Maravan, 33, tamilischer Asylbewerber, arbeitet als Hilfskraft in einem Zürcher Sternelokal, tief unter seinem Niveau, denn Maravan ist ein begnadeter, leidenschaftlicher Koch. In Sri Lanka hatte ihn seine Grosstante in die Kochkunst eingeweiht, nicht zuletzt in die Geheimnisse der aphrodisischen Küche. Als er gefeuert wird, ermutigt ihn seine Kollegin Andrea, die von seinen Fähigkeiten weiss, zu einem Deal der besonderen Art: einem gemeinsamen Catering für Liebesmenüs. Anfangs kochen sie für Kunden, die ihnen eine Sexualtherapeutin vermittelt. Doch ihr Erfolg spricht sich herum, und eine weitaus zahlungskräftigere Klientel bekundet Interesse: Männer aus Politik und Wirtschaft und deren Grauzonen. Maravan hat Sorge, das Geschäft könne
unanständig werden. Und das wird es. Doch er benötigt das Geld, um seine Familie in Sri Lanka am Leben zu erhalten.
Der tamilische Koch Maravan möchte ein Meisterkoch werden. Eigentlich ist er es schon. Er arbeitet in einem Gourmettempel bei DEM Koch in der Schweiz, allerdings als Küchenhilfe. Er schnippelt und wäscht Teller, träumt vom eigenen Restaurant. Als er seinen Job verliert, macht ihm seine ehemalige Kollegin Andrea ein Angebot. Er hatte sie zu Hause bekocht und dieses Mal war nicht nur köstlich, es hatte erotische Auswirkungen auf ihren Körper. Die beiden agieren nun schwarz als Caterer mit erotischen Gerichten: «Love Food». Im Prinzip ist das auch schon alles. Er liebt sie, sie aber nicht ihn, denn sie ist lesbisch, dafür aber die junge Sandana, die er nicht liebt. Gähn Das Ganze wird nebenbei garniert mit ein wenig Weltpolitik. Waffenhändler, sexbesessene Reiche, trickreiche Bosse, die ihr Geld in der Finanzkrise retten wollen, die Bourgeoise von Zürich, alle landen irgendwann bei Maravan, speisen im Sternerestaurant. Der Tamile selbst hat mit Politik nichts am Hut, muss sich aber mit seinen Landsleuten gutstellen, um Aufträge zu bekommen. Seine Schwester bettelt dauernd nach Geld, das er in die Heimat senden soll, denn dort macht die Politik das Leben teuer. Nebenbei wird erwähnt, dass die junge Tamilin Sandana zwangsverheiratet werden soll, sich das nicht gefallen lassen will.
Hier wird ein wenig angerissen, aber drüber hinweggeschrieben. Die Reichen sind dekadent, verfressen und böse. Klischee lässt grüßen.
Maravan bedient sich der ayurvedischen Rezepte seiner Großtante, setzt sie ins Moderne der Molekularküche. Er hantiert mit Vakuumkocher, Mixer, Siphon, kreiert Kügelchen, serviert auf Löffeln, in Reagenzgläsern und Phiolen. Normalerweise lese ich gern Bücher, in denen gekocht wird, ich rieche Gewürze, den Duft von brodelnden Essenzen, sehe das Menü vor mir. Nichts davon geschah beim Lesen. Nicht mal der Hunger stellte sich ein. Gefrorene Safran-Mandel-Espuma und ihre Safrantexturen, «Curry vom jungen Huhn auf Sashtika-Reis mit Korianderschaum und Eislutscher aus Lakritze-Honig-Ghee kamen in meinem Kopf nicht an, destilliert im Vakuumkocher, gematschte Molukulare. Widerkäuend über lange Strecken wurde gekocht, serviert, bis die Langeweile aufkam von der Brodelei.
Gut erzählt ist die Geschichte allemal. Aber das reicht nicht. Was wollte der Autor sagen? Die Schweiz ist verstickt in Waffengeschäfte und Finanztricksereien, liefert in Kriegsländer, während die Kriegsflüchtigen eben diese Bosse hier bekochen, bis sie von Völlerei geplagt am Herzinfarkt krepieren, bezahlt von dem Geld, was sie am Krieg verdienten. Die Kette schließt. Für mich floss die Geschichte dahin, nett erzählt, ohne Höhepunkte und Spannung. Die Protagonisten sind flach, geben nichts her. Die ganze Geschichte treibt an der Oberfläche, nichtssagend in Inhalt und Protagonisten.
Speisen, Spaß und Spannungen
Julian E. am 14.01.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Speisen, Spannungen, Sparsamkeit & Spaß - ein Spitzenbuch über die Spitzengastronomie!
Maravan ist Hilfskraft in einem Sternelokal. Er wäscht Teller, schnibbelt Zutaten und kann eigentlich so viel mehr. Ein Meister der Aromen und Gerüche! Das ist er. Und niemand erkennt es. Irgendwann kommt es zum Streit in der Küche und die Ungerechtigkeiten hassende Servicekraft Andrea pflichtet ihm bei. Beide lernen sich privat kennen und aus einem geheimen Plan Maravans wird eine gemeinsame Geschäftsidee. Mit 'Love Food' bieten Maravan und Andrea im wahrsten Wortsinn Erlebnisgastronomie an. Es gibt Höhen und Tiefen, Konflikte und Probleme. Doch beide halten zusammen und finden ihr Glück. Zwar nicht miteinander als Paar, aber als Team.
Wieder einmal ein Spitzenbuch von Martin Suter, diesmal über die Spitzengastronomie. Klare Sprache, sympathische Charaktere, eine spannende Story und ein unerwartetes Ende. Wieder einmal ein guter Beleg dafür, dass Suter zurecht einer meiner Lieblingsautoren ist.