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Beschreibung

Details

Verkaufsrang

39428

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

24.08.2015

Verlag

Carl Hanser Verlag

Seitenzahl

272

Beschreibung

Rezension

"Das ist die Stärke dieses Buches: Wie literarisch, literaturgeschichtlich und philosophisch zugespitzt erzählt wird: von der Zeit der Langeweile, der Zeit des Anfangens, der Zeit der Sorge und vieler anderer Vorstellungen." Hans-Jürgen Heinrichs, Deutschlandfunk, 18.01.16

"Dieses Buch ragt über alles hinaus, was heute über den Umgang mit der Zeit auf dem Markt ist. Mit Genuss lesbar! Ein Sachbuch, das auch zaubern kann." Sten Nadolny, Focus, 22.08.15

"Ein unterhaltsamer Gang durch das Labyrinth unserer zeitlichen Erfahrungen, von der Langeweile bis zur Vorstellung der Ewigkeit. ... Safranskis Kommentare schwanken virtuos zwischen ironischer Sottise und geistreichem Aphorismus." Romain Leick, Der Spiegel, 22.08.15

"Ein Kabinett der Denker und Dichter, quer durch die Zeiten, bis hin zur problematischen Gegenwart. Als Meister der Vermittlung sorgt Safranski für Orientierung." Angelika Brauer, Der Tagesspiegel, 22.08.15

Details

Verkaufsrang

39428

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

24.08.2015

Verlag

Carl Hanser Verlag

Seitenzahl

272

Maße (L/B/H)

