Nach oben sinken
Roman | Der Top-10-Bestseller aus der Schweiz | Poetisch, witzig und tiefgründig: Über die Macht des Erzählens und der Suche nach der eigenen Identität
»Es ist kein Unglück, hier geboren zu sein. Ein besonderes Glück ist es aber auch nicht.«
Dieser Roman erzählt von einem fantasievollen Jugendlichen, der an der rohen Enge der katholischen Dorfwelt der 1970er und 1980er Jahre leidet und gegen eine unnahbare Erwachsenenwelt ankämpft, die vor lauter Schweigen die Worte vergessen hat. Immer mehr zieht sich der Junge, der nach Nähe und Zuneigung sucht, in die Welt seiner Fantasie zurück und wird zum Aussenseiter im Dorf. Als er zufällig entdeckt, dass er einen Onkel hat, der vor Jahrzehnten spurlos verschwunden ist, ist er überzeugt, in diesem seinen einzig wahren Verwandten gefunden zu haben. Bei seinen Nachforschungen allerdings rennt er erneut gegen eine Mauer des Schweigens an.
Esther N. (Mitglied der Book Circle Community) am 09.09.2024
Bewertungsnummer: 2288185
Bewertet: eBook (ePUB)
Die männliche Hauptfigur des Buches “Nach oben sinken” bleibt während der ganzen Geschichte namenlos. Er erzählt aus seinem Leben im Wallis - von der Kindheit bis ins Erwachsenenleben. Seine Familie ist sehr schweigsam und seine Fragen bleiben unbeantwortet. Seine Suche nach der Wahrheit und seinem Platz im Leben führt ihn immer wieder in Konflikt mit der Dorfgesellschaft, die in den Jahren 1970-1980 katholisch und eng ist.
Dieser Roman ist eine Mischung aus autobiografischen Elementen und Fiktion. Die Sprache ist poetische und bildhaft. Die Beschreibungen sind detailliert und atmosphärisch.
Ich mochte die Handlung sowie die emotionale Tiefe dieser Geschichte und konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Es war mein erstes Buch, das ich vom Autor gelesen haben. Ich bin sehr beeindruckt von seinem Schreibstil und werde bestimmt noch weitere seiner Bücher lesen.
Lenz oder das Schweigen im Walde
speedy208 (Mitglied der Book Circle Community) am 09.09.2024
Bewertungsnummer: 2287993
Bewertet: eBook (ePUB)
Der Ich-Autor versucht von klein auf der Enge und dem Schweigen der Heimat zu entfliehen, interessiert sich für Fragen, auf die die Umwelt keine Antwort weiss oder wissen will. Er wächst inmitten dieser abgeschlossenen Welt in einem liebevollen Elternhaus auf. Die humorvolle Oma meistert ihr Schicksal mit Herz und Humor, der sowohl Familie wie das triste, verschlafene Dorf erheitert und tröstet. Die teils verschrobenen und groben Nachbarn sind einfach gestrickt, jeder weiss alles über jeden. Und über allem thront die Religion, der wöchentliche Kirchgang ist ein Muss. Beten, Arbeiten, Leben ist die Devise, nichts hinterfragen, alles als gottgegeben ansehen. Unzucht oder Sex ist tabu, auch im ausgehenden 20.Jahrhundert. Davon und darüber redet man nicht, und wenn, dann wird es nicht geglaubt, als Lüge hingestellt. Aber sie kennen das Leben, wissen, dass man seinem Schicksal nicht entfliehen kann und wenn, dann schweigen oder dieses im Alkohol ertränken.
Der Erzähler ist von klein auf belesen, schreibt Tagebücher, liebt Karl May, aber fügt sich der Religion, bemüht sich um gute Noten in diesem Fach und verdient sich ein Taschengeld auf Friedhöfen. Bei einem dieser Anlässe stösst er auf das “schwarze Schaf” der Familie: Jean, den Bruder der Oma. Er will mehr darüber erfahren, bricht ins Archiv ein und wird vom Gymi gechasst. Nicht schweisstreibende Arbeit verrichten nur “Dummköpfe” bekommt er vom Vater zu hören, als er sich als temporärer Schafhirt anheuern lässt. Dort wird er sprichwörtlich zum Mann, auf sich allein gestellt, lernt eine temporäre Kuhhirtin kennen und lieben. Danach will er ausbrechen, sucht eine Wohnung oder ein Zimmer, findet diese:s in einer Villa bei einer alten, vornehmen Madame. Für diese macht er Botengänge und putzt die Villa, ihre Annäherungsversuche schlägt er aus (Standesdünkel), bis er sie in seinem Zimmer beim Schnüffeln in seinem Tagebuch erwischt. Von da an ändert sich alles, das Rätsel “Jean” ist nahe daran gelöst zu werden; zwischen beiden entwickelt sich eine Art Freund- und Seelenverwandtschaft.
Ein Roman, der mir Wallis näher gebracht hat, der sich wie ein Film liest. Kernige Charaktere, kleine Menschen in der grossen Natur, hilflos, ergeben und doch zäh. Bietet viel Denkansätze. Spannend, klar und humorvoll.
Meinungen aus unserer Buchhandlung
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Tragisch-komische Erinnerungen an eine Kindheit im Wallis
Bewertet: eBook (ePUB)
Wilfried Meichtrys autofiktionaler Ich-Erzähler breitet in «Nach oben sinken» Anekdoten aus seiner Kindheit und Jugend im Wallis vor uns auf. Die Erinnerungen wechseln sich mit jedem neuen Kapitel ab, was der Lektüre ein flottes Tempo verleiht. Augenzwinkernd und mit viel Humor blicken wir mit ihm zurück in die Vergangenheit, zu Familienfesten, ungewöhnlichen Ritualen, Schatzsuchen und Fantasiereisen. Meichtry, geboren 1965, ist der geborene Erzähler, mit einem hervorragenden Gespür für Pointen und die richtige Mischung zwischen Tragik und Komik. Was seine katholische Erziehung, das generationenüberspannende Schweigen und seine dringlicher werdende Suche nach einem Sinn im Leben mit alldem zu tun haben, erschliesst sich uns nach und nach.
Zu manchen Anekdoten kehrt er punktuell wieder zurück. An der ein oder anderen Stelle hatte ich den Eindruck, sie sind unabhängig voneinander entstanden oder nicht von Beginn an in dieser Reihenfolge gewesen. Allgemein sind sie lose chronologisch angeordnet: gerade bei den ersten Anekdoten aus seiner Kindheit ist nicht immer ganz klar, wie alt genau er da gewesen ist. Aber der Ich-Erzähler wird im Verlauf stetig älter, bis er schliesslich als junger Erwachsener Frieden schliesst mit seiner Herkunft.
Auf den letzten knapp hundert Seiten verliert die Erzählung ihren episodenhaften Charakter und widmet sich stattdessen einem Thema, was ich persönlich etwas schade fand. Humor und Tempo nehmen dort ab, die Erzählung wirkt hier weniger authentisch.
Alles in allem habe ich «Nach oben sinken» mit dem grössten Vergnügen gelesen und bin dankbar, dass mir das Buch von so vielen Seiten empfohlen worden ist.
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