"Ein sarkastisch makabres Loblied auf den sowjetischen Geheimdienst, der die Ausbreitung der Pest verhindert - und dabei offenbart, wie allumfassend er bereits die Gesellschaft vergiftet hat." Ingo Schulze
Moskau 1939. Rudolf Iwanowitsch Mayer berichtet über den Stand der Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Pest. Niemand ahnt, dass der Forscher selbst infiziert ist. Aber am Abend wird er ins Krankenhaus gebracht. Diagnose: Lungenpest. Das Krankenhaus wird unter Quarantäne gestellt, wer mit ihm Kontakt hatte, zu Hause abgeholt. In der Zeit des Grossen Terrors fürchtet jeder, in Stalins Folterkeller zu kommen. Oberst Pawljuk erschiesst sich, als der schwarze Wagen vor seiner Tür hält, eine Frau verrät ihren Mann an den Geheimdienst ... Was geschieht, wenn eine Epidemie auf eine paralysierte Gesellschaft trifft? Scharfsichtig und mit grosser Empathie beobachtet Ljudmila Ulitzkaja die Reaktionen der Menschen.
Spannend - und jetzt können wir uns hineinversetzen
Bewertung aus Neverin am 20.11.2021
Bewertungsnummer: 1609960
Bewertet: eBook (ePUB)
Spannend - und jetzt können wir uns hineinversetzen. Schon deswegen lesenswert. Was dort beschrieben wird, haben wir nun alle selbst erlebt.
Quarantäne
Kaffeeelse am 06.01.2022
Bewertungsnummer: 1634172
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
In einem romanhaften Geschehen wird ein Blick auf das Wirken der Bakterien geworfen. Ich hatte mich erst einmal etwas gesträubt dieses Buch zu lesen, bin ich doch selbst im Krankenhaus tätig und habe von daher schon den Platz in der ersten Reihe zum Betrachten des momentanen Geschehens. Einen Platz, den ich jetzt gern verlassen wöllte. Aber das Leben ist kein Ponyhof! Und ein Glück gibt es gute Bücher. Ich bin von daher eigentlich mit diesem Covid-Thema schon vollkommen bedient. Aber gut. Irgendwann gewöhnt man sich an alles, auch ans Grauen. Und deshalb dachte ich mal schauen was Ljudmila Ulitzkaja hier so schreibt. Ich wurde nicht enttäuscht.
Dieses Buch ist hart, aber vollkommen wahr. Dieser Roman wäre für die ganzen Leugner und Gegner des momentanen Geschehens eine Pflichtlektüre, könnten sie doch darin sehen, was ein diktatorischer Staatsapparat zur Eindämmung einer Pandemie bereit ist zu tun. Bemängeln sie doch das Handeln unseres Landes aufs Schärfste. Sind sich aber anscheinend nicht im Klaren, dass dieses Handeln noch deutlich drastischer ginge. Wie dieses Buch eindrücklich zeigt. Aber man könnte natürlich auch im Jetzt bleiben und einfach nach China blicken, auch dort ist das Handeln des Staates deutlich restriktiver. Aber wenn man bedenkt, wer politisch hinter diesen ganzen Leugnern steht. Nun gut. Da stehen wohl ganz andere Ziele auf der Agenda, die ein Teil der Leugner hoffentlich nicht überblickt.
Dieses Buch ist ein Blick auf die vielleicht einzige gute Tat des NKWD, den verhinderten Pestausbruch des Jahres 1939 in Moskau, von dem ich bis jetzt noch gar nichts wusste. Beruht doch das romanhafte Geschehen auf wahren Begebenheiten, wie das Nachwort des Buches verrät. Das NKWD oder das Innenministerium ist bekannt und berüchtigt für seine Säuberungsaktionen unter Stalin, der auch hier in diesem Buch auftritt, das NKWD ist bekannt für das Ermorden von Millionen von Menschen. Hier aber in diesem Buch verhindert das schnelle Durchgreifen des NKWD das Entstehen einer Pestepidemie, den Tod von vielen Menschen. So restriktiv das NKWD auch auftritt, und damit auch abstößt, so erfolgreich ist es hier auch. Doch will man so behandelt werden? Denn auch dieses Wegsperren ist eine Form der Quarantäne.
Noch dazu wird dieser Pestausbruch von einem besonders ansteckenden Bakterienstamm ausgelöst, welcher aus einem staatseigenen Laboratorium entweichen konnte. Auch dieser Punkt regt natürlich zum Nachdenken an und zeigt die dunkle Seite des Menschen. Denn warum und wozu wurde denn an den Pesterregern gearbeitet in diesem staatseigenen Labor?!?! Eine Frage, bei der ich eigentlich keine Antwort hören möchte. Und eine Frage, wo ich unschlüssig bin, welche Bestrafung für die Auftraggeber solchen Tuns angebracht wäre!!!
Eine vollkommen passende Geschichte für die heutige Zeit würde ich abschließend zu diesem Buch sagen wollen!