-
...es hätte ein großer Roman werden können...
-
Chinesische Leben gelten als billig - dieser Satz - irgendwo auf den ersten Seiten, der Einführung noch - rührte mich an. Dieser Satz gab den Ausschlag, dieses Buch lesen zu wollen, zu verstehen, wie die Menschen dieser fremden Kultur im Innersten sind, ihr Leben mitzufühlen, sie aus der grauen Masse hervortreten zu lassen. Dre... Chinesische Leben gelten als billig - dieser Satz - irgendwo auf den ersten Seiten, der Einführung noch - rührte mich an. Dieser Satz gab den Ausschlag, dieses Buch lesen zu wollen, zu verstehen, wie die Menschen dieser fremden Kultur im Innersten sind, ihr Leben mitzufühlen, sie aus der grauen Masse hervortreten zu lassen. Drei Töchter Chinas (so auch der englische Titel) - stellvertretend für dieses Volk, das wir so gar nicht kennen, bestenfalls als nervig brandmarken, sofern uns denn schon mal eine entsprechende Reisegruppe begegnete. Diese Geschichte dreier Frauen, die so unglaubliche Leben lebten - von der alten Kaiserzeit Chinas über die dunkle Epoche Maos bis hin in die Neuzeit - Stoff menschlicher Tragödien und Abgründe vor wechselnden geschichtlichen Hintergründen. Arrangierte Ehen, archaische Traditionen, unfassbare Grausamkeiten - alles findet statt in diesem Buch. Es hätte ein großer Roman werden können.. Nur wurde leider diese unglaubliche Geschichte nicht erzählt, sondern "abgehakt". Aufgeschrieben wie Merkzettel. Von einer Autorin, die zwar über sich selbst und ihre eigene Familie berichtet, der es jedoch nicht ansatzweise gelingt, in ihre Zeilen Gefühle oder auch nur einen Hauch Spannung zu bringen. So reserviert und versteckt die Menschen in China wohl leben mussten, unterworfen strengsten Ritualen, Bespitzelung und Geheimhaltung ihrer innersten Gedanken - so hölzern und kalt mutet dieses Buch an. Nüchtern und dröge wird die Abfolge der Ereignisse geschildert, in kürzesten Sätzen. Stets aus der Perspektive der Autorin, welche die handelnden Personen nur als "meine Mutter", "meine Großmutter" ," Herrn XXX" benennt - man bekommt noch nicht einmal über die Namen einen Zugang zu den Persönlichkeiten, die sich dahinter verbergen, geschweige denn, man erführe, was diese treibt und bewegt. Beziehungen scheinen allen fremd, selbst Denunziation, Verrat und Tod wird abgehakt, ohne Motiv oder Zusammenhang. Bezeichnend für mich war, dass die Autorin schrieb- sinngemäß - die Tochter von " ... habe noch nicht einmal einen Namen gehabt - sie sei einfach Tochter Nummer 2 gewesen". So empfand ich diesen Schreibstil - x-beliebige Figuren. Keine Menschen. Damit betrachtet man auch all die Ereignisse, die diesen Statisten wiederfahren, so unfassbar und entsetzlich sie auch sein mögen - nur aus der Distanz. Empathie vielleicht, doch Sympathie empfand ich für keine der 3 Frauen noch eine andere Figur des Buches. Weder taugt dieses Buch als Roman, dem man literarische Schwäche verzeiht, wenn er denn spannend geschrieben ist, noch als Sachbuch, denn auch die immer wieder eingestreuten Angaben zu Zeit und Ort sind nur knapp, nebensächlich und ohne erklärenden historischen Zusammenhang. Machthaber wechseln im Seitentakt, die Gräuel wiederholen sich. Personen werden genannt und sind vergessen. Mir blieb der fade Eindruck, dass "chinesische Leben als billig betrachtet werden" leider erhalten. Es wäre schön gewesen, doch der Autorin gelang es nicht, für mich auch nur eines dieser Leben aus der großen Masse wirklich greifbar zu machen. Immerhin - ich habe, da ich dieses fremde Land näher verstehen wollte, immer wieder neben der Lektüre die historischen Hintergründe recherchiert und wenigstens auf diese Art einiges über China, seine Kultur und Geschichte im 20.Jahrhundert erfahren, was mir bisher unbekannt war. Das Buch selber habe ich nach der Hälfte nur noch quergelesen.
Wilde Schwäne
Die Frauen meiner Familie
-
Buch (Taschenbuch)
-
Fr. 19.90
-
inkl. gesetzl. MwSt.zzgl. VersandkostenVersandfertig innert 1 - 2 Werktagen
- Kostenlose Lieferung ab Fr. 30 i
Beschreibung
Jung Chang erzählt die Geschichte ihrer eigenen Familie und damit Chinas von der Kaiserzeit über die Herrschaft Maos bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Grossmutter, Mutter und sie selbst müssen erfahren, wie die rücksichtslose Umsetzung politischer Ideen Millionen Menschen das Leben kostet, und das Überleben nur unter grossem Leid möglich macht.
Jung Chang wurde 1952 in der Provinz Sichuan in China geboren. Mit vierzehn Jahren wurde sie Mitglied der Roten Garden und arbeitete als Bäuerin, als "Barfussärztin", als Stahlarbeiterin und Elektrikerin, bevor sie ihr Englischstudium aufnahm und später Assistentin an der Sichuan Universität werden konnte.1978 verliess sie ihre Heimat und ging nach England, wo sie 1982 an der York Universität in London promovierte; sie war damit die erste Chinesin, die einen Doktortitel der britischen Universität erhielt. Heute lebt die gefeierte Bestsellerautorin, die mit einem Buch über Mao 2005 ihren persönlichen Rückblick auf China abschloss, in London.
Produktdetails
Einband | Taschenbuch |
---|---|
Seitenzahl | 752 |
Erscheinungsdatum | 01.07.2015 |
Sprache | Deutsch |
ISBN | 978-3-426-30085-5 |
Verlag | Droemer Taschenbuch |
Maße (L/B/H) | 19.1/12.6/3.8 cm |
Gewicht | 503 g |
---|---|
Originaltitel | Book on China |
Abbildungen | 33 schwarzweisse Abbildungen |
Auflage | 5. Auflage, Erweiterte Neuausgabe |
Übersetzer | Andrea Galler, Karlheinz Dürr |
Verkaufsrang | 9575 |