Du schaffst das nicht
Über Kontrollverlust, Kampfgeist und unstillbaren Hunger. Ein berührender und inspirierender Lebensweg zwischen Schönheitsdiktat und Social Media
Als erste deutschsprachige Gamerin mit über einer Million Abonnentinnen und Abonnenten auf YouTube hat sich Jasmin alias Gnu einen Namen gemacht. Viele kennen sie als witzige, selbstbewusste junge Frau aus dem Internet, schauen vielleicht sogar zu ihr auf.
Doch dieser Erfolg ist hart erkämpft. Lange Zeit prägte der Gedanke »Du schaffst das nicht« Jasmins Leben. Sie hielt sich für nicht klug genug, nicht hübsch genug, nicht gut genug.
Der Drang, einem aufgezwungenen Idealbild entsprechen zu müssen, wurde zu einer Krankheit, die sie zehn Jahre lang nicht losliess, von der aber kaum jemand etwas wusste.
Doch damit ist jetzt Schluss. Jasmin hat es satt, anderen die Kontrolle zu überlassen. Sie will ein selbstbestimmtes Leben führen. Ein Leben, in dem sie sich erlaubt, glücklich zu sein und stolz auf die eigenen Erfolge. Schonungslos offen berichtet sie von eigenen Fehlern, von negativen Einflüssen, aber auch von den guten Zeiten. So will sie denjenigen Mut machen, die ebenfalls nicht daran glauben, aus eigener Kraft etwas auf die Beine stellen zu können. Sie selbst ist der beste Beweis für ihre wichtigste Botschaft:
»Lasst euch von niemandem einreden, was ihr schaffen könnt und was nicht. Glaubt mir, das habe ich viel zu lange getan. Der Satz ›Du schaffst das nicht‹ ist eine Lüge.«
Dieses Buch ist für mich ein außergewöhnliches Werk, das nicht nur mit seiner Offenheit, sondern auch durch seine tiefgründige und einfühlsame Art beeindruckt. Besonders bemerkenswert finde ich, wie ehrlich die Autorin mit ihren eigenen Fehlern umgeht. Sie gibt zu, wo sie selbst gescheitert ist, erklärt die Hintergründe ihrer Entscheidungen und zeigt auf, welche Wege es gegeben hätte, um besser damit umzugehen. Diese Reflexion macht das Buch nicht nur authentisch, sondern auch inspirierend, weil es Mut macht, selbst aus schwierigen Situationen zu lernen und weiterzugehen.
Die biographischen Aspekte sind so geschickt eingebettet, dass man nie das Gefühl hat, von Informationen überwältigt zu werden. Stattdessen fügen sie sich harmonisch in den Text ein, sodass die Leser die Möglichkeit haben, ein lebendiges Bild der Autorin zu bekommen. Besonders faszinierend ist die Art, wie sie es schafft, sich selbst greifbar zu machen – fast so, als würde sie als gute Freundin auf der Couch neben einem sitzen und ihre Geschichte erzählen. Dabei schafft sie es, den Leser nicht nur emotional zu berühren, sondern auch zum Nachdenken anzuregen.
Es gab Passagen, die mich wirklich schockiert haben, vor allem, wenn es um die schwierigen und oft belastenden Situationen ging, die die Autorin erlebt hat. Doch noch erschreckender war die Erkenntnis, wie tief diese Erlebnisse ihre Psyche beeinflusst haben. Das Buch zeigt eindrücklich, dass selbst eine liebevolle und intakte Familie kein absoluter Schutz vor seelischen Erkrankungen sein kann. Es fordert dazu auf, sensibel mit den eigenen Gefühlen umzugehen und gleichzeitig empathisch gegenüber anderen zu sein.