21.7/14.1/2.7 cm

Gewicht

423 g

Auflage

2. Auflage

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-446-23653-0

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Für Eile fehlt mir die Zeit

Jérôme aus Bad Eilsen am 02.09.2015

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

"Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen, doch Ordnung lehrt Euch Zeit gewinnen." Wer sich schon immer einmal mit der Zeit beschäftigen wollte, der wird es auf den ersten Seiten mit der Langeweile zu tun bekommen. Jedoch nicht, weil Rüdiger Safranski uns die Zeit lang werden lässt, sondern weil er sein erstes Kapitel damit beginnt, dass Wesen der Langeweile einmal von verschiedenen Perspektiven so darzustellen, dass dieser uns allen bekannte Zustand, plötzlich ganz ungewohnt erscheint. Rüdiger Safranski, der für seine zahlreichen Biographien bekannt wurde, bietet uns hier wieder seine typische Schreibart an, die es vermag, Wissen, als eine Art Geschichte mit Spannungsbögen so darzustellen, dass uns als Lesende gar nicht schwindlig wird, wenn man uns von Thomas Mann zu Kierkegaard und wieder zurück zu Martin Heidegger schickt. Speziell anhand des Letztgenannten, zeigt uns Safranski einen Weg auf, der bei einer harmlosen Begriffsbestimmung der Langeweile zu beginnen scheint, uns jedoch nach und nach immer tiefer in die eigene Existenz hineinblicken lässt. Dort angekommen erfahren wir dann, dass es nicht nur die Welt ist, die uns in Momenten der Langeweile nichts mehr zu bieten vermag, sondern auch, dass wir und unser Selbst von der Zeit regelrecht verschluckt werden können. Schließlich sorgen wir für die Zeitigung von Erlebnissen mittels unserer selbst gewählten Entschlüsse. Doch wenn uns zuweilen die Motivation, für deren Umsetzungen fehlen sollte, können wir der nackten Zeit und ihrer dichten, quälenden Essenz urplötzlich gewahr werden. Mit einem lethargischen Erstaunen merken wir dann, dass wir selber alles in Gang setzen müssen, damit das Weltgeschehen weiter schreitet. Diese unbehagliche Situation beherbergt nach Heidegger die Möglichkeit, sich der eigenen Freiheit, als Initiationsereignis bewusst zu werden und sich und sein Selbst aus dem Horror Vacui herauszuziehen. Die schon angedeutete Manier Safranskis, den Höhepunkt eines Kapitels dafür zu gebrauchen, auf eine neue Thematik überzuleiten, bewirkt zuweilen, dass seine Werke so wunderbar romanhaft daherkommen und einen trotz der abstrakten Thematiken zu fesseln vermögen. So katapultiert uns nun Safranski sogleich aus der Langeweile hinein in die Zeit des Anfangens und sensibilisiert uns mit Kant für die Erkenntnis, dass wir nicht nur Lebewesen sind, die angefangen worden sind, sondern auch dafür, dass wir, als selbstbestimmte Menschen, mit dem Erwachen der Vernunft, ebenfalls Anfänge vollziehen können. Etwas anzufangen bedeutet immer auch etwas zu verändern und so kommen wir nicht umhin, jenen Sack, den wir alle hinter uns herziehen, von Zeit zu Zeit abzulegen, um ein neues Kapitel beginnen zu können. Nach einem Pathos des Anfangens, treffen wir im nächsten Kapitel wieder auf einen sich sorgenden Heidegger, sodas man nicht umhin kommt, die ersten 80 Seiten, als eine Einführung in den Existentialismus anzusehen. Allerdings lässt sich bei einer philosophischen Reise in die Zeit auch nur schwer ein Bogen um eben jenen Heidegger machen, der mit seinem großen Werk "Sein und Zeit", unter Anregungen von Edmund Husserl, die Wechselwirkung zwischen der menschlichen Existenz und der Zeit, als sinngebendem Horizont, so fundamental herausgearbeitet hatte. Rüdiger Safranski reflektiert jedoch nicht nur den individuellen Bezug zur Zeit, sondern er zeigt auch den Prozess der vergesellschafteten Zeit auf. Wir erfahren von einer Bewirtschaftung der Zeit, die, wie es die Finanzmärkte zeigen, eine ungewisse Zukunft durch die in der Gegenwart getätigten Kredite verbraucht. Die Politik ist der rasanten Beschleunigung in der Wirtschaft nicht mehr gewachsen. Während Transaktionen auf dem Finanzmarkt in Sekundenbruchteilen betätigt werden, benötigen politische Entscheidungen sehr viel mehr Zeit. Auf diese Weise rückt die Zukunft und ihre Risiken bedrohlich nahe in die Gegenwart hinein. Safranski formuliert dies sehr treffend mit den Worten „Die Beschleunigung(...), ist so schnell, dass die Zukunft immer schon begonnen hat." Unsere Zeit bedarf einer Entschleunigung, um das individuelle Zeitgeschehen mit der öffentlichen Zeit in Einklang zu bringen, so Safranski und sieht in der Bewahrung und Erhaltung der Eigenzeit eine große politische Herausforderung. Doch liegt dem Menschen überhaupt etwas an einem Austreten, aus einer wirtschaftlich-öffentlich getakteten Zeit oder finden wir in diesen periodischen Abläufen, diesen gemeinschaftlich benutzten Vorgängen nicht jenen Halt, der uns alle von dem entschwindenen und vergänglichen Charakter der Zeit ablenkt ? Heidegger spricht von jener Verfallenheit an das "man", um eben auf das Verbergen der eigenen Zeitlichkeit aufmerksam zu machen. „Die Wirklichkeit erscheint haltbarer”, so Safranski, wenn man sich täglich an die festen Strukturen der Öffentlichkeit verliert. Man muss es Safranski hoch anrechnen, dass er es mit seinen verschiedenen Sachbüchern schafft, Probleme, Philosophien und Thematiken so zu erklären, dass wir uns nicht nur gehoben fühlen, sondern auch in Welten eintauchen können, die wegen ihrer abstrakten Zugänge, uns ein Eintreten manchmal verwehren.

Für Eile fehlt mir die Zeit

Jérôme aus Bad Eilsen am 02.09.2015
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

"Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen, doch Ordnung lehrt Euch Zeit gewinnen." Wer sich schon immer einmal mit der Zeit beschäftigen wollte, der wird es auf den ersten Seiten mit der Langeweile zu tun bekommen. Jedoch nicht, weil Rüdiger Safranski uns die Zeit lang werden lässt, sondern weil er sein erstes Kapitel damit beginnt, dass Wesen der Langeweile einmal von verschiedenen Perspektiven so darzustellen, dass dieser uns allen bekannte Zustand, plötzlich ganz ungewohnt erscheint. Rüdiger Safranski, der für seine zahlreichen Biographien bekannt wurde, bietet uns hier wieder seine typische Schreibart an, die es vermag, Wissen, als eine Art Geschichte mit Spannungsbögen so darzustellen, dass uns als Lesende gar nicht schwindlig wird, wenn man uns von Thomas Mann zu Kierkegaard und wieder zurück zu Martin Heidegger schickt. Speziell anhand des Letztgenannten, zeigt uns Safranski einen Weg auf, der bei einer harmlosen Begriffsbestimmung der Langeweile zu beginnen scheint, uns jedoch nach und nach immer tiefer in die eigene Existenz hineinblicken lässt. Dort angekommen erfahren wir dann, dass es nicht nur die Welt ist, die uns in Momenten der Langeweile nichts mehr zu bieten vermag, sondern auch, dass wir und unser Selbst von der Zeit regelrecht verschluckt werden können. Schließlich sorgen wir für die Zeitigung von Erlebnissen mittels unserer selbst gewählten Entschlüsse. Doch wenn uns zuweilen die Motivation, für deren Umsetzungen fehlen sollte, können wir der nackten Zeit und ihrer dichten, quälenden Essenz urplötzlich gewahr werden. Mit einem lethargischen Erstaunen merken wir dann, dass wir selber alles in Gang setzen müssen, damit das Weltgeschehen weiter schreitet. Diese unbehagliche Situation beherbergt nach Heidegger die Möglichkeit, sich der eigenen Freiheit, als Initiationsereignis bewusst zu werden und sich und sein Selbst aus dem Horror Vacui herauszuziehen. Die schon angedeutete Manier Safranskis, den Höhepunkt eines Kapitels dafür zu gebrauchen, auf eine neue Thematik überzuleiten, bewirkt zuweilen, dass seine Werke so wunderbar romanhaft daherkommen und einen trotz der abstrakten Thematiken zu fesseln vermögen. So katapultiert uns nun Safranski sogleich aus der Langeweile hinein in die Zeit des Anfangens und sensibilisiert uns mit Kant für die Erkenntnis, dass wir nicht nur Lebewesen sind, die angefangen worden sind, sondern auch dafür, dass wir, als selbstbestimmte Menschen, mit dem Erwachen der Vernunft, ebenfalls Anfänge vollziehen können. Etwas anzufangen bedeutet immer auch etwas zu verändern und so kommen wir nicht umhin, jenen Sack, den wir alle hinter uns herziehen, von Zeit zu Zeit abzulegen, um ein neues Kapitel beginnen zu können. Nach einem Pathos des Anfangens, treffen wir im nächsten Kapitel wieder auf einen sich sorgenden Heidegger, sodas man nicht umhin kommt, die ersten 80 Seiten, als eine Einführung in den Existentialismus anzusehen. Allerdings lässt sich bei einer philosophischen Reise in die Zeit auch nur schwer ein Bogen um eben jenen Heidegger machen, der mit seinem großen Werk "Sein und Zeit", unter Anregungen von Edmund Husserl, die Wechselwirkung zwischen der menschlichen Existenz und der Zeit, als sinngebendem Horizont, so fundamental herausgearbeitet hatte. Rüdiger Safranski reflektiert jedoch nicht nur den individuellen Bezug zur Zeit, sondern er zeigt auch den Prozess der vergesellschafteten Zeit auf. Wir erfahren von einer Bewirtschaftung der Zeit, die, wie es die Finanzmärkte zeigen, eine ungewisse Zukunft durch die in der Gegenwart getätigten Kredite verbraucht. Die Politik ist der rasanten Beschleunigung in der Wirtschaft nicht mehr gewachsen. Während Transaktionen auf dem Finanzmarkt in Sekundenbruchteilen betätigt werden, benötigen politische Entscheidungen sehr viel mehr Zeit. Auf diese Weise rückt die Zukunft und ihre Risiken bedrohlich nahe in die Gegenwart hinein. Safranski formuliert dies sehr treffend mit den Worten „Die Beschleunigung(...), ist so schnell, dass die Zukunft immer schon begonnen hat." Unsere Zeit bedarf einer Entschleunigung, um das individuelle Zeitgeschehen mit der öffentlichen Zeit in Einklang zu bringen, so Safranski und sieht in der Bewahrung und Erhaltung der Eigenzeit eine große politische Herausforderung. Doch liegt dem Menschen überhaupt etwas an einem Austreten, aus einer wirtschaftlich-öffentlich getakteten Zeit oder finden wir in diesen periodischen Abläufen, diesen gemeinschaftlich benutzten Vorgängen nicht jenen Halt, der uns alle von dem entschwindenen und vergänglichen Charakter der Zeit ablenkt ? Heidegger spricht von jener Verfallenheit an das "man", um eben auf das Verbergen der eigenen Zeitlichkeit aufmerksam zu machen. „Die Wirklichkeit erscheint haltbarer”, so Safranski, wenn man sich täglich an die festen Strukturen der Öffentlichkeit verliert. Man muss es Safranski hoch anrechnen, dass er es mit seinen verschiedenen Sachbüchern schafft, Probleme, Philosophien und Thematiken so zu erklären, dass wir uns nicht nur gehoben fühlen, sondern auch in Welten eintauchen können, die wegen ihrer abstrakten Zugänge, uns ein Eintreten manchmal verwehren.

