Rezension
Es dürfte nicht übertrieben sein, wenn man das sechste Studioalbum von Andreas Gabalier als eine der am meisten erwarteten Veröffentlichungen des Jahres bezeichnet. Und in der Tat präsentiert der "Steirer Bua" darauf einige Überraschungen - textlich und musikalisch. Auch in den vergangenen Jahren war Andreas Gabalier nie wirklich weg - im Gegenteil. Er füllte zweimal das Münchner Olympiastadion mit jeweils über 70.000 begeisterten Fans, spielte ein Open Air am Hockenheimring, nahm für MTV ein Unplugged-Konzert auf und erhielt von seinem langjährigen Label Electrola eine Edelmetallauszeichnung nach der anderen. Auch mit der einen oder anderen gesellschaftspolitischen Äusserung sorgte der Sänger dafür, dass er nicht aus den Schlagzeilen verschwand. Und dennoch: Seit "Moutain Man", seinem letzten Studioalbum aus dem Jahr 2015, sind ganze drei Jahre ins Land gezogen. Das war die bislang längste Pause zwischen einem Studiowerk des 1984 in der Steiermark zur Welt gekommenen Künstlers. Umso gespannter blickt nun die Musikwelt Richtung Österreich, um zu schauen, was Andreas Gabalier eingefallen ist, wie es weitergehen soll. Die Antwort auf all diese Fragen fällt kraftvoll und eindeutig aus. Gleich mit dem ersten Song (aufgewonnen wie die übrigen bei den Sessions mit seinem langjährigen Kreativpartner Matze Roska das neue Album in Berlin, London und Nashville) setzt der Sänger, Musiker und Songwriter, der auch dieses Mal fast alle Songs geschrieben hat, ein lautstarkes Fanal, wohin die Reise musikalisch gehen soll. "Verdammt lang her" rockt heftigst, schichtet viele E-Gitarren übereinander und lässt das Schlagzeug nach vorn marschieren. Auch andere Stücke wie der Titelsong oder das partytaugliche "Halihallo" (das im Diktum nicht von ungefähr an seinen Hit "Hulapalu" erinnert) können einen beinahe glauben machen, dass der selbsternannte VolksRock'n'Roller den ersten Teil des Stil-Kompositums vernachlässigt. Doch Balladen wie die Jenseits-Betrachtung "Hinterm Horizont" oder das als Wienerlied im 3/4-Takt aufgenommene Schlussstück "Das Pinkerl" erinnern daran, dass Gabalier natürlich seine musikalische Herkunft und Heimat nicht vergessen hat. Auch bei den Texten bleibt er meinungsstark wie eh und je: "In einem christlichen Land hängt ein Kreuz an der Wand", formuliert der Künstler in "Kleine steile heile Welt" weiss aber auch, was sich gehört im Umgang mit den Damen, wie er es in "Halihallo" auf den Punkt bringt: "Sagt sie nein, gehst du heim" Dietmar Schwenger (Quelle/Copyright: G+J Entertainment Media)