Funkenschlagend und spannend bis zum finalen Kurzschluss - der neue Roman von Wolf Haas
Franz Escher wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo. Elio sitzt im Gefängnis und wartet auf die Entlassung. Er hat so viele Leute verraten, dass er um sein Leben fürchtet. Aus Angst liegt er nachts wach und liest ein Buch. Es handelt von Franz Escher. Der wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt.
Wolf Haas' neuer Roman zündet ein erzählerisches Feuerwerk: Was beginnt wie zwei halbwegs übersichtliche Lebensgeschichten, verwirbelt sich zu einem schwindelerregenden Tanz - mit einem toten Handwerker, familiären Verstrickungen und vielen ungelösten Geheimnissen, funkenschlagend und spannend bis zum finalen Kurzschluss.
Originelle Geschichte, die zwei Handlungsstränge geschickt miteinander verknüpft
hapedah am 10.03.2025
Bewertungsnummer: 2434195
Bewertet: eBook (ePUB)
Wegen eines Wackelkontakts seiner Küchensteckdose hat Franz Escher einen Elektriker bestellt, der allerdings auf sich warten lässt. Zum Zeitvertreib liest er ein Buch, dessen Hauptfigur Elio Russo ist, ein Mafioso, dem für seine Aussage als Kronzeuge ein Platz im Zeugenschutzprogramm zugesichert wurde. Da er die Rache der Mafia fürchtet, kann Elio im Gefängnis nicht schlafen, um sich abzulenken liest er ein Buch - welches von Franz Escher handelt, der auf den Elektriker wartet....
"Wackelkontakt" von Wolf Haas ist eine faszinierende Geschichte in der die beiden Handlungsstränge auf raffinierte Weise miteinander verflochten werden. Obwohl dieses Buch so gar nicht zu meinem üblichen Leseschema passt, hat mich der Klappentext bereits so neugierig gemacht, dass ich es unbedingt lesen wollte - und ich wurde nicht enttäuscht. Wie in dem Bild "Drawing Hands" des Künstlers M.C. Escher (das wohl auch für den Autor als Inspiration gedient hat, denn es kommt im Buch als Geschenk für den jungen Franz Escher vor, das einst die Puzzle-Leidenschaft des Protagonisten geweckt hat), stehen beide Realitäten gleichberechtigt nebeneinander und es ist für den Leser nicht ersichtlich, wo das Ganze seinen Anfang nahm.
Die Figuren fand ich sehr originell konstruiert, niemand ist ein wirklicher Sympathieträger, doch jeder ist auf seine eigene verschrobene Art interessant. Einige - zunächst scheinbar nebensächliche - Details tauchen plötzlich in dem anderen Erzählstrang auf, so wird die Handlung immer dichter miteinander verwoben. Obwohl besonders in der zweiten Buchhälfte manche Mafia-Klischees eingearbeitet sind, die mich an den einen oder anderen Hollywood-Film erinnerten, hebt sich dieses Buch in meinen Augen deutlich aus der Vielfalt der literarischen Werke heraus, die ich in den letzten Jahren kennen gelernt habe. Für diesen ausgefallenen Roman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten hat, spreche ich daher eine begeisterte Leseempfehlung aus.
Fazit: Die originelle Geschichte mit den beiden Protagonisten, die übereinander in Büchern lesen, hat mich vom ersten Moment an fasziniert - die Verbindung die der Autor zu einem Bild von M.C. Escher knüpft, fasst das Lesegefühl meiner Meinung nach perfekt zusammen. Dieses einzigartige Lesevergnügen empfehle ich gern weiter.
Raffiniert in Szene gesetzte Verschränkungen
meerblick am 15.02.2025
Bewertungsnummer: 2413220
Bewertet: eBook (ePUB)
Wolf Haas beweist mit seinem Roman 'Wackelkontakt' einmal mehr sein außergewöhnliches Talent, eine Geschichte zu erzählen, die neben ihrem beeindruckendem, großartigen Unterhaltungswert den zugleich verwirrenden wie strukturell einzigartigen Bildern vom M. C. Escher folgt, die Puzzleteilchen für Puzzleteilchen sich zu einem Gesamtbild formen, den Betrachter dennoch rätselnd beim Erfassen der Struktur des Aufbaus und seiner ausstrahlenden Wirkung in Gedanken versunken zurücklassen.