Die verschiedenen Aspekte der Zeit

Mikka Liest aus Hilter am Teutoburger Wald am 04.04.2017

Bewertet: Buch (Taschenbuch)

Safranski spricht die unterschiedlichsten Themen an, die mal mehr, mal weniger offensichtlich mit der Zeit und ihren Facetten zu tun haben. Darunter ist manches, über das man sich vielleicht selber schon Gedanken gemacht hat, aber auch vieles, für das man sich erst einmal frei machen muss von festgefahrenen Vorstellungen - von dem, was man bisher schlicht als so unumstößlich und unveränderlich angesehen hat, dass es das Nachdenken nicht zu lohnen schien. Zitat aus dem Kapitel 'Zeit der Langeweile': "In dem Maße, wie die Ereignisse ausdünnen, wird die Zeit auffällig. Es ist, als käme sie aus ihrem Versteck, denn für unsere gewöhnliche Wahrnehmung ist sie hinter den Ereignissen verborgen und wird nie so direkt und aufdringlich erlebt. Ein Riss also im Vorhang, und dahinter gähnt die Zeit." Der Autor lädt ein, um die Ecke zu denken, einen anderen Blickwinkel einzunehmen, den Gedanken über die Zeit ganz bewusst Zeit einzuräumen. Man sollte sich vom Klappentext aber nicht verleiten lassen, ein seicht-erbauliches Büchlein für den Kaffeetisch zu erwarten: es erfordert aktives Mitdenken, denn allzu einfach macht es einem dieses Werk nicht. Obwohl ich sonst eine rasche Leserin bin, habe ich ein paar Wochen dafür gebraucht; für mich ist es kein Buch, durch das man nebenher durchhetzen kann. Sätze wie den folgenden musste ich mehrfach lesen und in Gedanken in ihre Einzelteile zerpflücken, um wirklich zu verstehen, was sie aussagen: Zitat aus dem Kapitel 'Lebenszeit und Weltzeit': "Ähnlich hat Edmund Husserl das Erlebnis von Gegenwärtigkeit phänomenologisch als ein Zugleich von Protention und Retention analysiert: Nur deshalb fällt uns die Zeit nicht in Zeitpunkte auseinander und nur deshalb können wir sie als sukzessives Kontinuum erleben, weil im jeweiligen Moment das soeben Vergangene noch präsent ist (Retention) und man zugleich erwartend angezogen wird vom Künftigen (Protention)." Aber die Mühe lohnt sich meines Erachtens, denn Safranski nimmt einen mit auf eine sehr umfassende Reise, die das Thema "Zeit" in all ihren Aspekten abdeckt. In ruhigem Tonfall und anspruchsvoller, dennoch oft heiterer und unterhaltsamer Sprache teilt er seine Gedanken und Überlegungen mit, durchwebt sie aber stets mit Querverweisen, Zitaten und Quellenangaben. Er lässt sie alle zu Wort kommen: Dichter und Schriftsteller, Philosophen, Wissenschaftler, Psychologen - sprich, Denker und große Geister jeglicher Couleur, seien es nun Kafka, Heidegger, Einstein, Demokrit oder sogar literarische Figuren wie Hamlet. Gelegentlich fand ich die Häufung anderer Quellen ermüdend. Zwar sind sie hilfreich, wenn man sich zu einem Thema weitergehend informieren will, aber ich hatte manchmal den Eindruck, dass Safranksi eigene Worte unter dem Berg von Zitaten begraben wurden, dann hätte ich lieber mehr über seine ganz persönliche Meinung erfahren. Selten verliert er sich auch ein wenig in Allgemeinplätzen, die dem sonstigen Niveau nicht gerecht werden. Frank Arnold ist meines Erachtens eine gute Wahl für die Hörbuchumsetzung: seine Stimme klingt konzentriert und präzise, aber dennoch lebendig, mit einem sehr angenehmen Sprachrhythmus, dem man gut folgen kann, ohne dass es ermüdend wird oder man den Faden verliert. Das Hörbuch ist als Download sowohl in einer gekürzten wie einer ungekürzten Version erhältlich, als Audio-CD nur in der gekürzten, die die Essenz des Buches aber ebenfalls gut wiedergibt. Fazit: "Zeit" ist kein Selbsthilfebuch; es gibt keine praktischen Tipps zur Entschleunigung des Alltags oder Ähnliches. Es ist eine philosophische Rundreise durch das Wesen der Zeit und all ihre Aspekte (von der Langeweile bis zur Unfähigkeit, sich den eigenen Tod vorzustellen), und als Reiseführer fungieren nicht nur Safranski selber, sondern auch eine Vielzahl an großen Denkern, die er ausführlich und mit Quellenangaben zitiert. In meinen Augen ist es kein einfaches Buch, sondern eines, bei dem man sich anstrengen muss, um allen Gedankengängen zu folgen und sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen. Ein gewisses Grundinteresse an Philosophie, Literatur und Wissenschaft sollte man mitbringen!

