Produktbild: Karl Marx in Algier

Karl Marx in Algier Leben und letzte Reise eines Revolutionärs

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inkl. MwSt, Versandkostenfrei

Beschreibung

Details

Verkaufsrang

4970

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

14.03.2025

Abbildungen

mit 17 Abbildungen

Verlag

C.H. Beck

Seitenzahl

249

Maße (L/B/H)

22.1/15/2.7 cm

Gewicht

411 g

Auflage

1. Auflage

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-406-83072-3

Beschreibung

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Verkaufsrang

4970

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

14.03.2025

Abbildungen

mit 17 Abbildungen

Verlag

C.H. Beck

Seitenzahl

249

Maße (L/B/H)

22.1/15/2.7 cm

Gewicht

411 g

Auflage

1. Auflage

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-406-83072-3

Herstelleradresse

C.H. Beck
Wilhelmstrasse 9
80801 München
DE

Email: produktsicherheit@beck.de

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Am Ende kommt der Bart ab

Snowbird am 08.05.2025

Bewertungsnummer: 2486095

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Karl Marx war kein angenehmer Mensch. Er war selbstherrlich, herrschsüchtig und rechthaberisch. Die Gesellschaft anderer Menschen, ausgenommen seiner Familie und engen Freunden, war ihm eher unangenehm, Empathie für andere empfand er nicht. Seine journalistischen Texte bezeugten antisemitisches und rassistisches Gedankengut. Auf Wunsch des Vaters begann er ein Jura-Studium, doch sein Interesse galt der Literatur und der Philosophie. Phasenweise war er als Journalist und Redakteur tätig, die meiste Zeit im Leben jedoch ohne Erwerbstätigkeit. Zeit seines Lebens hat er ohne ein schlechtes Gewissen auf Pump und Kosten anderer, vor allem von Friedrich Engels, gelebt, der ihn nach heutigen Maßstäben mit mindestens 500.000 Euro alimentierte. Marx proklamierte die Revolution der Proletarier, kannte aber keine Arbeiter persönlich und verachtete sie sogar. Obwohl selbst ohne Einkommen, lebte er zeitweise feudal, mit Standesdünkel und Dienstmädchen. Das Ehepaar Marx konnte nicht besonders gut mit Geld umgehen. Eingebettet in die 10 Wochen eines Aufenthalts in Algier, der zur Erholung gedacht war, rekapituliert Wittstock Karl Marx‘ Leben. 1882 verbrachte Karl Marx (1818 - 1883) knapp drei Monate zur Erholung in Algier. Viel Freude hatte er dort nicht, denn das Wetter war schlecht, und gesund wurde er auch nicht. Deshalb bleiben auch die Korrekturfahnen für die überarbeitete dritte Auflage des ersten Teils seines Lebenswerks „Das Kapital“, erstmals erschienen 1867, ungelesen. Friedrich Engels wird das später für ihn erledigen, so wie er auch aus Marx‘ nachgelassenen Fragmenten und Manuskripten die Teile 2 und 3 des „Kapital“ formulieren wird. Karl Marx war Perfektionist, er wurde mit seinen Zeitungsartikeln und eben auch mit dem „Kapital“ einfach nicht fertig, weil er seine Texte wieder und wieder überarbeitet hat. Zugleich war er ein unermüdlicher Leser, jede wirtschaftliche und philosophische Veröffentlichung las er, um die Erkenntnisse daraus in seine Texte einfließen zu lassen, was seine Scheu, ein Manuskript aus den Händen zu geben, erklärt. Teil I des „Kapital“ war eigentlich bereits 1848 fertig. Als es 1868 lang erwartet endlich erschien, war es bereits kurz davor, sich selbst überlebt zu haben, was Marx laut Wittstock auch bewusst gewesen sein muss. Womöglich hat er sich auch deshalb mit den Teilen II und III nicht beeilt. Die Grundlage seiner Theorie: die ökonomischen Verhältnisse prägen das Denken der Menschen und bestimmen den Gang der Geschichte. Die ökonomischen Strukturen bilden zusammen mit den gesellschaftlichen Institutionen den Überbau einer Gesellschaft. Wenn ein wesentlicher Wandel in den