Inés ist frisch aus dem Gefängnis raus und bereit für ein neues Leben, fünfzehn Jahre, nachdem sie die Geliebte ihres Mannes umgebracht hat. Gemeinsam mit ihrer Knastkumpanin Manca gründet sie ein Unternehmen: FFF, Frauen, Fliegen, Finale - ökologische Schädlingsbekämpfung und Privatdetektei, von Frauen für Frauen.
Doch Señora Bonar, eine ihrer Kundinnen, will mehr loswerden als nur Ungeziefer - könnte Inés nicht ihre Expertise einbringen, um auch die Geliebte ihres Mannes aus dem Weg zu räumen? Inés will sauber bleiben, aber als Manca eine teure Behandlung benötigt, gerät ihre moralische Standhaftigkeit ins Wanken.
In einer bitterbösen Komödie erzählt Claudia Piñeiro von zwei Freundinnen auf der Suche nach Freiheit, in einer Gesellschaft, die Freiheit für Frauen nicht vorsieht.
Almut Scheller-Mahmoud aus 21109 Hamburg am 10.04.2025
Bewertungsnummer: 2462663
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Claudia Piñeiro ist eine bekannte, anerkannte argentinische Schriftstellerin, deren Hauptthemen die weiblichen Sichtweisen auf die Welt sind, immer unterfüttert mit der realpolitischen Lage des Landes.
Der Roman spielt in Südamerika mit Inès und Manca als Hauptdarstellerinnen. Sie haben sich im Gefängnis kennengelernt. Inès saß dort 15 Jahre fest als Mörderin der Geliebten ihres ungeliebten Mannes, Manca als „Drogistin“. Eine enge innige Freundschaft fügte sie zusammen, eine Freundschaft, die auch in der Freiheit ihre Fortsetzung findet, in der Gründung einer gemeinsamen Firma - FFF – Frauen. Fliegen. Finale – Ökologische Schädlingsbekämpfung und Detektei. Inès ist die Kammerjägerin, da sie in der Haft viel über Insekten gelesen und besonders zu Fliegen eine wertschätzende „platonische“ Beziehung aufgebaut hat, Die Manca ist in die Rolle der „einhändigen“ Detektivin geschlüpft: ihre Hand ist jedoch nur unbrauchbar durch einen unvollständig entfernten Glassplitter.
In direkter Erzählung beschreibt Inès ihr Leben, ihre Gedanken, Ängste, Gefühle; im Erzählton erfahren wir mehr über Manca und die Auftragslage der kleinen Firma mit ihren Verwicklungen; jeweils unterbrochen von einem „ Chor“ mit Medea als Leitfigur und feministischen Exkursen, sich in theoretischen Labyrinthen verlaufend.
Immer wieder geht es um Mütter und Töchter, um Mutterliebe bzw. deren Abwesenheit, um Gebärmütter. Männer sind Randerscheinungen in diesem Roman.
All das verwoben zu einem Krimi der ganz besonderen Art. Eine interessante Geschichte, deren Finale überrascht. In dem die Mörderin aus eliminatorischer Eifersucht auf eine Mörderin in spe, die aus eiskalt kalkulierter Rache handelt, trifft.
Für mich ist der Roman zu ausufernd, mit viel zu viel feministischer Theorie und entomologischem Wissen angereichert, zudem in einem irgendwie schnodderigen Sprachstil geschrieben.
Schade. Mit mehr würziger Kürze hätte das Buch mehr Charakter. Erzähl- und Sprachstil finden bei mir keinen Widerhall.
Ein nicht alltägliches feministisches Buch
Bewertung (Mitglied der Book Circle Community) am 23.03.2025
Bewertungsnummer: 2446336
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Wer auf der Suche nach einem etwas anderen Buch ist, wird mit „Zeit der Fliegen“ sicherlich auf seine Kosten kommen. Die Autorin verknüpft auf eindrucksvolle Weise verschiedene feministische Themen wie Mutterschaft, die Stellung der Frau in der Gesellschaft und Frauenfreundschaften in einen Roman, der durch aussergewöhnliche Stilmittel und komplexe Erzählstrukturen besticht.
Zu Beginn hatte ich einige Schwierigkeiten, mich in die Geschichte einzufinden, doch je weiter ich las, desto mehr fesselte mich die Erzählung. Der Roman dreht sich um mehrere Frauen, deren Leben miteinander verflochten sind und sich im Laufe der Geschichte immer deutlicher erschliesst. Besonders faszinierend sind die Charaktere, vor allem die zwei Freundinnen Manca und Inés, von deren Innenleben man im Laufe des Romans immer mehr erfährt. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, in der man sich mit den vielen Perspektivwechseln anfreunden muss, wird die Geschichte zunehmend fesselnder. Die Autorin versteht es, den Spannungsbogen bis zum Schluss zu halten, sodass die letzten Kapitel in einem Zug verschlungen werden müssen.
Neben den feministischen Themen spielt die Fliege eine zentrale Rolle im Buch. Sie dient nicht nur als wiederkehrendes Symbol, sondern wird auch als Metapher verwendet, die zum Nachdenken anregt und eine tiefere Bedeutungsebene in die Erzählung einbringt.
Für mich gibt zwei kleine Abstriche. Das Buch fordert die Leserin, sich intensiv zu konzentrieren, was es eher zu einem Werk macht, das man nicht mal eben im Zug liest. Und die Unterbrechung mit dem Stilmittel «Chor» hat mich persönlich nicht abgeholt, ich empfand es eher als störend.
Trotz dieser kleinen Hürden ist „Zeit der Fliegen“ ein tiefgründiger und fesselnder Roman, der den Leser sowohl emotional als auch intellektuell fordert.