Mädchenseelen

Ihre Schwester wurde vergewaltigt und nahm sich daraufhin das Leben. Lorena, das Ebenbild ihrer großen Schwester, kann es nicht überwinden, dass der Täter nie gefasst wurde. 20 Jahre später scheint der Täter zurück und das ganz in Ihrer Nähe. Kann sie ihm entkommen? Kann der Polizist Domenico hier helfen? Willkommen in einer Welt der Klischees. Domenico ist so furchtbar überspitzt gezeichnet. Ein abgeschlagener Mordermittler, der von all seinen Erfahrungen psychisch am Ende ist. Außerdem ist er es so leid, dass die „Bösen“ gewinnen, dass er durchaus auch einigen Grenzen überschreitet. Eine Figur, die es in mittlerweile zu vielen Büchern gibt. Ich konnte mit dem grummelig, überarbeitetem und kurz vor der Selbstzerstörung stehendem Domenico nicht mitfühlen. Lorena war zu Beginn eine für mich sehr interessante Protagonistin. Um den Tod ihrer Schwester zu verarbeiten, hat sie sich mit Psychologie beschäftigt und aus der Selbsthilfe wurde dann eine Berufung um anderen zu Helfen. Auch, wenn wir dies ebenso zu genüge kennen, jeder abgeschlagene Polizist braucht eine Psychologin mit eigenem Trauma. Doch was ist denn bitte in sie gefahren, auf eigene Faust einen Vergewaltiger, der sie bedroht, suchen zu wollen? Hier sollte doch genügend Menschenverstand bei einer studierten Frau vorhanden sein, dass das eine dumme Idee ist. Auch einen aktuell nicht im Dienst befindlichen Polizisten um Hilfe zu bitten, ist nicht durchdacht. Natürlich müssen die beiden Gefühle füreinander entwickeln, wie sollte es auch anders sein. Und ganz klar, es gab keine vorsichtige Annährung über längere Zeit, man geht immer direkt von 0 auf 100. Und da hören die Klischees leider nicht auf. Der Täter hat ein richtiges Schurkenverließ. Das war schon filmreif. Und natürlich legt er eine falsche Spur, um der Polizei zu entkommen und Lorena das Gefühl zu geben, in Sicherheit zu sein. Das Buch ist sprachlich gut geschrieben, leicht verständlich in der Wortwahl und den Zusammenhängen. Der Spannungsbogen ist schön aufgebaut, nachvollziehbar und die Irreführung des Täters lässt einen auch kurz stocken und wirklich grübeln. Das Hörbuch ist gut bis sehr gut eingesprochen. Für mich persönlich war die Stimmfarbe nicht angenehm, das ist jedoch ganz klar Geschmackssache. Am Ende überfrachten für mich die Klischees leider das Hörerlebnis. ...weiterlesen

Die siebzehnjährige Tamara wird in einem Waldstück von einem maskierten Mann vergewaltigt, kann jedoch knapp entkommen, bevor er sie töten kann. Obwohl er ein weiteres Kapitalverbrechen begeht, wird er nicht gefasst. Traumatisiert begeht Tamara Selbstmord. Einundzwanzig Jahre später erhält ihre jüngere Schwester Lorena eine verstörende und beängstigende Audiobotschaft des damaligen Täters. Das Buch beginnt mit den unfassbaren Ereignissen um Tamara. Im Anschluss wendet sich die Handlung der Psychologin Lorena in der Gegenwart zu. Nach und nach entfaltet sich ein zweiter Handlungsstrang, in dem ich nach und nach mehr über den Täter von damals erfahre. Letztlich verbinden sich beide Handlungsstränge in einem großartigen Herzschlagfinale, dem ein beruhigender Epilog folgt. „Mädchenseelen“ ist ein spannender, nervenaufreibender Thriller. Moritz Brendel versteht es, mit seiner Stimmakrobatik sowie Betonung und Geschwindigkeit, die Spannung überzeugend zu transportieren und zieht mich in den Bann des Geschehens. Absolute Lese-, ähm Hörempfehlung für Fans von (Psycho)-Thrillern Daniel Tappeiner, Mädchenseelen, Psychothriller, Hörbuch, Digital Publishers Verlag, gelesen von Moritz Brendel, 7 h 35 m, 312 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 29.11.2023 ...weiterlesen