Produktionsverhältnissen eintritt, entsteht gesellschaftlicher Veränderungsdruck, und dann ändert sich auch der Überbau. Soweit korrekt. Mit seiner These, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt, wurde er zum Vater der modernen Soziologie. Aber das konnte er damals nicht wissen. Womit er nicht Recht hatte: die Arbeiter intendierten nicht, die Herrschaft zu übernehmen. Sie wollten - und wollen bis heute - lediglich, dass es ihnen wirtschaftlich und gesellschaftlich besser geht, dass sie weniger abhängig sind. Aber das konnte Marx sich vielleicht auch gar nicht vorstellen, denn die Welt der Arbeiter war ihm im Grunde fremd, er schrieb als Gelehrter über sie, aber er lebte nicht in ihr. Trotz seiner Armut war er immer bemüht, die Fassade einer bürgerlichen Existenz aufrechtzuerhalten. Er war ein kluger Kopf, aber ein Heuchler, arbeitsscheu, nicht lebensfähig, seiner Familie gegenüber gewissenlos. Wenn man ganz hart mit ihm ins Gericht geht, kann man ihm die Schuld geben am Tod von vieren seiner sieben Kinder, die Opfer der katastrophalen hygienischen Lebensverhältnisse und schlechter Ernährung wurden, als die Familie völlig verarmt in London lebte. Auch seine Frau Jenny und ihn selbst haben diese Umstände chronisch krank gemacht, und trotzdem hat er es nie mit Arbeit gegen Geld versucht. Mitte der 60er Jahre kam er in den Genuss eines stattlichen Erbes, von dem die Familie fünf Jahre gut hätte leben können, doch das Geld reichte nicht einmal ein Jahr. Schwer zu glauben, dass so ein kluger, wirtschaftsphilosophisch denkender Mann nicht in der Lage war, seine eigene Existenz zu gestalten. In vielen kleinen, detailreichen und oft unterhaltsam zu lesenden Episoden erzählt Wittstock Marxens Leben. Dass er sich dabei nicht auf seinen Schaffensprozess beschränkt, sondern anhand von Quellen, teilweise bislang unveröffentlichten Briefen und Schriften, diese ganzen familiären, privaten und charakterlichen Details einarbeitet, hat für mich das Buch besonders lesenswert gemacht. Es mag sein, dass es für ausgewiesene Marx-Kenner auf der wissenschaftlichen Ebene nichts Neues liefert, doch mich hat es trefflich unterhalten und mir auch Wissenszuwachs beschert. Es ist ein wenig anders konzipiert als Wittstocks gefeierte Werke „Februar 1933“ und „Marseille 1940“, weil es nicht so ausgeprägt episodenhaft, sondern geradliniger erzählt ist. Die Rahmenhandlung, welche die Biografie immer wieder unterbricht, ist Marxens 10-wöchiger Aufenthalt in Algier, der etwa ein Drittel des Buchumfangs ausmacht. In diesen Passagen kommt man dem Mittsechziger sehr nahe, weil er seine Gedanken teilt. Auch ist er hier ein netterer Mann, als im biografischen Teil von mir herausgelesen. Das Buch ist bereits im im Karl-Marx-Jahr 2018, parallel zu etlichen anderen Marx-Biografien, im Verlag Blessing schon einmal erschienen, damals unter dem Titel „Karl Marx beim Barbier“. Denn Marx hatte sich in Algier kurz vor seiner Abreise von seiner ikonischen Haarpracht und seinem markanten Bart getrennt. Ob er sich damit von seinem Werk, von seinen Theorien verabschiedet hat? Den alten Bart abgeschnitten? Den Revoluzzer aufgegeben? Das bleibt Spekulation. Bislang hatte ich nur Texte von Marx und journalistische Arbeiten über ihn gelesen, alles zwar schon vor längerer Zeit, aber komplett fremd war er mir nicht. Dies ist meine erste Biografie über Marx, die ich gerne weiter empfehle. Uwe Wittstock, geboren 1955 in Leipzig, hat Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft studiert. Als Journalist schrieb er für die FAZ, Die Welt und den Focus, war leitender Lektor für deutschsprachige Gegenwartsliteratur im S. Fischer-Verlag und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift Neue Rundschau. Seit 2017 ist er freier Schriftsteller.

