1946. Drei Jahre nach dem katastrophalen Ereignis, das ihre Familie zerriss, fliehen eine Mutter und ihre Tochter von Polen nach Paris. Blind vor Sorge und Schuldgefühlen begreifen sie nicht, wie schwer es ist, der Vergangenheit zu entkommen.
Fast achtzig Jahre später führt Gretel Fernsby in ihrem Londoner Villenviertel ein ruhiges Leben, Welten entfernt von der traumatischen Kindheit. Als eine junge Familie in die Wohnung unter ihr zieht, hofft sie, dass die eingespielte Hausgemeinschaft nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Doch der neunjährige Henry weckt Erinnerungen, denen sie sich nicht stellen will.
Gretel steht plötzlich vor der Wahl zwischen ihrer eigenen und Henrys Sicherheit. Eine Wahl, der sie sich ganz ähnlich schon einmal gegenübersah. Damals wurde sie, die Tochter eines Lagerkommandanten,mit ihrer unentschuldbaren Entscheidung zur Mittäterin. Aber sollte sie jetzt eingreifen, riskiert sie, Geheimnisse zu enthüllen, die sie ein Leben lang gehütet hat ...
Sehr gekonnt wird das Hörbuch "Als die Welt zerbrach" von Elisabeth Günther vorgetragen. Der Autor John Boyne erzählt das Leben der Gretel Fernsby, die als Kind im Hitlerdeutschland groß geworden ist. Jeden einzelnen Tag ihres Lebens haftet ihr der Fluch, die Tochter des Lagerkommandanten von Auschwitz gewesen zu sein, an. Nach Kriegsende flüchtet sie mit ihrer Mutter aus Deutschland, doch immer wieder muss sie weiterziehen, weil ihre Identität aufgedeckt wird, bis sie endlich in London durch die Heirat mit einem fürsorglichen Ehemann einen anderen Namen annimmt und jahrzehntelang unbehelligt bleibt. Der Haupterzählstrang jedoch beschäftigt sich mit der neunzigjährigen Gretel, die verwitwet in einem noblen Appartement wohnt. Jetzt beginnen neue Probleme, als eine Familie in das Haus zieht, in der offensichtlich der gewalttätige Ehemann Frau und Sohn terrorisiert. Gretel stößt an ihre Grenzen, als sie versucht zu vermitteln. Ihre Erinnerungen, Scham und die nie vergessene Tat, an der sie schwere persönliche Schuld auf sich geladen hat, zeigen ihr den einzig möglichen Lösungsweg auf, den sie mit aller Konsequenz beschreitet.
Normalerweise sind Bücher über das Hitlerregime, über seine Handlanger, über Judenverfolgung und über Konzentrationslager schwere Kost. Eine Kost, die notwendig ist, wenn man die deutsche Geschichte aufrichtig verarbeiten will. John Boyne verarbeitet diese Thematik in einem spannenden Unterhaltungsroman, der den Umgang eines schuldig gewordenen Menschen mit seiner Vergangenheit beschreibt. Er lässt die Personen in seinem Umfeld lebendig werden und dadurch auch die Hauptperson aus der anonymen Masse der Täter hervortreten. Der Roman ist gut lesbar, ohne dass das Thema dadurch bagatellisiert wird. Auch auf diese Art kann man dem Vergessen entgegenwirken.
Was für ein Buch
Katharina aus Sülzetal am 04.12.2022
Bewertet: eBook (ePUB)
Ich habe den Jungen im gestreiften Pyjama, als Hörbuch letztes Jahr gelesen/gehört. Das war ja schon bewegend, aber das ist noch nen Zacken mehr.
Wie sie ihr Leben erzählt, was sie alles erzählt hat. Heftig. Ich konnte es nicht weg legen und habe ab der Hälfte das Buch regelrecht verschlungen.
Jedes neue Detail aus ihrem Leben. Hat mich mehr und mehr in den Bann gezogen.
Ich kann es nur jeden weiterempfehlen.
Unsere Buchhändler*innen meinen
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Ich habe "Der Junge im gestreiften Pyjama" gelesen, der war schon eindrücklich, bewegend und heftig, aber diese Fortsetzung von John Boyne hier macht den Topf zu.
Erzählt wird die Geschichte diesmal aus der Sicht von Schwester Gretel und obwohl die beiden Bücher eindeutig zusammengehören ist dieser neue Roman doch so ganz anders als der Vorherige. Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich dabei ab und so ergibt sich nach und nach ein erschreckendes, wie auch stimmiges Bild. Das dargestellte moralische Dilemma, empfand ich persönlich als sehr eindrücklich, da es dem Buch eine unglaubliche Tiefe verleiht. Auch erzählerisch konnte mich der Roman überzeugen. Hier vergebe ich 5 von 5 Sternen.
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Katrin Staratzke-Schamaun
Orell Füssli St. Margrethen - Einkaufszentrum Rheinpark
Die lange erwartete Fortsetzung des bewegenden Bestsellers «Der Junge im gestreiften Pyjama» hat in mir gemischte Gefühle ausgelöst und stand nicht unbedingt ganz oben auf meiner Wunschliste. Denn, ist die Geschichte nicht irgendwie auserzählt, was soll nach so einem berührenden Buch noch kommen und möchte man wirklich die Geschichte der Schwester hören?
Ich kann nur sagen: Ja, man will! Und zwar unbedingt. Dieses Buch ist wirklich grandios und sei hiermit jedem ans Herz gelegt. Die grossen Fragen nach Schuld und nach Vergebung werden hier gestellt. Es geht um Heimat und Flucht und eben genau die Momente, in denen die ganze Welt zerbricht. Dieser Roman bringt seine Leser tief in den Kopf und die Gefühlswelt einer ganzen Generation und leuchtet dabei auch in die dunkelsten Ecken. Ganz grosses Kino!