Meine letzte RezensionBis die Sonne scheintvon Christian Schünemann
Christian Schünemann erzählt in seinem Roman «Bis die Sonne scheint» die Geschichte einer deutschen Familie. Angelehnt sind die Ereignisse dabei an seine eigene Familiengeschichte.
Schünemann beginnt den Roman in der Perspektive des ca. 15-jährigen Ich-Erzählers Daniel, der rückblickend vom Jahr 1983 erzählt, in dem die Verdrängungstaktik der Eltern nicht mehr aufgeht. Die Stimmung fängt Schünemann dabei so gekonnt ein: einerseits blickt ein älterer Daniel leicht wehmütig und erfahren auf jene Zeit und sein jüngeres Ich zurück, das mitten drin ist in seiner Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen. Mit zahlreichen Gegensätzen verdeutlicht der Erzähler die Diskrepanz zwischen kindlichem Blick auf die Eltern, die es schon richten werden, und der langsam einsetzenden Erkenntnis, dass Eltern menschlich und somit fehlbar sind. Das Ergebnis ist tragisch-komisch, urteilsfrei, versöhnlich und zutiefst liebevoll.
Parallel dazu wechselt Schünemann die Perspektive und die Zeit und berichtet als allwissender Erzähler und im Präsens aus den Leben von Daniels Grosseltern und Eltern. Im Nachwort schreibt Schünemann, dass ihm wichtig war, seine Familie als «Personen der Zeitgeschichte zu sehen» und so liest sich dieser Familienroman auch als Stück deutscher Geschichte.
«Bis die Sonne scheint» hat mir von Anfang bis Ende unheimlich gut gefallen. Schünemann schreibt unaufgeregt, fast «still», er entzaubert die älteren Generationen, aber das ändert nichts an Daniels Einstellung zu ihnen. Für mich ein Geheimtipp!