Am Ende kommt der Bart ab

Snowbird am 08.05.2025
Bewertungsnummer: 2486095
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Karl Marx war kein angenehmer Mensch. Er war selbstherrlich, herrschsüchtig und rechthaberisch. Die Gesellschaft anderer Menschen, ausgenommen seiner Familie und engen Freunden, war ihm eher unangenehm, Empathie für andere empfand er nicht. Seine journalistischen Texte bezeugten antisemitisches und rassistisches Gedankengut. Auf Wunsch des Vaters begann er ein Jura-Studium, doch sein Interesse galt der Literatur und der Philosophie. Phasenweise war er als Journalist und Redakteur tätig, die meiste Zeit im Leben jedoch ohne Erwerbstätigkeit. Zeit seines Lebens hat er ohne ein schlechtes Gewissen auf Pump und Kosten anderer, vor allem von Friedrich Engels, gelebt, der ihn nach heutigen Maßstäben mit mindestens 500.000 Euro alimentierte. Marx proklamierte die Revolution der Proletarier, kannte aber keine Arbeiter persönlich und verachtete sie sogar. Obwohl selbst ohne Einkommen, lebte er zeitweise feudal, mit Standesdünkel und Dienstmädchen. Das Ehepaar Marx konnte nicht besonders gut mit Geld umgehen. Eingebettet in die 10 Wochen eines Aufenthalts in Algier, der zur Erholung gedacht war, rekapituliert Wittstock Karl Marx‘ Leben. 1882 verbrachte Karl Marx (1818 - 1883) knapp drei Monate zur Erholung in Algier. Viel Freude hatte er dort nicht, denn das Wetter war schlecht, und gesund wurde er auch nicht. Deshalb bleiben auch die Korrekturfahnen für die überarbeitete dritte Auflage des ersten Teils seines Lebenswerks „Das Kapital“, erstmals erschienen 1867, ungelesen. Friedrich Engels wird das später für ihn erledigen, so wie er auch aus Marx‘ nachgelassenen Fragmenten und Manuskripten die Teile 2 und 3 des „Kapital“ formulieren wird. Karl Marx war Perfektionist, er wurde mit seinen Zeitungsartikeln und eben auch mit dem „Kapital“ einfach nicht fertig, weil er seine Texte wieder und wieder überarbeitet hat. Zugleich war er ein unermüdlicher Leser, jede wirtschaftliche und philosophische Veröffentlichung las er, um die Erkenntnisse daraus in seine Texte einfließen zu lassen, was seine Scheu, ein Manuskript aus den Händen zu geben, erklärt. Teil I des „Kapital“ war eigentlich bereits 1848 fertig. Als es 1868 lang erwartet endlich erschien, war es bereits kurz davor, sich selbst überlebt zu haben, was Marx laut Wittstock auch bewusst gewesen sein muss. Womöglich hat er sich auch deshalb mit den Teilen II und III nicht beeilt. Die Grundlage seiner Theorie: die ökonomischen Verhältnisse prägen das Denken der Menschen und bestimmen den Gang der Geschichte. Die ökonomischen Strukturen bilden zusammen mit den gesellschaftlichen Institutionen den Überbau einer Gesellschaft. Wenn ein wesentlicher Wandel in den Produktionsverhältnissen eintritt, entsteht gesellschaftlicher Veränderungsdruck, und dann ändert sich auch der Überbau. Soweit korrekt. Mit seiner These, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt, wurde er zum Vater der modernen Soziologie. Aber das konnte er damals nicht wissen. Womit er nicht Recht hatte: die Arbeiter intendierten nicht, die Herrschaft zu übernehmen. Sie wollten - und wollen bis heute - lediglich, dass es ihnen wirtschaftlich und gesellschaftlich besser geht, dass sie weniger abhängig sind. Aber das konnte Marx sich vielleicht auch gar nicht vorstellen, denn die Welt der Arbeiter war ihm im Grunde fremd, er schrieb als Gelehrter über sie, aber er lebte nicht in ihr. Trotz seiner Armut war er immer bemüht, die Fassade einer bürgerlichen Existenz aufrechtzuerhalten. Er war ein kluger Kopf, aber ein Heuchler, arbeitsscheu, nicht lebensfähig, seiner Familie gegenüber gewissenlos. Wenn man ganz hart mit ihm ins Gericht geht, kann man ihm die Schuld geben am Tod von vieren seiner sieben Kinder, die Opfer der katastrophalen hygienischen Lebensverhältnisse und schlechter Ernährung wurden, als die Familie völlig verarmt in London lebte. Auch seine Frau Jenny und ihn selbst haben diese Umstände chronisch krank gemacht, und trotzdem hat er es nie mit Arbeit gegen Geld versucht. Mitte der 60er Jahre kam er in den Genuss eines stattlichen Erbes, von dem die Familie fünf Jahre gut hätte leben können, doch das Geld reichte nicht einmal ein Jahr. Schwer zu glauben, dass so ein kluger, wirtschaftsphilosophisch denkender Mann nicht in der Lage war, seine eigene Existenz zu gestalten. In vielen kleinen, detailreichen und oft unterhaltsam zu lesenden Episoden erzählt Wittstock Marxens Leben. Dass er sich dabei nicht auf seinen Schaffensprozess beschränkt, sondern anhand von Quellen, teilweise bislang unveröffentlichten Briefen und Schriften, diese ganzen familiären, privaten und charakterlichen Details einarbeitet, hat für mich das Buch besonders lesenswert gemacht. Es mag sein, dass es für ausgewiesene Marx-Kenner auf der wissenschaftlichen Ebene nichts Neues liefert, doch mich hat es trefflich unterhalten und mir auch Wissenszuwachs beschert. Es ist ein wenig anders konzipiert als Wittstocks gefeierte Werke „Februar 1933“ und „Marseille 1940“, weil es nicht so ausgeprägt episodenhaft, sondern geradliniger erzählt ist. Die Rahmenhandlung, welche die Biografie immer wieder unterbricht, ist Marxens 10-wöchiger Aufenthalt in Algier, der etwa ein Drittel des Buchumfangs ausmacht. In diesen Passagen kommt man dem Mittsechziger sehr nahe, weil er seine Gedanken teilt. Auch ist er hier ein netterer Mann, als im biografischen Teil von mir herausgelesen. Das Buch ist bereits im im Karl-Marx-Jahr 2018, parallel zu etlichen anderen Marx-Biografien, im Verlag Blessing schon einmal erschienen, damals unter dem Titel „Karl Marx beim Barbier“. Denn Marx hatte sich in Algier kurz vor seiner Abreise von seiner ikonischen Haarpracht und seinem markanten Bart getrennt. Ob er sich damit von seinem Werk, von seinen Theorien verabschiedet hat? Den alten Bart abgeschnitten? Den Revoluzzer aufgegeben? Das bleibt Spekulation. Bislang hatte ich nur Texte von Marx und journalistische Arbeiten über ihn gelesen, alles zwar schon vor längerer Zeit, aber komplett fremd war er mir nicht. Dies ist meine erste Biografie über Marx, die ich gerne weiter empfehle. Uwe Wittstock, geboren 1955 in Leipzig, hat Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft studiert. Als Journalist schrieb er für die FAZ, Die Welt und den Focus, war leitender Lektor für deutschsprachige Gegenwartsliteratur im S. Fischer-Verlag und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift Neue Rundschau. Seit 2017 ist er freier Schriftsteller.

