Bei einem seiner Streifzüge durch das Paris der Sechzigerjahre lernt Jean die undurchsichtige Camille kennen, die den Spitznamen »Totenkopf« trägt. Als sie ihn eines Tages in ein verschlafenes Dorf mitnimmt, dämmert ihm, dass nichts an dem Ausflug zufällig ist. Denn Jean kennt diesen Ort aus früheren Zeiten. Und er weiss, dass er ein wertvolles Geheimnis birgt. In flirrend leichter Sprache schreibt Modiano sein grosses Werk über die schwebende Unzuverlässigkeit der Erinnerung weiter.
So so Nobelpreisträger, das ist ja immer so eine Sache für den Normalo.
Ich habe mich von Kreyes Stimme dahintragen lassen bin durch Chevreuse hoch und nieder gewandert, habe mir viele Fragen gestellt und doch sehr wenig Antworten bekommen und frage mich wo die Wegweiser sind.
Es ist alles etwas traumwandlerisch und verloren angelegt, auf der Suche nach der Kindheit nach der Wahrheit und nach dem was geworden ist.
Walter Kreye sei Dank habe ich lange durchgehalten, auch gibt es wundervolle Abschnitte, aber wirklich überzeugt hat mich das Buch nicht.
Erinnerungen
Vorleser am 03.09.2022
Bewertungsnummer: 1779212
Bewertet: Hörbuch-Download
Worum geht es?
Jean Bosmans führt uns zurück in seine Vergangenheit : auf zwei Ebenen. Wir gehen mit ihm sowohl 15, als auch 50 Jahre zurück. Dieses Erinnern an das Erinnern ist ein sehr wirkungsvolles Stilmittel zum erzeugen von Spannung. In diesem Fall soll er sich an etwas erinnern, das er in seiner Kindheit gesehen hat, und das für gewisse zwielichtige Leute sehr wichtig ist.
Meine Gedanken:
Im Grunde passiert im Roman nicht wirklich etwas, aber das Rätsel will gelöst werden. Warum ist jemand hinter Jean her, und warum fühlt er sich bedroht?
Dazu muss er in seine Kindheit zurück reisen, wo er etwas gesehen hat, das für andere wichtig ist.
Lange Zeit ist seinem 20jährigen Ich nicht klar, wie alles zusammenhängt.
Mit jedem neuen Erinnerungsfetzen wird er jedoch unruhiger, er bemerkt, dass seine Bekanntschaften nicht zufällig sind, und dass ein Plan hinter zum Beispiel der Reise nach Chevreuse steckt.
Chevreuse: das sind vornehmlich Erinnerungen an eine wundervolle Landschaft, an Sommer. Freunde, und das Haus in dem er aufwuchs.
Wo seine Eltern sich befanden wird nicht erklärt, sie scheinen aber abwesend zu sein.
Stattdessen sind da eine Frau und ein Mann, und an beide wird er 15 Jahre später erinnert durch Gegenstände die er als Kind schon gesehen hat.
Überhaupt wird gut beschrieben, was alles Erinnerungen auslösen kann, und wie heftig man auf diese Erinnerungen reagieren kann. Auch die Tatsache, dass Erinnerungen keine Fakten sind und sehr trügerisch sein können, wird nicht außer Acht gelassen. Das bemerkt man schon als Jean feststellt, dass alles, was ihm als Kind groß vorgekommen ist, aus der heutigen Perspektive viel kleiner ist; ja selbst die Zeit ist eine andere.
Die Sprache ist poetisch und nimmt einen gefangen. Man spürt, wie sich das Netz, dass gewoben wird, zusammenzieht, und ist erleichtert, dass es ein Entkommen gibt.
Walter Kreye hat eine sehr angenehme Stimme und hat das Buch perfekt vorgelesen. Wäre es in Ich-Erzählung geschrieben, hätte man sicher denken können Walter Kreye ‘sei’ der Protagonist.
Er liest das Buch in unaufgeregter Weise vor, ohne dass es jemals langweilig würde; auf gut neudeutsch gesagt: er liest es pitch perfect.
Ich habe mal geguckt, was er sonst noch so gelesen hat und könnte mir gut vorstellen, dass ich eines oder mehrere dieser Bücher anhören werde.
Vielen Dank an Netgalley und Hörbuch Hamburg für das Rezensionsexemplar.