Am 14. Juni 1891 ereignet sich in Münchenstein bei Basel das schlimmste Eisenbahnunglück der Schweiz. Die von Staringenieur Gustave Eiffel konstruierte Brücke stürzt unter der Last eines voll besetzten Personenzuges in die tosende Birs. Zahlreiche Menschen sterben oder sind schwer verletzt.
Unter den Überlebenden ist eine junge Mutter mit ihrem einjährigen Sohn. Wochen später wird die aufgedunsene Leiche ihres Ehemanns aus dem Wasser geborgen. Dabei tritt unerwartet die traurige Wahrheit über ein hinterhältiges Verbrechen zutage.
Weitere Bände von Zeitgeschichtliche Kriminalromane im GMEINER-Verlag
Aus historischer Sicht lesenswert, literarisch etwas durchwachsen
Bewertung am 14.11.2023
Bewertungsnummer: 2068326
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Die hochbetagte Ida Gutzwiller Gysin aus Basel erzählt ihrem Sohn Wilhelm einen Teil ihrer Lebensgeschichte, der eng mit einem großen Zugunglück nahe Münchenstein verbunden ist. Sie selbst, der damals kleine Wilhelm und ihr Ehemann Karl sind 1891 ebenfalls an Bord des Unglückszuges. Vollbeladen mit Fahrgästen fährt dieser auf eine Brücke, die von dem Ingenieurbüro des weltweit renommierten Gustave Eiffel konstruiert wurde. Es kommt zur Katastrophe, als die Brücke zusammenbricht und einen Teil des Zugs mit sich in die Tiefe reißt. Auch Karl gehört zu den Opfern. Doch nicht nur dieses Unglück überschattet das Leben der jungen Ida. Vor ihrer Hochzeit mit Karl war sie einem anderen versprochen. Ihr Verlobter Wilhelm verschwindet allerdings spurlos und hinterlässt die schwangere und unverheiratete Ida. Karl Gutzwiller, der Ida schon lange nachstellt, ergreift die Chance und nimmt sich der verzweifelten Frau an. Sie gehen die Ehe miteinander ein. Doch der Verbleib von Wilhelm lässt Ida nicht los. Ein Privatdetektiv wird engagiert, um mehr herauszufinden.
Alles in allem war das Buch interessant. Man erfährt viel über das tragische Unglück von Münchenstein. Immer wieder werden historische Dokumente und Zeitungsartikel zitiert, was einen lesenswerten Einblick in die damaligen Ereignisse gibt. Auch die menschlichen Tragödien, die mit den Ereignissen einhergingen, werden wiederholt in die Erzählung eingeflochten. Nachdenklich stimmen einen damals wie heute die Gaffer, die sich am Leid anderer ergötzen und Einsatzkräfte behindern. Auch das persönliche Schicksal von Ida Gutzwiller Gysin lässt den Leser nicht kalt. Ihre Geschichte vermittelt ganz nebenbei einen kleinen Eindruck von den damaligen gesellschaftlichen Konventionen, insbesondere für Frauen. Unschlüssig bin ich, ob ich den "Krimi-Anteil" im Roman gebraucht hätte. Im ersten Teil des Buches laufen die Ermittlungen, es gibt einige Erkenntnisse, aber dann verliert sich dieser Strang mehr oder weniger. Die Berichte über das Zugunglück selber sind, wie erwähnt, sehr faktenreich aufbereitet. Das ist lesenswert, allerdings wurde immer wieder versucht, möglichst viel Information in die Dialoge der Personen einzufügen. Dadurch geraten manche Gespräche etwas hölzern. Aus historischer Sicht also lesenswert. Literarisch betrachtet gibt es ein paar Abzüge.
Hat mich leider nicht überzeugt
Gertie G. aus Wien am 14.11.2023
Bewertungsnummer: 2068137
Bewertet: eBook (ePUB)
In diesem historischen Roman sollte es eigentlich, wie Titel, Cover und Klappentext versprechen, um das Eisenbahnunglück vom 14. Juni 1891 gehen. Ich schreibe absichtlich „sollte“ und „eigentlich“.