Spannendes und lehrreiches Buch, toll!

Bewertung am 18.04.2025

Bewertungsnummer: 2469413

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Mein erstes Buch von Uwe Wittstock. Prägnant und spannend geschrieben. „Februar 33“ und „Marseille 1940“ werde ich mir definitiv auch vornehmen. „Karl Marx in Algier“ kann ich definitiv empfehlen, wenn man sich schnell einen Überblick über die Persönlichkeit und ihr Wirken verschaffen möchte.

Spannendes und lehrreiches Buch, toll!

Bewertung am 18.04.2025
Bewertungsnummer: 2469413
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Mein erstes Buch von Uwe Wittstock. Prägnant und spannend geschrieben. „Februar 33“ und „Marseille 1940“ werde ich mir definitiv auch vornehmen. „Karl Marx in Algier“ kann ich definitiv empfehlen, wenn man sich schnell einen Überblick über die Persönlichkeit und ihr Wirken verschaffen möchte.

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von Uwe Wittstock

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  • Vorbemerkung

    Algier I: Kalte Stadt
    Trier und die Väter
    Algier II : Profunda melancolia
    Berlin und der Student
    Algier III: Die grosse Faust
    Paris und das Genie
    Algier IV: Hausarrest
    Brüssel und die Theorie
    Algier V: Das Palais im Park
    Köln und die Revolution
    Algier VI: Vom Wunsch zu schweigen
    Intermezzo: Julius Fröbel
    London und das Elend
    Algier VII: Im Garten der Versuche
    London und der Ruhm
    Algier VIII: Die Kunst des Abschieds
    Epilog oder: Bilder und Bärte

    Dank
    Anmerkungen
    Bildnachweis
    Personenregister