Die verschiedenen Aspekte der Zeit

Mikka Liest aus Hilter am Teutoburger Wald am 04.04.2017
Bewertet: Buch (Taschenbuch)

Safranski spricht die unterschiedlichsten Themen an, die mal mehr, mal weniger offensichtlich mit der Zeit und ihren Facetten zu tun haben. Darunter ist manches, über das man sich vielleicht selber schon Gedanken gemacht hat, aber auch vieles, für das man sich erst einmal frei machen muss von festgefahrenen Vorstellungen - von dem, was man bisher schlicht als so unumstößlich und unveränderlich angesehen hat, dass es das Nachdenken nicht zu lohnen schien. Zitat aus dem Kapitel 'Zeit der Langeweile': "In dem Maße, wie die Ereignisse ausdünnen, wird die Zeit auffällig. Es ist, als käme sie aus ihrem Versteck, denn für unsere gewöhnliche Wahrnehmung ist sie hinter den Ereignissen verborgen und wird nie so direkt und aufdringlich erlebt. Ein Riss also im Vorhang, und dahinter gähnt die Zeit." Der Autor lädt ein, um die Ecke zu denken, einen anderen Blickwinkel einzunehmen, den Gedanken über die Zeit ganz bewusst Zeit einzuräumen. Man sollte sich vom Klappentext aber nicht verleiten lassen, ein seicht-erbauliches Büchlein für den Kaffeetisch zu erwarten: es erfordert aktives Mitdenken, denn allzu einfach macht es einem dieses Werk nicht. Obwohl ich sonst eine rasche Leserin bin, habe ich ein paar Wochen dafür gebraucht; für mich ist es kein Buch, durch das man nebenher durchhetzen kann. Sätze wie den folgenden musste ich mehrfach lesen und in Gedanken in ihre Einzelteile zerpflücken, um wirklich zu verstehen, was sie aussagen: Zitat aus dem Kapitel 'Lebenszeit und Weltzeit': "Ähnlich hat Edmund Husserl das Erlebnis von Gegenwärtigkeit phänomenologisch als ein Zugleich von Protention und Retention analysiert: Nur deshalb fällt uns die Zeit nicht in Zeitpunkte auseinander und nur deshalb können wir sie als sukzessives Kontinuum erleben, weil im jeweiligen Moment das soeben Vergangene noch präsent ist (Retention) und man zugleich erwartend angezogen wird vom Künftigen (Protention)." Aber die Mühe lohnt sich meines Erachtens, denn Safranski nimmt einen mit auf eine sehr umfassende Reise, die das Thema "Zeit" in all ihren Aspekten abdeckt. In ruhigem Tonfall und anspruchsvoller, dennoch oft heiterer und unterhaltsamer Sprache teilt er seine Gedanken und Überlegungen mit, durchwebt sie aber stets mit Querverweisen, Zitaten und Quellenangaben. Er lässt sie alle zu Wort kommen: Dichter und Schriftsteller, Philosophen, Wissenschaftler, Psychologen - sprich, Denker und große Geister jeglicher Couleur, seien es nun Kafka, Heidegger, Einstein, Demokrit oder sogar literarische Figuren wie Hamlet. Gelegentlich fand ich die Häufung anderer Quellen ermüdend. Zwar sind sie hilfreich, wenn man sich zu einem Thema weitergehend informieren will, aber ich hatte manchmal den Eindruck, dass Safranksi eigene Worte unter dem Berg von Zitaten begraben wurden, dann hätte ich lieber mehr über seine ganz persönliche Meinung erfahren. Selten verliert er sich auch ein wenig in Allgemeinplätzen, die dem sonstigen Niveau nicht gerecht werden. Frank Arnold ist meines Erachtens eine gute Wahl für die Hörbuchumsetzung: seine Stimme klingt konzentriert und präzise, aber dennoch lebendig, mit einem sehr angenehmen Sprachrhythmus, dem man gut folgen kann, ohne dass es ermüdend wird oder man den Faden verliert. Das Hörbuch ist als Download sowohl in einer gekürzten wie einer ungekürzten Version erhältlich, als Audio-CD nur in der gekürzten, die die Essenz des Buches aber ebenfalls gut wiedergibt. Fazit: "Zeit" ist kein Selbsthilfebuch; es gibt keine praktischen Tipps zur Entschleunigung des Alltags oder Ähnliches. Es ist eine philosophische Rundreise durch das Wesen der Zeit und all ihre Aspekte (von der Langeweile bis zur Unfähigkeit, sich den eigenen Tod vorzustellen), und als Reiseführer fungieren nicht nur Safranski selber, sondern auch eine Vielzahl an großen Denkern, die er ausführlich und mit Quellenangaben zitiert. In meinen Augen ist es kein einfaches Buch, sondern eines, bei dem man sich anstrengen muss, um allen Gedankengängen zu folgen und sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen. Ein gewisses Grundinteresse an Philosophie, Literatur und Wissenschaft sollte man mitbringen!