Ein weiterer Aspekt, den ich besonders schätze, sind die Triggerwarnungen zu Beginn bestimmter Kapitel. Diese kleinen Hinweise erlauben es dem Leser, sich bewusst auf bestimmte Themen einzulassen oder gegebenenfalls auszusetzen, wenn die Inhalte zu emotional oder herausfordernd sind. Gerade bei einem Buch, das so viele intensive Themen behandelt, ist diese Rücksichtnahme sehr wohltuend. Um das Buch in meinem eigenen Tempo zu genießen, habe ich mir vorgenommen, etwa 60 Seiten pro Lesesitzung zu lesen. Das war für mich eine ideale Methode, um Non-Fiction-Bücher zu lesen, und hat gut funktioniert.
Abgesehen vom zentralen Thema, dem Umgang mit Selbstzweifeln, vermittelt dieses Buch zahlreiche weitere wertvolle Lektionen. Es erinnert daran, dass Empathie eines der höchsten Güter ist und dass respektvoller Umgang miteinander die Grundlage eines guten Miteinanders bildet. Besonders wichtig ist auch die Botschaft, dass Schweigen manchmal mehr wert ist als ein unbedachter Kommentar – insbesondere, wenn es um Äußerungen zum Aussehen anderer Menschen geht. Diese leisen, aber klaren Botschaften sind unglaublich wirkungsvoll und bleiben lange im Gedächtnis.
Ich kann dieses Buch sowohl Fans als auch Menschen, die die Autorin noch nicht kennen, uneingeschränkt empfehlen. Man benötigt keinerlei Vorkenntnisse, da die Autorin im Verlauf des Buches ein greifbares Bild von sich selbst zeichnet. Neben der intensiven Beschäftigung mit den Themen Selbstzweifel und persönliches Wachstum hat mir besonders gefallen, dass ich mich in vielen beschriebenen Situationen selbst wiedererkennen konnte. Diese Momente haben mir Mut gemacht, an meine eigenen Träume zu glauben und die Veränderung zu sein, die ich mir in der Welt wünsche.
Am Ende bleibt nur zu sagen: Ein großes Kompliment an die Autorin und das gesamte Team hinter diesem Buch. Es ist nicht nur ein wertvolles, sondern auch ein sehr bewegendes Werk, das hoffentlich noch viele Menschen erreichen wird.
Fazit:
Dieses Buch beeindruckt durch seine reflektierte und authentische Erzählweise. Es vermittelt wertvolle Lektionen über Empathie, Respekt und persönliches Wachstum, während die Autorin offen ihre Erfahrungen und Fehler teilt. Die Triggerwarnungen und die feinfühlige Gestaltung machen es zu einem besonders rücksichtsvollen Werk.
Egal, ob man Jasmin kennt oder nicht – dieses Buch inspiriert, Mut zu fassen, an sich selbst zu glauben und Veränderungen anzustoßen. Ein bewegendes Werk, das lange nachhallt und uneingeschränkt empfohlen werden kann.
5 von 5 Sternen!
Super wichtiges Thema
Bewertung am 11.11.2024
Bewertungsnummer: 2338858
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Jasmin Gnu hat es mal wieder geschafft, etwas unglaubliches zu vollbringen. Das Buch verbindet ihre Vergangenheit mit super wichtigen Themen, wie Sexismus und gesellschaftlich wichtigen Fragen. Sowas sollte im Unterricht gelesen werden!
Meinungen aus unserer Buchhandlung
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Der Weg von der videospielbegeisterten kleinen Jasmin zu Gnu, einer der grössten Gamerin im deutschsprachigen Raum, war alles andere als einfach. Ob es die Rechtschreibschwäche in der Schule oder die unrealistischen Schönheitsideale, die zu einer Esstörung führten, im Teenager- und Erwachsenenalter. Wer Gnu heute zusieht würde die schreckliche Vergangenheit wahrscheinlich nicht vermuten, auch gewisse Geschichten erzählt sie zum ersten Mal in ihrem Buch.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, grade für jüngere hat es sicher den einen oder anderen wertvollen Tipp. Man muss Gnu/Jasmin nicht inbedingt kennen um das Buch zu lesen. Was ich ebenfalls sehr gut fand, waren die Triggerwarnungen vor den jeweiligen Kapiteln und die verschiedenen Hilfsangebote am Ende des Buches.