Mord und Dolce Vita in der Emilia-Romagna: der neue Fall des deutschen Ermittlers mit dem episodischen Gedächtnis und dem italienischen Namen. Den Abend hatte Paolo Ritter sich anders vorgestellt, als im zugegebenermaßen stimmungsvollen Teatro Amintore Galli in Rimini zu sitzen und einem gefeierten Heldentenor zu lauschen. Lucia, seine Geschäftspartnerin und eine begnadete Köchin, hat ihn mitgeschleppt. Dabei hasst er Oper, und gesellig ist der ehemalige LKA-Ermittler mit dem episodischen Gedächtnis auch nicht. Da er im nahen Cervia das kleine Hotel seines verstorbenen Bruders renoviert, ist Paolo mit unzuverlässigen Handwerkern und allzu charmanten Installateuren hinreichend beschäftigt - doch dann geschieht etwas, das seine ganzen Fähigkeiten als Ermittler erfordert: Das Konzert ist das letzte, das der Opernstar jemals in seinem Leben geben wird - am nächsten Tag wird er tot am Strand von Rimini aufgefunden. Und keine andere als Lucias beste Freundin Chiara, die als Letzte mit dem Toten zusammen war, steht unter Mordverdacht. Nach "Mord in Parma" führt uns der Autor an den weltbekannten Strand an der Adriaküste sowie an viele weitere zauberhafte Orte der traditionsreichen Badestadt.
Paolo hat sich entschieden: als Geschäftspartner von Lucia, die das Restaurant führen wird, das Hotel seines Bruders in Cervia zu renovieren und Hotelier zu werden. Doch noch immer (oder wieder? Ich dachte, die zwei waren am Ende des ersten Bandes bereits per Du) siezen sie sich und geraten sich immer mal wieder in die Haare.
Lucia verlangt für ihre Dolmetscherdienste, dass Paolo sie zu einem Konzert eines jungen, aufstrebenden Tenors nach Rimini begleitet. Lucias beste Freundin Chiara ist seit einigen Wochen mit Lysandro Caruso zusammen und hat Lucia und Paolo zu dessen Konzert eingeladen, mit anschliessendem gemeinsamen Nachtessen. Dieses verläuft sehr chaotisch, doch Paolo konnte sich ein Bild von Lysandro machen - was gut war, denn tags darauf lebt der junge Tenor nicht mehr und Chiara wird höchst tatverdächtig in Untersuchungshaft genommen.
Auf Lucias Wunsch hin beginnt Paolo zu ermitteln, sein Ruf eilt ihm voraus, was es ihm ein wenig einfacher macht, denn die Polizei ist ganz zufrieden mit ihrer Verdächtigen und sucht nicht weiter. Paolo kommt an seine Grenzen - und Streit mit Lucia gibts obendrauf, obwohl er sich so viel Mühe gibt.
Meine Schulkollegen, die früher jeden Sommer nach Rimini fuhren, würden sich sicher sehr wohl fühlen in diesem Krimi. Anschaulich beschreibt Dani Scarpa die Gegend, durchzogen von Paolos Erinnerungen an seine Kindheit, in der er selbst mit seiner Familie die Sommerferien in Rimini verbrachte.
Der Fall überzeugt und auch wenn ich bereits einen Anfangsverdacht hatte, ist dieser zweite Band spannend genug, denn man überlegt sich trotzdem, ob nicht doch die eine oder andere Person Täter gewesen sein könnten. "Tod in Rimini" hat sich der Autor sehr gut ausgedacht, ein clever ausgetüftelter Mordfall mit vielen Details, der Paolo aber zu lösen vermag.
Fazit: Unterhaltsamer Italien-Krimi, bei dem man öfters mal schmunzeln muss, aber auch einen interessanten Fall vorgelegt bekommt.
4 Punkte.
Eine Hand wäscht die andere
hasirasi2 aus Dresden am 16.05.2022
Bewertungsnummer: 1713469
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
„Du musst Chiara helfen – denn wenn du es nicht tust, mein Freund, werde ich dich bis ans Ende deiner Tage verfolgen und dafür sorgen, dass du niemals wieder Schlaf oder Ruhe findest.“ (S. 91/92) Diese Drohung stößt nicht etwa ein Mafioso gegen Paolo Ritter aus, sondern ein toter Tenor. Den hatte Paolo erst am Abend zuvor bei einem Konzert kennengelernt, zu dem ihm seine Geschäftspartnerin und Köchin Lucia „gezwungen“ hatte. Lucias beste Freundin Chiara ist bzw. war die aktuelle Lebensgefährtin des Toten und steht jetzt unter dringendem Mordverdacht.
„Tod in Rimini“ ist der zweite Band der Reihe mit dem ehemaligen LKA-Ermittler mit dem episodischen Gedächtnis. Paolo hat überraschend das Hotel seines verstorbenen Bruders übernommen und steckt mitten in der ausufernden Sanierung. Da kommt ihm ein neuer Fall sehr ungelegen, zumal der Tenor ein extrem unsympathischer Mensch war. Doch nicht nur der Tote, auch Lucia drängt ihn zur Aufklärung des Mordes, denn ihre beste Freundin kann es einfach nicht gewesen sein! Sie hatte gar kein Motiv. Lucia schlägt ihm einen Deal vor: Er klärt den Mord auf, dafür kümmert sie sich um die Handwerker und die Sanierung – eine Hand wäscht die andere ...
Doch es sieht nicht gut aus für Chiara. Obwohl sich ihr Freund mit so ziemlich jedem zerstritten hatte, sind die Beweise gegen sie erdrückend. Paolo hat zwar das Gefühl, dass am Tatort irgendwas nicht stimmt, doch er kommt lange nicht darauf, was das ist. Er folgt verschiedenen Spuren und sammelt ein Puzzlestück nach dem anderen zusammen, bis sich letztlich ein Bild ergibt, dass sogar die ermittelnde Ispettore überzeugt.
Mir hat Paolo Ritter mit seiner etwas ungelenken und zum Teil sehr deutschen Art wieder sehr gut gefallen, zumal er langsam besser mit der italienischen Lebensart zurechtkommt. Nur mit dem Zwischenmenschlichen (vor allem bei Frauen) hapert es immer noch. Lucias Bemerkungen und Andeutungen sind für ihn oft ein Buch mit sieben Siegeln. Da versteht er die sehr offensiv flirtende Ispettore deutlich besser. Doch Lucia ist der perfekte Gegenpart für ihn – weich, freundlich und flirtend, wo seine direkte Art sein Gegenüber wiedermal in die Flucht zu schlagen droht.
Dani Scarpa schreibt sehr spannend und gleichzeitig amüsant. Paolos Dramen bei der Sanierung haben mich mehrfach schmunzeln lassen, scheint der beauftragte Vermessungsingenieur doch seine gesamte Verwandtschaft auf dem Bau unterbringen und aus dem Hotel ein Luxusresort machen zu wollen.
Auch la Dolce Vita kommt nicht zu kurz. Land und Leute werden sehr lebendig beschrieben und die regionalen Gerichte lassen einem beim Lesen das Wasser im Mund zusammenlaufen (und am Ende des Buches gibt es wieder ein leckeres Rezept).
Mich hat der Krimi extrem gut unterhalten und ich bin schon sehr gespannt auf Paolos und Lucias nächste Ermittlung – dann ja vielleicht wirklich schon als Privatdetektive?