Nominiert für den Theodor-Fontane-Literaturpreis 2023Ausgezeichnet mit dem Uwe-Johnson-FörderpreisRequiem auf eine verlorene Generation.Sie sind jung, und sie heissen Heiko, Mandy Jana oder Raik. Sie sind die Witzfiguren und die Arbeitstiere unserer Gesellschaft. Sie sind müde, sie sind wütend, sie rauchen. Doch sie leben jetzt. Aus ihren Feuern.Bevor Heiko, Thomas und Karsten vor Langeweile sterben, legen sie lieber Feuer. Sie träumen davon, mit einem Mädchen zu schlafen. Der eine soll den elterlichen Schlachthof übernehmen, der andere will nach Amerika ausreisen. Der dritte, Heiko, muss in dunklen Gängen Kabel verlegen und saufen lernen. Als er Jana trifft, verliebt er sich in sie. Doch Jana hütet ein Geheimnis, das er zu spät lüften kann. Das Glück kommt einfach nicht näher, und Heiko wird Bestatter. Eines Tages wird er an eine Unfallstelle gerufen, und dann fängt seine Geschichte noch einmal vor an.Ein grandioser Arbeiter- und Nachwenderoman über drei Freunde, die ihre Herkunft nicht als Urteil und ihre Klasse nicht als Schicksal hinnehmen wollen. Hart und zart, in der Tradition von Wolfgang Hilbig und Clemens Meyer geschrieben.Mit seinem Erscheinen gehörte dieses Debüt zu den meistdiskutierten deutschsprachigen Romanen. Ein neuer Sound und vermeintliche Randfiguren der Gesellschaft als Held:innen.
Jugendliche nach der Wende mit ihren Leidenschaften, Krisen, und einer Freundschaft, die unter die Haut geht.... Witzig trotz allem und zeitnah... Sehr zu empfehlen, bleibt in Erinnerung klare Lese Empfehlung... Hoffentlich bald mehr von ihm. Erinnert an Clemens Meyer,, als wir träumten, genauso genial
Starke Erzählung über die Zeit nach der Wende
Bewertung aus Peine am 17.07.2022
Bewertungsnummer: 1749281
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
2014. Heiko arbeitet als Bestatter in Leipzig. Sein Leben ist geprägt von seinem fordernden Chef und einem inneren Gefühl der Perspektivlosigkeit. Eines Tages bekommt er den Auftrag, ein Unfallopfer zu bergen und ins Bestattungsinstitut zu bringen. An der Unfallstelle muss er feststellen, dass es sich um seinen Jugendfreund Thomas handelt. Heiko fragt sich, ob es wirklich ein Unfall war, denn er weiß von einem Geheimnis, das Thomas und er geteilt haben und das auch jetzt noch gefährlich werden könnte.
Ausgehend von diesem Ereignis erinnert er sich an seine Jugend, die nach der Öffnung der Mauer keineswegs die großen Chancen und Möglichkeiten bot, die sich manche vielleicht erhofft haben. Die Menschen in Heikos Umgebung fühlen sich allein gelassen, oft auch herabgesetzt und eine gewisse Hoffnungslosigkeit breitet sich aus. Solange Heiko jedoch seine Freunde Thomas und Karsten hat, gibt es immer wieder gloriose Momente. Auch wenn seine Beziehung zu Jana zum Scheitern verurteilt scheint und die Arbeit als Elektriker alles andere als erfüllend ist.
Mich hat das Thema des Buchs sehr interessiert und dennoch musste ich mich ein wenig hindurchkämpfen, obwohl die Sprache sehr zugänglich ist. Die Figuren wirken greifbar, die Erzählstimme authentisch, viele Erfahrungen hat der Autor selbst gemacht. Aber die unterschwellige Hoffnungslosigkeit und auch Wut, die ich zwischen den Zeilen spürte, haben mir das Weiterlesen oft schwer gemacht. Der Titel „Aus unseren Feuern“ wirkt zunächst irreführend, er passt aber letztlich wunderbar, denn die drei Freunde, um die es geht, möchten etwas erschaffen oder zerstören. Und auch wenn das letztlich nicht wirklich gelingt, ist es doch etwas, das sie und ihre Geschichte prägt. Ein ungewöhnlicher Roman, dem es gelingt ein Lebensgefühl wunderbar einzufangen.
Meinungen aus unserer Buchhandlung
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Heiko, Thomas und Karsten sind Teenager im Leipzig nach der Wende. In einer Zeit, in der die versprochenen blühenden Landschaften ausbleiben und viele vom Osten in den Westen ziehen, sind sie auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Heiko, der Erzähler in diesem Buch wird eine Lehre als Elektriker machen, Thomas wird im Schlachtbetrieb des Vaters einsteigen und Karsten wird Sprengmeister in einem Abrissunternehmen. Wir landen in diesem Buch nicht bei den Gewinnern des Mauerfalls, man fühlt sich viel mehr der Heimat enteignet. Die Frustration der Väter und die unterdrückte Wut über die fehlenden Möglichkeiten der Jungen werden nicht selten in Alkohol ertränkt. Dazwischen veranstalten die Jungs Sprengungen. Karsten betätigt sich als Bombenbauer. Als er nach Amerika geht, versteckt Thomas die letzte Höllenmaschìne von Karsten, um wenigstens seinem Freund den Ausbruch aus der kleinen Welt in Leipzig zu ermöglichen. Jahre später, Heiko arbeitet inzwischen in einem Bestattungsunternehmen, trifft er auf Thomas. Der Schlachtbetrieb dessen Vaters ging inzwischen Konkurs, der einstige Kumpel liegt tot im weissen Clio, den Heiko ihm überlassen hatte. Und Heiko schwant, auch die Bombe muss noch irgendwo sein. Denn der Kontakt war am Schluss nur noch beschränkt, der frustrierte Schukollege war in die Welt der Verschwörungstheorien der Reichsbürger abgedriftet. Nicht auszuschließen, dass Thomas die Bombe noch vor seinem Tod deponiert hatte. In diesem Roman wird nichts weichgespült. Wir sind dabei im Schlachtbetrieb, bei der Bestattung und als Elektriker auf der Baustelle. Der Autor kennt diese Milieus, war selber darin tätig und beschreibt das ohne Scheuklappen. Und diese Solidarität der einfachen Leute, die da geblieben sind im Osten und ihre ohnmächtige Wut auf die da oben und die drüben, Müllensiefen gibt diesen Leuten und ihren Befindlichkeiten eine Stimme von beeindruckender Wucht. Das Buch mutet der Leserschafť einiges zu, auf höchstem sprachlichen Niveau führt er uns durch jene Welten der Gescheiterten, Geschundenen und Enttäuschten, und gibt zu verstehen, das Leben ist nicht nur schön, aber für die wenigen schönen Augenblicke lohnt es sich, alles durchzustehen.