zum Opfer gefallen. Vor den geschlossenen Toren der Bankgebäude schimpfen frustrierte Kunden lautstark und rotten sich zusammen. Wie soll man die explodierenden Preise bezahlen, wenn man nicht mal an sein Geld kommt? Noch dazu, wenn die Arbeitsstelle plötzlich so unsicher ist wie nie zuvor. Überall rotten sich Arbeitslose aus den Unterschichten zusammen und täglich kommen mehr aus den Provinzen, wo die grossen ausländischen Bergbau- und Plantagenunternehmen Tausende von einem Tag auf den anderen entlassen haben.
Derweil marschieren uniformierte Seeleute und Reservisten verschiedener Länder in Formation durch die Strassen. Sie wollen sich in ihren Konsulaten für den Militärdienst melden. Ein paar Strassen weiter bewegen sich die Marseillaise und "God save the Queen" singende Demonstrationszüge auf die diplomatischen Vertretungen der Alliierten zu, um ihre Sympathien kundzutun. Fast zeitgleich demonstrieren Sozialisten lautstark für die Wiederherstellung des Friedens. Auf ihre eigene Weise praktizieren dies die Gläubigen, die sich den Friedenswallfahrten anschliessen. In den Ministerien treffen sich Politiker, Unternehmer und Banker und beraten, was nun zu tun ist, ohne eine Antwort zu finden. Überall herrscht nervöse Unruhe, und die Polizei trifft Vorkehrungen, um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Es ist, als warteten alle nur darauf, dass das Gewitter, dessen Donnergrollen man in der Ferne zu hören glaubt, sich vor Ort als Blitz entlädt und ungeahnte
  • Im Sog der Katastrophe

  • Inhalt

    Vorwort 7

    Einleitung 9

    Lateinamerika im globalen Kontext vor 1914 23

    Von Kolonien zu unabhängigen Staaten 24

    Europäisierung Lateinamerikas? 30

    Integration in den Weltmarkt 35

    Der imperialistische Wettlauf 44

    Neutralität unter Druck, 1914-1917 50

    Vorbote der Gewalt: die Revolution in Mexiko 50

    Politische Herausforderungen 54

    Wirtschaftliche Bedrohungen 77

    Propagandakrieg 100

    Die Wegscheide von 1917 130

    U-Boot-Krieg und der Kriegseintritt der USA 131

    Abbrüche und Kriegseintritte 145

    Die Neutralen 171

    Unruhige Wege in eine "neue Ära", 1918/19 192

    Der "subtile Krieg" um regionale Vorherrschaft 192

    Wirtschaftliche Rivalitäten und Perspektiven 202

    Das Ende des sozialen Einvernehmens 210

    Vom Waffenstillstand zur "Wilsonianischen Enttäuschung" 219

    Untergang einer Welt 232

    Der Krieg im Alltag 233

    Das Ende der Zivilisation 248

    "Die Stunde Amerikas" 258

    Nation und Transnation 265

    Der Aufstieg des Nationalismus 265

    Das Streben nach Partizipation 273

    Transnationale Identitäten 282

    Ein Platz auf der Weltbühne 289

    Das globale Erbe des Weltkriegs 298

    Abkürzungen 306

    Quellen und Literatur 307

    Zeittafel 337

    Register 341