Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts: Die junge, aus einfachen Verhältnissen stammende Lulu Schneider träumt davon, Tänzerin zu werden. Als sie eines Tages sehnsüchtig durch die Fenster des nahe gelegenen Ballhauses Sternberg das glamouröse Treiben beobachtet, lernt sie David kennen, den Sohn des jüdischen Besitzers. Mit viel Fleiss und der Unterstützung der Sternbergs, die ihr Talent erkennen, steigt Lulu in den rauschenden Goldenen Zwanzigern zur Startänzerin auf. Doch dann kippen die politischen Verhältnisse im Land, und bald sind das Ballhaus und alle, die Lulu liebt, in grosser Gefahr …
Werbung | Rezensionsexemplar | Standalone | 3 ⭐
Eine Geschichte in Kriegszeiten zu zaubern, das ist in 2024 eine Kunst. Da sind etliche Geschichten auf dem Markt, die hunderte Schicksale verfolgen und jedes Mal dieses unsägliche Leid, welches nicht in Vergessenheit geraten darf. Stephanie Jana versucht sich an einem solchen Roman, der nicht nur während des 2., sondern auch des 1. Weltkriegs spielt. Die beiden Kriege spielen jedoch eher am Rande eine Rolle. Oftmals werden ein paar Fakten genannt, um den Leser an den Krieg zu erinnern, doch erst im letzten Drittel nimmt die Thematik mehr Fahrt auf.
Das tut dem Buch aber keinen Abbruch. Die Story um Lulu Schneider bietet Vielfältigkeit. Sie handelt von junger Liebe, Schwierigkeiten im Elternhaus, Freundschaft und früher Verantwortung. In erster Linie aber um das Verfolgen von Träumen duch Ehrgeiz, mit einer Prise Glück. Ich verfolgte Lulus Karriere gerne und hätte mir mehr Seiten gewünscht, auf denen ihr Tanz beschrieben wird.
Generell hätte ich mir mehr Details und Ausschmückungen gewünscht. Das ist nicht so leicht, wenn man über 30 Jahre Leben in ein 500-Seiten-Buch quetschen möchte. Für mich ein Grund, warum einige Themen zu wenig Raum bekamen und leider nahm dies auch Spannung raus. Manche Kapitel beendete ich voller Vorfreude, nur um dann einen zeitlichen Sprung von mehreren Jahren zu erleben. Damit schafft die Autorin Platz für viel Inhalt, für mich zu viel Inhalt.
Einen Abschluss und Höhepunkt fand das Buch in den Wirren und dem Ende des 2. Weltkrieges. Dabei fehlte dem Buch ein individueller Höhepunkt. Die Suche nach ihrem Geliebten, das Heimzahlen einer alten Fehde. Potenzial war da. Krieg ist immer ein Höhepunkt, doch hier fehlte Lulus individuelles Schicksal. Etwas Spannung.
Am schönsten war für mich die Liebesgeschichte und Lulus Charakter. Sie stand immer wieder für sich ein und zweifelte nie an sich selbst. Ihre Geschichte hätte ich auch in drei Bänden verfolgt, aber in einem einzigen ging mir insgesamt leider zu viel verloren. Schlussendlich kann ich das Buch dennoch empfehlen.
Miteinander und Füreinander im Berlin der Kriege
Kati Klatte aus Lüneburg am 04.02.2024
Bewertungsnummer: 2123562
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Zum Buch
Tanzen ist das was Lulu möchte, und im Ballhaus Sternberg schaut sie heimlich den Tanzenden zu und lernt.
Zwei Junge, so unterschiedlich wie Tag und Nacht, möchten doch beide das gleiche Mädchen, die gleiche Frau.
David, ein Jude, dessen Herz Lulu gehört.
Fritz, der in einer Familie aufwächst, wo Juden als Abschaum bezeichnet wird.
Lulu, die nie so werden wollte, wie ihre Eltern.
2 Kriege, die Berlin zerstören, doch die es nicht schaffen eine Liebe zu vernichten.
Meine Meinung
Ein bildgewaltiger, flüssiger und spannungsreicher Schreibstil, der die Geschichte eines Ballhaus und dessen Menschen zum Leben erweckt. Eine Geschichte, die traurige Historie und unendliche Liebe miteinander verknüpft. Die Autorin hat ein Buch verfasst welches tiefgründig, ermahnend, intensiv und gefühlvoll ist.
Die Höhen und Tiefen eines Lebens, sowie die Protagonisten, werden authentisch und ehrlich aufgezeigt, und lassen in mich das Gefühl aufkommen selbst mittendrin im Geschehen zu sein.
Ein berührendes Buch, welches eine Gefühlsachterbahn hervorruft.