Jamie Conklin wirkt wie ein normaler neunjähriger Junge. Seinen Vater kennt er nicht, seiner Mutter Tia, einer Literaturagentin, steht er sehr nahe. Die beiden haben ein Geheimnis: Jamie kann mit den Geistern kürzlich Verstorbener reden. Und sie müssen all seine Fragen wahrheitsgemäss beantworten. Tia hat sich gerade aus grosser finanzieller Not gekämpft, da stirbt ihr lukrativster Autor. Der langersehnte Abschlussband seiner Bestsellersaga bleibt unvollendet – wäre da nicht Jamies Gabe … Die beiden treten eine Reihe unabsehbarer Ereignisse los, und schliesslich geht es um, nun ja, Leben und Tod.
Ein Buch, auf dem der Name Stephen King steht, muss gekauft werden. Obwohl ich mir mit „Später“ leider viel zu viel Zeit gelassen habe, waren meine Erwartungen enorm hoch, da ich Geistergeschichten schon immer sehr interessant fand. So hat mich King auch mit diesem Werk nicht enttäuscht, sondern mich mit seiner einzigartigen Art begeistern können.
Stephen King konnte dabei wieder einmal mit seinem grandiosen Schreibstil bei mir punkten: Stellenweise salopp, immer direkt, es wird nichts beschönigt und gleichzeitig kann man sich in nahezu jeden einzelnen Moment hineinversetzen, sodass „Später“ letztendlich sehr gut durchdacht und spannend wirkt.
"Später" handelt von dem neunjährigen Jamie Conklin und seiner Mutter Tia, die ein ganz besonderes Mutter-Sohn-Duo sind, denn Jamie kann nicht nur Geister sehen, sondern hat auch zusätzlich auch noch die Gabe, dass die Geister ihm jede Frage wahrheitsgemäß beantworten müssen. Tia arbeitet als Literaturagentin und hat nahezu immer mit Geldproblemen zu kämpfen. Diese verstärken sich, als ihr lukrativster Autor Regis Thomas stirbt, dessen letztes Werk unvollendet geblieben ist. Tia möchte dessen Reihe beenden und bittet nicht nur ihren Sohn, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, sondern auch ihre Freundin, die Polizistin Liz, zu Thomas Anwesen zu fahren, um seinen Geist zu finden, damit dieser Jamie das Ende seiner Buchreihe verraten kann. Je mehr sich Jamie jedoch mit den Geistern beschäftigen Muss, umso mehr fällt auf, dass nicht alle Geister gut zu ihm sind und nicht nur er, sondern auch andere schon bald in Gefahr sind.
Interessant ist bei dieser Geschichte, dass King sich nicht nur bewusst vom Hollywood-Film "The Sixth Sense" hat inspierieren lassen, sondern dass es auch zahlreiche Anspielungen auf seinen eigenen Erfolgsroman "ES" gibt. So wird gleich mehrfach das sogenannte Makroversum erwähnt, dass eine große Rolle in "ES" gespielt hat.
Obwohl "Später" gerade einmal etwas mehr als 300 Seiten hat und somit deutlich dünner als seine anderen Werke ist, hat es King dennoch geschafft, denn Spannungsbogen beinahe über die gesamte Geschichte durchweg hoch zu halten. Die Figuren sind allesamt gut ausgearbeitet, wenn auch nicht immer sympathisch und ich mochte die vielen Anspielungen, die hier gut eingearbeitet wurden, ohne dabei deplatziert zu wirken.
Wer jedoch hier eine reine Horrorgeschichte erwartet, der wird eventuell enttäuscht sein, denn es handelt sich hierbei auch teilweise um einen "Coming-of-Age"-Roman, womit ich zunächst nicht gerechnet habe.
Kurz gesagt: "Später" ist insgesamt eine gelungene und spannende Geistergeschichte, die mit interessanten Figuren und einem gut ausgearbeiteten Plot durchaus überzeugen kann. Es ist zwar bei Weitem nicht sein bestes Werk, allerdings ist es eine schöne Geschichte für Zwischendurch.
Unterhaltsam aber nicht gruselig
Bewertung aus Madetswil am 20.01.2024
Bewertungsnummer: 2113344
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Ich kenne mich mit Stephen Kings Büchern nicht aus, deshalb ist es für mich unmöglich, „Später“ mit anderen Werken Kings zu vergleichen.
Dieses Buch hat mich grundsätzlich gut unterhalten, allerdings hat es mich nie wirklich gegruselt. Die Geschichte wird in Ich-Form von Jamie, dem Jungen der Tote sehen kann, erzählt. Jamie ist sehr sympathisch und intelligent, wirkt aber auch extrem entspannt und abgeklärt. Sein gelassenes Verhalten war dann auch der Hauptgrund, dass mir die Geschichte nicht so richtig unter die Haut gehen wollte. Allgemein erschien mir der Grundtenor eher heiter, die Toten mehrheitlich pflegeleicht und das Böse beherrschbar. Diesbezüglich hätte ich gerne etwas mehr Horror gehabt. Was mir auch nicht so gefiel, war, dass die Story von Jamie in Rückblende erzählt wird und er oft am Ende eines Kapitels nachfolgende Geschehnisse spoilert, in der Handlung vorgreift. Beispielsweise: „Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht wissen, dass bald …“ - Und genau das passierte dann. Der Überraschungseffekt war für mich in solchen Momenten dahin, das nahm dem Ganzen etwas die Spannung. Möglicherweise hat das Buch aber seinen Titel unter anderem wegen dieses Stilmittels.
Plot und Schreibstil gefielen mir ansonsten sehr gut. Auch die Länge des Buches - für Stephen King anscheinend untypisch kurz - empfand ich als angenehm und genau richtig für diese Geschichte.
Fazit: „Später“ ist ein unterhalsamer Soft-Horror-Roman, mit einer originellen Handlung und einem sympathischen Protagonisten. Wenn man keinen Gruselschocker erwartet durchaus lesenswert.