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Zen - mal ganz anders
- Bewertet: Einband: Taschenbuch
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Nach langen Jahren der Ausbildung in Japan kehrt 1988 Ernst Liesgang zurück nach Norddeutschland. Sein Ziel ist es, einen Original Anagama-Holzbrandofen zu bauen, um die japanische Keramikkunst auszuüben. Ofenbaumeister Yamashiro hilft ihm das Vorhaben nach traditionellem Regelwerk in Angriff zu nehmen. Doch deutsches Baurecht u... Nach langen Jahren der Ausbildung in Japan kehrt 1988 Ernst Liesgang zurück nach Norddeutschland. Sein Ziel ist es, einen Original Anagama-Holzbrandofen zu bauen, um die japanische Keramikkunst auszuüben. Ofenbaumeister Yamashiro hilft ihm das Vorhaben nach traditionellem Regelwerk in Angriff zu nehmen. Doch deutsches Baurecht und japanische Tradition passen nicht immer zusammen und so wird der Bau zu einer besonderen Herausforderung der Kulturen. Bevor ich den Roman gelesen habe, hatte ich keinerlei Kenntnis über Anagama-Keramiken und die daraus resultierende Flugascheglasur. Diese alte traditionelle Kunst des Brennens bringt der Roman sehr gut zur Geltung. Dabei gelingt Christoph Peters der Spagat zwischen Wissensvermittlung und charmantem Humor, Zen-Poesie und Wirtshaus-Präsenz. Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ansichten ist sehr glaubwürdig beschrieben. "Sind wir aber unseren Handlungen gegenüber erst einmal ohne Respekt, werden wir bald überhaupt keine Achtung vor uns selber mehr haben. Denn lange bevor wir mit unserem Denken zu dieser oder jener Überzeugung gelangen oder Gedankentürme errichten, sind wir die Bewegungen unserer Hände und Füße." Die eigentliche Überraschung ist allerdings der Held des Romans: der japanische Ofen. Alles dreht sich um sein Entstehen, das Werden und am Ende seine Erweckung zum Leben. Besonders charmanten Humor besitzen die Szenen in denen der ehrenwerte Ofenbaumeister Yamashiro seinen Auftritt hat. Angereist mit einem eigenen Team, das für sein leibliches Wohl sorgt, wird er mit allem nötigen Respekt behandelt. Bis die nachbarliche Gaststättenbetreiberin feststellt, dass dem Mann eine ordentliche Mahlzeit fehlt. Sehr zum Verdruss der eigenen Köchin begeistert sich Herr Yamashiro für Mettbrötchen und Schnitzel. "Herr Yamashiro hatte schon zugegriffen, furchtlos hineingebissen und nach ersten Kaubewegungen begann er abwechselnd zu lachen und zu nicken, hob immer wieder den Daumen und sagte:'Oishi'!" Eingefahrene Vorstellungen beider Seiten werden ad absurdum geführt. Für mich ein Wochenend-Wohlfühlroman!
Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln
Roman
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Beschreibung
»Lost in Translation« an der Ostsee.
Rensen, ein verschlafenes Dorf an der Ostsee: zur Küste hin flach, vereinzelte Feldeichen, Dornenhecken und hier und da ein Herrenhaus, alleinstehende Höfe, klinkergemauert, mit halbrunden Scheunentoren. 740 Einwohner, Bäckerei, Postamt mit Schreibwarenverkauf, eine Sparkassenfiliale und das Gasthaus >Pit's Schollenkutter<, wo die Wirtin Herta Mölders ganzjährig Bier und Schnaps ausschenkt ...
Hier, in der tiefsten deutschen Provinz, will sich der Keramikkünstler Ernst Liesgang - nach einigen Lehrjahren in Fernost - Ende der achtziger Jahre niederlassen, um sich im Hof des alten Pfarrhauses einen original japanischen Anagama-Brennofen errichten zu lassen. Durch einen mehr als glücklichen Zufall ist es Liesgang gelungen, keinen geringeren als Tatsuo Yamashiro, einen der erfahrensten und angesehensten Ofensetzer seines Landes, für diese Aufgabe zu gewinnen. Mit einem ganzen Tross japanischer Helfer samt Verwandtschaft trifft Herr Yamashiro im Frühling 1989 in Rensen ein. Schon nach kurzer Zeit prallen die beiden grundverschiedenen Kulturen auf eine gleichermassen komische wie anrührende Weise aufeinander. Liesgangs Freunde, die das Projekt auf deutscher Seite begleiten, sehen sich - nicht anders als die Bewohner des Ortes, die das Geschehen abwechselnd amüsiert und befremdet verfolgen - einem ebenso irritierenden wie faszinierenden Kunst- und Lebensverständnis gegenüber. Den japanischen Besuchern ergeht es umgekehrt kaum anders. Allen voran Herrn Yamashiro, der - sehr zur Enttäuschung seiner eigens mitgereisten japanischen Köchin - in Rensen seine Liebe zu Mettbrötchen, Frikadellen, Schnitzeln, Kartoffeln und klarem Schnaps entdeckt ...
Ähnlich wie schon Christoph Peters' Romanerfolg »Mitsukos Restaurant« ist »Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln« wieder eine federleichte Komödie über die Begegnung zweier Welten und Kulturen, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Es ist ein heiter-tiefsinniges Buch über die besondere Magie, die entsteht, wenn sich Menschen einem scheinbar unmöglichen gemeinsamen Projekt verschreiben. Und es ist ein Roman über das Allzu-Menschliche und das Göttliche von Kunst: über ihren Leichtsinn und ihren Hochmut, über ihren Ernst und ihr Wagnis, über ihre Beschränktheit und Vergeblichkeit - und über ihre wahre Grösse.
"In Christoph Peters' schelmischen Roman wird die Lehre des Zen norddeutschen Verhältnissen angepasst."
Christoph Peters wurde 1966 in Kalkar geboren. Er ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungsbände und wurde für seine Bücher mehrfach ausgezeichnet, unlängst z. B. mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2016) und dem Wolfgang-Koeppen-Preis (2018). Christoph Peters lebt heute in Berlin. Zuletzt erschienen von ihm bei Luchterhand der Erzählungsband "Selfie mit Sheikh" (2017) sowie der Roman "Das Jahr der Katze" (2018).
Produktdetails
Format | ePUB i |
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Kopierschutz | Ja i |
Family Sharing | Ja i |
Text-to-Speech | Nein i |
Seitenzahl | 224 (Printausgabe) |
Erscheinungsdatum | 26.05.2014 |
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Sprache | Deutsch |
EAN | 9783641125318 |
Verlag | Random House ebook |
Dateigröße | 1734 KB |