Es war einmal ein blühendes Land, das wurde vom starken König Siegbart regiert. Doch als eine betrunkene Fee das Ende seiner Herrschaft durch eine Taube prophezeit, setzt der aufgebrachte König ein hohes Kopfgeld auf jede Taube des Landes aus – und der Wahnsinn nimmt seinen Lauf. Ohne es zu wollen, wird auch die schöne Bäckerstochter Hänfling in das Geschehen hineingezogen, während sie sich nebenbei unerwünschter Avancen erwehren muss und die Schergen des Königs überall taubenzüchtende Rebellen wittern...
Ebenso abgründig wie verspielt, absurd wie menschlich erweist sich »Die Schöne und die Biester« als optisch opulentes, humorvolles Kunstmärchen über Macht und Unterdrückung, Schönheit und Wahnsinn und die Sinnlosigkeit blinden Widerstands.
Wenn ein Märchen den Zeitgeist, der Gesellschaft trifft ( Review Comic-Newbie.de ) )
Bewertung aus Berlin am 27.03.2021
Bewertungsnummer: 1471752
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Der starke König Siegbert wünscht sich nichts sehnlicher als einen erstgebornenen Sohn um sein Erbe zu sichern. Doch seine Frau bringt nur ein Mädchen zur Welt und damit ist er alles andere als zufrieden. So lässt er sich Scheiden, wobei er selbst einfach ein neues Gesetz erlässt, um das durchzuführen. Doch auch seine nächsten Frauen bringen alle nur Mädchen zur Welt und Siegbert beginnt langsam zu verzweifeln. Wieso wird es denn kein Junge?!
Doch es geschieht das Wunder und es wird ein Sohn geboren.
Doch eine Fee die augenscheinlich ein kleines Problem mit Alkohol hat, prophezeit dem König, dass wenn seinem Sohn von einer Taube dreimal auf den Kopf gekackt wird, die Herrschaft von Ihm beendet ist.
Der König lässt alle Tauben verbannen bzw gefangen nehmen damit seine Herrschaft und sein Erbe sicher ist. Auch wird an jeder Ecke eine Rebellion vermutet um den König zu stürzen. So ziehen die Jahre ins Land.
Zur gleichen Zeit wie der erstgeborne, erblickt die kleine Hänfling die Welt. Sie reift zu einer wunderschönen jungen Frau heran und hilft Ihrer Familie dabei die Brötchen zu verdienen im wahrsten Sinne des Wortes: Sie ist die Tochter eines Bäckers.
Sie wird in das Geschehen um die Tauben mit reingezogen und muss sich auch mit den Männern auseinandersetzen die alle ein Auge auf Sie geworfen haben.
Wie wird der König die Rebellen bekämpfen und schafft es vielleicht Hänfling alles zu guten in dem Königreich zu wenden?
Vieles in Die Schöne und die Biester, spricht Themen an die in der Gesellschaft immer mal wieder vorkommen: Macht, Unterdrückung, sinnloses Folgen ohne es auch nur ansatzweise zu hinterfragen.
Hänfling ist eine der stärksten Frauenfiguren die ich seit langen in einem Comic gesehen habe. Immer einen Spruch auf den Lippen um den Soldaten zu zeigen " Nicht mit mir Jungs ".
Es ist ein Märchen, dass den Zeitgeist einfach auf den Punkt trifft und das durch die Bilder die er erzeugt.
Jeder der einen Comic mit einer Message lesen möchte und starke Frauencharaktere mag, kommt hier nicht dran vorbei.
Wenn der Wahnsinn auf Taubenkacke trifft
books and phobia aus Halle am 19.06.2020
Bewertungsnummer: 1342398
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Es muss ja nicht immer ein Märchen sein. Dass es auch anders geht, beweist „Die Schöne und die Biester“ in dem es die typischen Märchenaspekte einfach mal durch den Kakao zieht. Egal ob wahnsinnig gewordene Könige, kreativ verrückte Bürger oder betrunkene Feen, die Graphic Novel bot eine spektakuläre Auswahl an außergewöhnlichen Geschehnissen.
Dabei begann die Geschichte ganz stilvoll mit einem König, welcher sich einen Thronfolger für sein Reich wünschte. Dabei legte er besonders viel Wert auf er von Thronfolger, denn eine Thronfolgerin war nicht nach seinen Wünschen. Somit musste er durch etliche Ehen und Geburten bis endlich der langersehnte Sohn das Licht der Welt erblickte. Die Freude war groß, zumindest bis zu dem Augenblick wo der König eine Fee zum Fest der Geburt einlud, die sich dann prompt erst einmal betrank.
Das Unheil geschah aber als die Fee denn kleinen Thronfolger seine Zukunft prophezeite. Kurz gesagt „Kacken ihm 3 Tauben auf den Kopf wird er der neue König des Landes“. Klingt vielversprechend, aber eben nicht für den König welcher dies auf jeden Fall verhindern will.
Gleichzeitig wurde unsere eigentliche Hauptcharakterin geboren, welche den wundervoll anmutigen Namen Hänfling trug. Wer jetzt Fragezeichen über sich schweben sieht, weil er nicht glauben kann das man ein Mädchen so benennt, der kennt ihren Vater eben nicht. Dieser ist eben einfach gestrickt und eben auf seine eigene Art liebenswert. Besonders da er die leckersten Brötchen der Stadt herstellt.
Im weiteren Verlauf erfuhr man schließlich wie sich der Königssohn und Hänfling entwickelten. Während der eine vor Taubenkacke floh, wurde die andere wunderschön und verkaufte Brötchen. Spätestens hier dürfte man merken, das sich der Humor durch das ganze Buch zog. Dabei waren es nicht nur die Aussagen selbst, die diesen versprühten, sondern auch die herrlichen Illustrationen, welchen in sehr pastelligen Tönen gehalten waren. Mimik und Gestik sagten oft mehr aus als man je schreiben könnte und schafften es so dem Buch auch etwas Emotionales mitzugeben.
Bis zu den letzten Seiten der Geschichte konnte ich diese nicht mehr weglegen. Zu unterhaltsam, zu spannend und zu kurios war alles um auch nur einen Augenblick davon zu verpassen. Doch dann kam das Ende und damit auch ein wenig Enttäuschung. Während die Handlung bis dahin recht weitläufig und detailliert war, ging plötzlich alles sehr schnell. Zu schnell meiner Ansicht nach, da hier Dinge geschahen, die einer Erklärung bedurft hätten. Auch das offene Ende war etwas irritierend, weshalb ich die Hoffnung hege, dass es vielleicht einen 2. Band geben wird. Ich würde mich nämlich sehr freuen, wieder in dieses irre Land zu reisen.
Selten war ein „Nicht-Märchen“ so schräg und unterhaltsam. Wer Märchenadaptionen liebt und kein Problem mit Taubenkacke hat, der ist recht herzlich dazu eingeladen, das verrückteste Land seit es Märchen gibt kennenzulernen. Es darf gekichert und geschmunzelt werden, denn wenn dieses Buch sich eines nicht nimmt, dann ernst.