Ein junger Mann und die 17jährige Nastenka vertreiben sich vier Nächte lang in Sankt Petersburg die Zeit mit intensiven und sehr persönlichen Gesprächen. Nastenka wartet auf die Rückkehr ihres Geliebten. Obwohl sich die Beziehung zwischen den beiden intensiviert, bleibt die beginnende Liebe doch nur ein Traum. Am Morgen nach der vierten Nacht kommt der Geliebte Nastenkas zurück und sie entscheidet sich, bei ihm zu bleiben.
Die berührende Liebesgeschichte »Weisse Nächte« von Fjodor Dostojewski erschien 1848. Dostojewski lebte selbst lange Zeit in Sankt Petersburg und verewigte den Zauber der Stadt in mehreren seiner Werke.
"Weiße Nächte" von Dostojewski habe ich schon mehrfach gelesen, weil es eine wunderschöne Liebesgeschichte ist, kurzweilig und fesselnd. Schöne Taschenbuch-Ausgabe. Lädt zum Träumen ein.
Der Doppelgänger - ein kanonisches Motiv
von Zitronenblau am 13.10.2011
Bewertet: Einband: Taschenbuch
Dostojewskis Petersburger Dichtung gehört zwingend in sein Gesamtwerk. Denn das Motiv des Doppelgängers ist so alt wie diese Gattunsgart selbst. Es hängt stark zusammen mit unserem Identitätsdenken sowie unserer individellen Stellung im Kosmos. Der Hebel der Erklärung ist zumeist der Zwilling. Somit aber der Reiz des Motivs ad a...
Dostojewskis Petersburger Dichtung gehört zwingend in sein Gesamtwerk. Denn das Motiv des Doppelgängers ist so alt wie diese Gattunsgart selbst. Es hängt stark zusammen mit unserem Identitätsdenken sowie unserer individellen Stellung im Kosmos. Der Hebel der Erklärung ist zumeist der Zwilling. Somit aber der Reiz des Motivs ad acta. Dass Dostojewksi dieses Motiv "zwillingsfrei" verwendet, verwundert daher nicht; noch weniger, dass es negativ konnotiert wird - wo bliebe der epische Fundus? Der biedere Titularrat Goljädkin wird als ein schreckhafter, sehr konzentrierter und allzu gedankenverlorener Mensch beschrieben, dessen Charakteristik der Autor eingehend in den ersten Kapiteln ausdekliniert - ich glaube mit einem ersten Kulminationspunkt: der Besuch bei dem Arzt. Da liegt etwas im Busch, erkennt der Leser. Es folgt der Haupthandlungsstrang, in dem der "Held", obschon der Dichter seine Ironie nicht verbirgt, sich selbst begegnet. Ich werde mir die Mühe sparen die Einzelheiten darzulegen. Im Wesentlichen greift dieser "jüngere Goljädkin" in das Leben des Protagonisten - im Job, in der Gesellschaft, in dessen Kopf und Herz. So fühlt sich der Held schikaniert, verlacht, kompromittiert. In einem zweiten Parallelstrang - auch den Protagonisten betreffend (und vor allem durch das Moment des literarischen Briefes in die Handlung verflochten; übrigens vielverwendet im Gesamtwerk des Schriftstellers) - wird seine Liebe zu Olsuf'evna nicht erwiedert. So kulminiert dessen geistige Dekadenz und es geht schließlich ab in die Anstalt.
Das Buch ist sehr schmal (etwa 200 Seiten). Also wenig Raum für eine minutiöse Handlung. Wichtiger ist vielmehr die Form der Epik. Dostojewski wechselt zwischen der auktorialen Erzählweise (in der er sich selbst auch immer dem Leser als aktiver Erzähler zu erkennen gibt) sowie jener des Protagonisten, welcher wiederum in der deskriptiven Handlung in der 3. Person, im Gang der Gedanken in der 1. Person pendelt. Schwierig ist nun wie wir das literarische Werk beurteilen wollen. Man spürt den anfänglichen Witz von Dostojewski (Ironie z.B.). Noch war er nicht im Lager... Enthalten im Verhalten des Helden ist dennoch eine scharfe Kritik am gesellschaftlichen System. Hinter dem paranoiden Gehabe steckt eine umfassende Furcht bzw. das Gefühl einer sozialen Determination. Der Prozess der Umnachtung ist m. E. der Vorfall, den wir uns besonders anschauen müssen. Hierin sollte nun die Kunst stecken, alogische und akausale Linien innerhalb einer chonologischen Abfolge von Ereignissen zu zeichnen. Ich denke, dass ist Dostojewski gelungen. Begegnungen mit dem Doppelgänger tragen diese "Unnatur" genau so wie die Gespräche mit den Beamtenkollegen oder seinem Diener. Der dramaturgische Schlüssel ist insofern nicht ganz glücklich gewählt, als dass das Schloss zur höchsten Spannung durch das des Arzt-am-Anfang-Arzt-am-Ende-Bogens, der den Rahmen vorgibt, ein wenig durch Antizipation der Handlung ersetzt wird. Und auch sonst überzeugt Dostojewski zwar mit Süffisanz (ich mag diesen Stil ungemein), an eleganten Tropen und Stilmitteln fehlt es aber hier und da. Der Roman ist somit kein großer Wurf. Es wäre aber auch wieder recht verwunderlich gewesen, hätte der große russische Dichter dieses Motiv nie verarbeitet...