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Geraldine Chantal Daphne Dettwiler

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Gelungen

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

„die Zeit, die ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie: sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen.“ Zitat von der Marschallin in Hofmannsthals „Rosenkavalier“ Rüdiger Safranski spricht über die Zeit, wie sie auf uns wirkt und was sie mit uns macht. Er redet von der Zeit der Langeweile und des Wartens. Er schreibt von der Zeit des Anfangs und von berühmten Anfängen in der Literatur. Es geht um die Zeit der Sorgen, ein unglückliches Volk ohne Zukunftsbewusstsein. Ausserdem geht es in diesem Buch darum, was die Uhr denn nun genau misst, wie wir Gefangene von Zeitplänen sind und was passiert wenn die Zeit knapp wird. Ebenfalls ein Thema ist die Lebenszeit und Weltzeit und dann gibt es einen Abstecher in die Weltraumzeit, wir lernen was die Eigenzeit ist und wie wir sie nutzen. Spannend fand ich auch das Kapitel über das Spiel mit der Zeit und das loslassen und seine Schwierigkeiten. Ausführlich und interessant beschrieben was die Zeit aus uns macht und was wir aus ihr machen, liest sich dieses Buch beinahe wie ein Roman.
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Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

„die Zeit, die ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie: sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen.“ Zitat von der Marschallin in Hofmannsthals „Rosenkavalier“ Rüdiger Safranski spricht über die Zeit, wie sie auf uns wirkt und was sie mit uns macht. Er redet von der Zeit der Langeweile und des Wartens. Er schreibt von der Zeit des Anfangs und von berühmten Anfängen in der Literatur. Es geht um die Zeit der Sorgen, ein unglückliches Volk ohne Zukunftsbewusstsein. Ausserdem geht es in diesem Buch darum, was die Uhr denn nun genau misst, wie wir Gefangene von Zeitplänen sind und was passiert wenn die Zeit knapp wird. Ebenfalls ein Thema ist die Lebenszeit und Weltzeit und dann gibt es einen Abstecher in die Weltraumzeit, wir lernen was die Eigenzeit ist und wie wir sie nutzen. Spannend fand ich auch das Kapitel über das Spiel mit der Zeit und das loslassen und seine Schwierigkeiten. Ausführlich und interessant beschrieben was die Zeit aus uns macht und was wir aus ihr machen, liest sich dieses Buch beinahe wie ein Roman.

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