Ein rätselhafter Mord und ein Haus voller Verdächtiger
Marchfield Square. Wie eine Oase im Herzen der Grossstadt verströmt die elegante Londoner Wohnanlage das Gefühl von Behaglichkeit und Sicherheit. Bis zu jenem Tag, als Richard Glead, einer der Bewohner, erschossen in seiner Küche aufgefunden wird. Der gewaltsame Todesfall veranlasst die energische Vermieterin Celeste van Duren zu sofortigem Handeln. Ein Mord in ihrem Haus stört den Ordnungssinn der vornehmen alten Dame empfindlich. Und da sie der Polizei nicht allzu viel zutraut, beauftragt sie kurzerhand zwei Mieter mit diskreten Nachforschungen: ihre temperamentvolle Putzfrau Audrey und den eigenbrötlerischen Schriftsteller Lewis. Auf Spurensuche in der illustren Nachbarschaft erkennen diese bald: In Marchfield Square gibt es viele pikante Geheimnisse - und noch mehr Verdächtige ...
"Ein beeindruckendes Debüt - mit Raffinesse und Charme lüftet dieser Krimi die dunklen Geheimnisse hinter den Fassaden einer exklusiven Nachbarschaft." Janice Hallett
Ich mochte dieses Buch mehr, als ich anfangs erwartet hatte. Marchfield Square entfaltet seine Spannung nicht über Tempo oder Schockmomente, sondern durch Atmosphäre, feine Beobachtungen und Figuren, die sich langsam öffnen – und gerade deshalb berühren.
Dass eine zurückhaltende Putzfrau und ein in sich zurückgezogener Krimiautor unfreiwillig ein Ermittlerduo bilden, klingt erst wie ein Kniff – wird aber mit viel Feingefühl erzählt. Ihre Entwicklung fand ich fast bewegender als den Kriminalfall selbst: Es geht hier nicht nur um das „Wer war’s?“, sondern auch um das „Wer bin ich eigentlich noch – und für wen?“
Die Kulisse des kleinen Londoner Wohnhauses hat mich schnell eingenommen: eng, geschützt, voller kleiner Geheimnisse. Der Mord zerreißt nicht nur das soziale Gefüge, sondern auch manche Selbstbilder. Besonders schön fand ich, wie oft das Buch sich Zeit nimmt für Zwischentöne – Blicke, unausgesprochene Gedanken, kleine Widerstände.
Natürlich: Manche Nebenfiguren hätten mehr Tiefe vertragen, und am Ende bleiben ein, zwei Fäden offen. Aber das macht nichts – denn der eigentliche Reiz liegt im Dazwischen. In der Art, wie sich Vertrauen langsam annähert, ohne große Worte. Wie aus zwei Einzelgängern so etwas wie Verbündete werden.
Ein Krimi mit Herz, aber ohne Sentimentalität. Und ein Roman, der zeigt, dass Spannung auch leise sein darf – und dabei umso nachhaltiger wirkt.
Schöner Cosy-Crime im britischen Style
Yvonne aus Frankfurt am Main am 20.06.2025
Bewertungsnummer: 2520179
Bewertet: eBook (ePUB)
Ruhig und beschaulich ging es bislang im Marchfield Square zu. Celeste, die reiche, etwas exzentrische alte Dame und Vermieterin, sucht sich ihre Mieter nicht nach ihrem Geldbeutel aus, sondern vermietet ihre Wohnungen an Personen, die Unterstützung benötigen. Davon wissen die Mieter selbstverständlich nichts. Durch eine kaputte Hüfte an die Wohnung gefesselt, beobachtet Celeste ihre Mieter aus dem Sessel am Fenster, das Fernglas neben sich. Mit von der Partie ist ihr Butler Dixon. So werden sie Fensterzeugen, dass in einer der Wohnungen plötzlich eine Leiche in der Küche liegt. Es ist Richard, der seine Frau seit längerem misshandelt hat, ein Fall häuslicher Gewalt. Er wird dann auch von seiner Frau gefunden, im Hintergrund Lewis, der ihr in die Wohnung gefolgt ist. Lewis ist junger Krimischriftsteller, der bereits seit Monaten nicht mehr von der Muse geküsst wurde. Nun wittert er die Möglichkeit mittels des Mordes wieder ein Buch schreiben zu können und beginnt sich alles zu notieren. Dabei stellt er fest, dass er die gesamten Nachbarn überhaupt nicht kennt, ganz im Gegenteil zu einer anderen Nachbarin. Audrey ist eine junge Putzfrau, die auch bei Celeste putzt. Celeste engagiert dann auch dieses ungleiche Paar in dem Fall zu ermitteln und ihn aufzuklären, denn in Marchfield Square soll es sicher und ruhig bleiben und beide würden sich dabei gut ergänzen, so die Ansicht von Celeste. Zudem hält keiner seine Frau zu diesem Mord für fähig. Da Audrey das Honorar, was Celeste beiden zahlen will, gut gebrauchen kann und Lewis Stoff für seinen neuen Roman wittert und seinem Tagesjob entfliehen will, sagen beide zu die Ermittlungen aufzunehmen. Dabei sind sie jedoch unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Während Audrey sehr liebenswert und emphatisch ist, ist Lewis eher analytisch und direkt, was andere öfter stört. Bei den Ermittlungen kommen sie dem Täter immer näher, können sie den Fall lösen?
Mir hat der Cosy-Crime sehr viel Spaß gemacht, anfangs kam ich mir ein wenig wie im Film „Das Zimmer zum Hof“ vor, was sich aber schnell legte. Die Geschichte spielte sich nicht nur am Fenster, sondern auch im Gebäudekomplex sowie außerhalb davon ab. Interessant fand ich die vielen Nachbarn und ihre Geheimnisse, auch die vielen Wendungen, die der Fall einnahm. Das Marchfield Square wurde gut beschrieben, so dass man die Wohnungen, den Innenhof und Garten auch sehr gut vor sich sehen konnte. Auch das ungleiche Ermittlerduo war klasse und so einige Male brachten sie mich zum schmunzeln. Alles ging zwar gemächlich vor sich, die Autorin schreibt aber in einem flüssigen Stil, so dass die Geschichte immer weitergetragen wird. Es kommt jedenfalls keine Langeweile auf. Natürlich habe ich auch fleißig mitgerätselt, ich hatte auch einen Verdacht, der sich am Ende bestätigte, aber so einige Personen/Ereignissen blieben überraschend, was sehr schön war. Der Fall wurde vollständig aufgeklärt, keine Frage blieb unbeantwortet. Das Ende hatte es auch in sich und hatte ich nicht erwartet. Insgesamt ein schöner Cosy-Crime Roman, in dem sehr viel Crime enthalten ist und der die Möglichkeit bietet, dass es eine Fortsetzung geben könnte. Ich empfehle den Roman daher gerne weiter.