Hitze, Regen, beissender Gestank. Iris tigert in Manhattan durch ihr Penthouse und wartet voller Ungeduld auf die nächste Dinnerparty, die ihr wieder ein wenig Leben einhaucht. Ling, angestellt in einer Sexpuppenfabrik im Südosten Chinas, kontrolliert künstliche Frauenkörper auf Herstellungsfehler, bevor sie sich abends bei Filmklassikern in ihre Einsamkeit zurückzieht. Und im alten, düsteren Europa folgt Ada ihren mathematischen Obsessionen, träumt von Berechnungen und neuartigen Maschinen, das Ungeheuerliche stets im Kopf. Drei Frauen in drei Welten: Sie alle sind auf der Suche nach einer Antwort - nach dem Kern der Dinge. Und sie alle sind, ohne es zu ahnen, miteinander verbunden.
Die Autorin nimmt uns schnurstraks mit in ihre verwirrende, etwas groteske und skurrile Geschichte. Sie kokettiert mit unseren ureigensten Ekeln und Ängsten. Schauerlich und poetisch zugleich. Warum werde ich das Gefühl nicht los, hier in eine Art Schleichwerbung geraten zu sein? Ein Gruseln packt mich irgendwie, aber nicht wegen den Puppen, sondern wegen den echten Menschen die Abfall produzieren und Haar und Hautfetzen abstossen?!?
Auf der 103-ten Seite beginnt mich das Ganze ärgerlich zu machen. Zumal wir schon lange von der Produktion dieser Puppen wissen. Wirkt für mich eher abstossend.
Experimenteller, sprachlich interessanter Roman
Lesendes Federvieh aus München am 28.10.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
„Die Erfindung des Ungehorsams“ besticht durch eine ausgesprochen interessante Sprache und Erzählform, deren Rhythmus den Leser nach und nach in seinen Bann zieht. Martina Clavadetscher spielt hier so wunderbar locker und leicht mit ihren Sätzen, man kann immer wieder Neues entdecken und das hat mir beim Lesen eine große Freude bereitet.
Auch die Verknüpfung der Lebensgeschichten drei so unterschiedlicher Frauen, die aber trotzdem eines gemeinsam haben, nämlich den Wunsch den Dingen auf den Grund zu gehen, ist wirklich gelungen. Sie beschäftigt sich dabei ebenso mit Beziehungsmustern, wie auch mit Themen wie Selbstverwirklichung und der Rolle der Frau in der Gesellschaft im Gestern mit Ada und heute mit Iris.
Spannend und in kraftvollen Bildern beschrieben, durchleuchtet sie durch Ling vordergründig die Verbindung von Mensch und Maschine bzw. die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz. Ein fesselndes Thema, das mich an so mancher Stelle zu Nachdenken brachte.
Für dieses Buch muss man sich Zeit nehmen, damit es seine Wirkung so richtig entfalten kann. Ist dies einmal geschehen, legt man es nicht mehr aus der Hand. Es ist für mich eine Lektüre, die auf unterhaltsame Weise zeigt, dass Ungehorsam an der richtigen Stelle manchmal gar nicht so falsch ist.
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Von Anfang an hat mich Martina Clavadetscher mit ihrer Sprache in ihren Bann gezogen. Sie schreibt flüssig, man hat das Gefühl, man fliesse durch das Buch, wird teilweise sanft durch die Geschichte geschaukelt und dann wieder von überraschenden Strömungen herumgewirbelt.
Die Protagonistinnen sind drei Frauen, die auf verschiedene Art und Weise aus ihrem Alltag ausbrechen und dadurch die Freiheit entdecken, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Zudem spielt die Thematik, was uns Menschen zu Menschen macht oder was uns von heute entwickelten hochintelligenten Maschinen unterscheidet, eine wichtige Rolle. Wem steht Freiheit überhaupt zu?
Am Ende erwartet die Leserschaft dann noch eine unerwartete Wendung, die schliesslich in einen der komplexen Geschichte würdigen Schluss überleitet.
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Eher schwierig.
Vielleicht hätte ich es langsamer lesen sollen.
Öfters Pausen machen.
Der Beginn, eher mühsam.
Zumindest wirkte es so auf mich.
Ein Bruch im letzten Drittel: Lovelace.
Geschrieben wie ein Fieberwahn.
Phantastisch.
Meisterstück.
Warum hat es wohl den Buchpreis gewonnen, fragte ich mich.
An der Form allein kann es nicht gelegen haben.
Dass ich das Buch am Ende am liebsten gleich nochmal gelesen hätte - vielleicht.
Dass es ganz am Schluss, über die letzten Seiten hinweg, etwas anrührte.
Und mich am Ende mit einem seltsamen, schwer erklärbaren Gefühl von Unbehagen oder Unruhe oder ... Grauen zurückliess.
Ja, es rührte etwas an, irgendwo tief innen, vielleicht.
Wie ein Höhle, die man erkundet und kartografiert.
Und wenn du denkst, du hättest sie vollumfänglich erfasst.
Taucht irgendwo ein Geheimgang auf und du stösst auf ein noch viel grösseres Höhlensystem.
Und so fort.
Bis an einen Punkt hin, an dem du zwar gerne weitergehen würdest, aber irgendetwas stösst dich ab. will nicht, dass du weiter gehst.
Das "Ungeheuerliche", das zitiert wird.
All die Leerstellen - in der Geschichte wie im Text.
Ein "je ne sais quoi"...