Franz Escher, ein Protagonist des Buches, mit dem wahrscheinlich nicht ganz zufällig gewählten Namen, wartet auf den Elektriker, der einen Wackelkontakt in seiner Küche reparieren soll. Während der Wartezeit auf den Handwerker, vertieft er sich in die Lektüre über Elio Russo, einem Mafia Gangster, der auf die Umsetzung seines Zeugenschutzprogramms im Gefängnis wartet und dabei sich ebenfalls lesend die Zeit mit einem Buch über jenen Franz Escher vertreibt, der, wie wir bereits wissen, auf den Elektriker wartet. Gefesselt an den Verlauf der wechselseitig mit viel Humor erzählten Handlung, bekam ich einen immer tieferen Einblick in das Leben der beiden, das sich schließlich zu einem Gesamtbild fügt, mit der Fragestellung – Kann das überhaupt sein?
Ich gebe dem Buch sehr gern meine Leseempfehlung.
Meinungen aus unserer Buchhandlung
Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.
Kann Spoiler enthalten !!!!!
Wolf Haas ist bekannt für seinen eigenwilligen Stil, seinen lakonischen Humor und seine sprachlichen Experimente. Mit Wackelkontakt bleibt er sich treu und präsentiert eine skurrile, tiefgründige und zugleich absurd komische Geschichte über das Altern, Erinnerungen und die Brüchigkeit der Wirklichkeit.
Inhalt
Im Mittelpunkt des Romans steht ein älterer Mann, dessen Erinnerungen und Gedanken immer wieder abschweifen – nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich, denn Haas spielt meisterhaft mit Satzabbrüchen, Doppeldeutigkeiten und Wortverrenkungen. Der titelgebende "Wackelkontakt" bezieht sich sowohl auf das Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten des Protagonisten als auch auf die Art, wie Sprache und Wahrnehmung in diesem Buch funktionieren: nichts bleibt stabil, alles ist in Bewegung, brüchig, verzerrt.
Die Handlung selbst ist dabei eher fragmentarisch und episodenhaft erzählt. Haas begleitet seinen Protagonisten durch alltägliche Situationen, die sich zunehmend ins Surreale verschieben. Immer wieder blitzen Erinnerungen auf, verlieren sich aber sofort wieder im Nebel des Vergessens oder werden durch absurde Gedankengänge ersetzt.
Sprache und Stil
Typisch für Wolf Haas ist der unkonventionelle Erzählstil, der sich auch in Wackelkontakt wiederfindet. Er schreibt in einer Art mündlicher Erzählweise, in der er oft Halbsätze stehen lässt, Gedankensprünge vollzieht und mit einer Art Sprachmelodie spielt, die man fast schon hören kann. Diese stilistische Eigenheit macht den Roman einzigartig und unterhaltsam, kann aber für Leser, die eine konventionelle Erzählweise bevorzugen, auch herausfordernd sein.
Was Haas ebenfalls meisterhaft beherrscht, ist der trockene, oft schwarze Humor. Er nimmt das Thema Vergänglichkeit mit einer Leichtigkeit und Ironie, die das Buch trotz seines ernsten Hintergrunds erstaunlich vergnüglich macht.
Themen und Tiefgang
Obwohl Wackelkontakt auf den ersten Blick verspielt und humorvoll wirkt, steckt doch eine tiefere, melancholische Ebene dahinter. Es geht um das Altern, das Verlorengehen von Erinnerungen und die Frage, was Identität eigentlich ausmacht. Der Roman zeigt, wie brüchig unser Bezug zur Realität ist und wie sehr unsere Wahrnehmung von Sprache und Gedächtnis abhängt.
Fazit
Wackelkontakt ist ein typischer Haas-Roman: sprachlich originell, humorvoll und zugleich tiefgründig. Wer sich auf seine ungewöhnliche Erzählweise einlassen kann, wird mit einem intelligenten, witzigen und berührenden Leseerlebnis belohnt. Für Fans von Haas ist der Roman ein Muss, für Neulinge könnte er aber eine Herausforderung sein – oder eine wunderbare Entdeckung eines ganz eigenen literarischen Kosmos.
Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.
Kurzschluss - kurz gefasst: fackelt oder funkt mit Humor und Rafinesse
Bewertet: eBook (ePUB)
Nicht das Cover betrachten - lesen!-) Das kurzweilige Lesevergnügen swichted zwischen den zwei Protagonisten. Der eine ein leichter Tolpatsch in Liebesdingen und total Puzzle vernarrt, der andere ein ehemals eingebuchteter Mafiosi im Zeugenschutzprogramm. Diese Mischung hat es nur so schon in sich und die steten Wackelkontakte zwischen den beiden Leben und den Zeiten, machen dieses Buch unterhaltsam und auch, wenn gegen Schluss ein bisschen vorhersehbar, doch spannend und einzigartig. Ein gewisser Humor schwingt mit - ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen bei den Schimpfwörtern aus dem Knast, welcher Elio Russo ins seiner privaten Deutschstunde hervorholt und auch die Unbeholfenheit von Franz Escher liess mich die Augenbrauen hochziehen. Viel Spass beim Lesen!