Denn bevor es dazukommt, lernen wir Ida Gysin kennen, die in den Kondukteur der Jura-Simplon-Bahn, Wilhelm Münch, verliebt ist und der plötzlich verschwindet. Nachforschungen ergeben, dass er mit einem Kollegen Streit hatte. Außerdem stellt sein Freund Karl Ida nach. Als sich herausstellt, dass Ida schwanger ist, heiratet sie Karl, um der Schande eines unehelichen Kindes zu entgehen.
Ein zweiter Handlungsstrang führt uns nach Paris ins Konstruktionsbüro des Gustave Eiffel, der gemeinsam mit einem Mitarbeiter am später Eiffel-Turm genannten Wahrzeichen von Paris arbeitet. Daneben sind zahlreiche Brücken zu konstruieren sowie der Ärger mit dem Bau des Panama-Kanals auszuhalten.
Erst im 23. von 45 Kapiteln kommt es zu diesem dramatischen Zugsunglück, bei dem 73 Menschen sterben und 170 verletzt werden. Ida und ihr kleiner Sohn Willi überleben beinahe unverletzt. Karls Leiche wird erst Wochen später gefunden. Als sie Karls Taschenuhr erhält, muss sie mit einem schrecklichen Verdacht weiterleben.
Meine Meinung:
Leider geht das Zugsunglück, das zu den schwersten in der Schweiz zählt, in der Geschichte rund um Ida, Wilhelm und Karl, die sich sehr gut als Krimi eignet, fast unter.
Das ist ziemlich schade, denn sowohl die Rettungs- und Bergungsaktionen sowie das nachfolgende Gerichtsverfahren sind sehr gut dokumentiert. Es gibt Freisprüche für alle Angeklagten, weshalb der Titel „Eiffels Schuld“ als Titel des Buchs nicht richtig erscheint. Die Schuldfrage wird im Prozess diskutiert, aber der Sachverständige laviert herum. Tatsache ist, dass wegen des großen Andrangs zu einem Fest zwei Waggons und eine tonnenschwere Lokomotive als Vorspann angehängt worden sind, obwohl die Brücke über die Birs durch einen Schaden am Widerlager eine solche (Zusatz)Belastung möglicherweise nicht standhalten würde. Auch die Geschwindigkeitsbeschränkung seit der Freigabe 1875 von 30 km/h wird nicht eingehalten. Man fährt also mit einem längeren, wesentlich schwereren Zug, in dem rund 500 Personen sitzen, mit höherer Geschwindigkeit über eine nicht ordentlich gewartete Brücke - und niemand hat Schuld an diesem Unglück. Immerhin leistet die Jura-Simplon-Bahngesellschaft hohe Entschädigungszahlungen. Doch ein Schuldeingeständnis?
Leider hat mich der Schreibstil nicht wirklich fesseln können. Der Autor schwankt zwischen genauen maschinenbautechnischen Beschreibungen, die mich als Technikerin und Eisenbahnfan jetzt nicht stören, aber Leser, die sich mit „Querträgern, unteren Gurtungen, übereck reichende Flacheisen sowie Dreiecksverbände, die den nötigen Widerstand gegen Verschiebungen leisten.“ nicht auskennen, werden doch recht unsanft aus dem Lesefluss gerissen und häufig hölzern wirkenden Dialogen sowie Details, die die Handlung keinen Millimeter weiterbringen.
Auch das Verquicken des fiktiven Handlungsstrang Ida & Co., mit Gustave Eiffel und dem Eisenbahnunglück halte ich nicht für gut gelungen. Eine Trennung in einen historischen Roman, der sich voranging mit dem Eisenbahnunglück beschäftigt und in einen „Historischen Krimi“ mit Ida, Wilhelm und Karl als Hauptfiguren hielte ich für die bessere Lösung. Vor allem auch deswegen, weil es mit Idas Vater, der mit Karl ein Geheimnis zu teilen scheint und einen Detektiv bezahlt, um Wilhelm suchen zu lassen, den er eigentlich gar nicht als Schwiegersohn haben will, einen ziemlich widersprüchlichen Charakter gibt, der bei mir für allerlei Argwohn sorgt.
Nun ja, es ist so, wie es ist.
Fazit:
Leider kann ich diesem historischen Roman nur knappe 3 Sterne geben. Die Gründe sind oben genannt.