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- Bewertet: gebundene Ausgabe
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Reflektionen: Berndorfs Roman, in einer niveauvollen und klaren Sprache, lebt von zahlreichen Dialogen, die durch den angenehmen fließenden Schreibstil immer deutlich einer Figur zuzuordnen war. Ich mag es immer besonders, wenn der Autor auf Umgangssprachliches verzichtet. Die verschiedenen Erzählstränge entstehen in diesem Roman oftmals auf Grund der unterschiedlichen Einsatzorte der... Reflektionen: Berndorfs Roman, in einer niveauvollen und klaren Sprache, lebt von zahlreichen Dialogen, die durch den angenehmen fließenden Schreibstil immer deutlich einer Figur zuzuordnen war. Ich mag es immer besonders, wenn der Autor auf Umgangssprachliches verzichtet. Die verschiedenen Erzählstränge entstehen in diesem Roman oftmals auf Grund der unterschiedlichen Einsatzorte der BND-Agenten die ihre Aufträge ohne Machogehabe ausführen. Mal bin ich inmitten von Berlin und dann werde ich mit nach Afghanistan und Pakistan genommen und sehe die kargen Landschaften, die Gebirgsregionen und die Wüste leibhaftig vor mir. Die Handlung ist beunruhigend und authentisch, denn sie befasst sich mit der Rekrutierung von Jugendlichen, die in Terrorcamps zu radikalen Islamisten erzogen werden sollen. Die Figuren mit ihren aussagekräftigen Charaktereigenschaften sind sehr genau und interessant erschaffen. Die BND-Agenten sind weit entfernt von den sonst so typischen Actionfiguren im Geheimdienstumfeld. Sie sind kompetent, agieren unter Höchstleistung, doch der menschliche Aspekt fehlt hier bei keiner Figur. Ihre Handlungen sind so glaubwürdig dargestellt, dass ich manchmal glaube einen Tatsachenbericht zu lesen. Neben der eigentlichen Handlung fließen auch berührende Schicksalsschläge und unrund laufenden Lebensgeschichten der BNDler harmonisch mit in die Geschichte ein. Krause, der Leiter dieser Ermittlungsgruppe, kümmerte sich beispielsweise viele Jahre an der Seite seiner Ehefrau Walli um einen schwerbehinderten jungen Mann, der plötzlich verstirbt. Walli dreht völlig durch und Krause muss sich neben seinen in lebensbedrohlicher Gefahr schwebenden Agenten und um seine Frau kümmern. Goldhändchen, dass IT- und Überwachungsgenie der Gruppe, der stets in der Lage ist einen Ausweg aus brenzligen und ausweglosen Situationen für seine Kollegen zu managen ist plötzlich wie apathisch. Dabei unterlässt er Hilfestellungen und versäumt es die Agenten im Ausland ausreichend zu informieren, die dadurch um ein Haar ums Leben kommen. An dieser Stelle möchte ich nicht verraten, was in Goldhändchen vorgeht. Die Spannung wird gleichmäßig gut aufrechterhalten. Einzelne Höhepunkte ragen heraus, doch sie gelingen hier nicht explosionsartig. Es ist eher die realitätsnahe Geschichte an sich die mich durch die Seiten treibt, weil ich unbedingt die Hintergründe erschließen möchte. Meine Erwartungen an diesen Roman wurden definitiv positiv über den Haufen geworfen, da er keine große Ähnlichkeit mit ?normalen? Krimis besitzt. Hier geht es hauptsächlich um die Darstellung wie der BND tatsächlich heute arbeitet, wie die BNDler handeln, empfinden und letztendlich auch wie sie verzweifeln. Trotz der authentischen Handlung, die ich auf Grund ihrer Tiefgründigkeit sehr mochte, fehlte mir etwas. Ich konnte die Jagd der BNDler nicht richtungsweisend greifen und wusste lange nicht wer warum ?genau? das Ziel dieser BND-Aktion ist. Vernetzte Geheimdienste, Drogenhandel, Menschenhandel und radikaler Terrorismus sind die Themen um die sich die Story dreht. Trotz dieser Kritikpunkte hat mir dieser Roman jedoch sehr gut gefallen. Mein Fazit: Wer einen glaubwürdigen Einblick in die Arbeit des BND erlesen möchte, ist mit dieser Geschichte wohl aufgehoben. Die Tiefgründigkeit dieser Story entsetzt und sie hinterlässt ein düsteres Gefühl bezogen auf die terroristisch- islamistische Radikalisierung.
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